Eine magische Nacht. Roman
dann … nun, Janelle hatte sich in dieser Nacht schamlos verhalten, und es war demütigend, sich daran zu erinnern. Nicht dass sie prüde wäre, aber sie war auch nicht der Typ, der sich einem Mann an den Hals warf, vor allem dann nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand.
Sicher, Kane war ihren Avancen mit vollendeter Ritterlichkeit begegnet. Er hatte sich rührend um sie gekümmert und sie weggeschoben, während er ihr gleichzeitig versicherte, dass sie begehrenswert sei. Er wollte sie. Daraus hatte er kein Geheimnis gemacht. Aber er hatte nicht zugegriffen, als sie verwundbar war. Das sagte doch was, oder? Er
mochte
sie.
Entweder das, oder der Hohe Druide Phil hatte mit seinen Andeutungen über Kanes gerissene Verführungskünste recht. Wenn er sich ihr auf diese Weise in einem Traum näherte – Himmel, hilf! Sich vorzustellen, dass er so etwas willentlich herbeiführen könnte – wäre das der perfekte Weg, sie gründlich zu verführen, ohne, rein technisch gesehen, eine einzige Regel zu verletzen. Solange sie sich nicht körperlich berührten, würde sie seine Hüterin bleiben können und doch zu seinen Gunsten äußerst voreingenommen sein.
Eine absolut unschlagbare Strategie, wenn es das war. Ihr war es so real erschienen. Aber nein, es war nur ein Traum. Das wusste sie. Ebenso sicher aber war sie sich, dass es mehr war als irgendein einfacher Traum. Sie hatte ihn in ihrer Erinnerung gefühlt – und konnte ihn noch immer fühlen.
Es war einfach zu verwirrend. Sie musste sich konzentrieren, um rational zu bleiben.
Sehen Sie sich vor,
hatte der Druide gesagt. Und der beste Weg, sich vorzusehen, war, aktiv nach der Wahrheit zu suchen. So würde eine kluge Frau derartige Dinge angehen, anstatt darauf zu warten, dass ihr die Wahrheit auf den Kopf fällt. Und weitere Menschen verletzt würden. Also … schnüffeln. Es war an der Zeit dafür. Keine Warterei mehr darauf, dass andere die Ermittlungen für sie übernahmen.
Janelle atmete tief ein, und beim Ausatmen blickte sie um sich.
Hallo? Irgendwelche suchenden Seelen da draußen? Sex. Ich bin ja sooooooo geil. Ich werde es mir hier und jetzt gleich selbst besorgen. Hat jemand Lust darauf, mir zuzusehen?
Nachdem sie auf diese Weise nach Kräften versucht hatte, ihre Gedanken weiträumig zu projizieren, wartete sie klopfenden Herzens einen Moment lang ab. Nichts geschah. Kein Zeichen von spionierenden Geistern. Also war sie startklar. So startklar, wie sie sein konnte.
Rasch zog sie ihr Handy aus der Tasche und gab eine Kurzwahlnummer ein. Nervös sah sie sich um, bis sich eine Männerstimme meldete.
»Riordan? Hi, ich bin’s, Janelle.«
»Mmmph.«
»Hey? Alles in Ordnung mit dir?«
»Hab nur den Mund voll.«
Janelle grinste. Schon immer hatte ihr Freund einen unersättlichen Appetit gehabt, und der hatte sich noch verdoppelt, nachdem seine beiden Hälften wieder zusammengefunden hatten. »Schon wieder? Du wirst dick, und dann wird Mina dich verlassen.«
»Ich kann’s nicht ändern. Ich bin einfach ständig so verdammt hungrig. Gut, dass ich noch immer den Metabolismus eines Pukas habe, hm?«
»Ja, das ist gut. Ich kenne ein paar Frauen, die dir wahrscheinlich vor lauter Neid den Hals umdrehen würden. Essen zu können wie ein Schwein und nicht ein einziges Pfund zunehmen …« Nicht dass sie es dem Kerl vorwerfen könnte. Zweitausend Jahre Hunger. Wenn sie so lange nichts gegessen hätte, würde sie vermutlich ihren gesamten Wohnkomplex wegfuttern und dann zum Nachtisch die Grünanlagen verspeisen. »Wie geht es Mina?«
»Phantastisch! Es ist kaum noch etwas zu sehen.«
»Keine Verfärbung, kein unerklärliches Fieber?« Fragend hatte Janelle die Stimme angehoben.
»Nee, nichts davon. Du bist wirklich erstaunlich.«
»Nein, erstaunlich ist die Gabe. Ich freue mich, dass es ihr gutgeht. Aber behaltet es im Auge, okay?«
»Wird gemacht.« Er räusperte sich und konzentrierte sich nun offensichtlich auf ihr Gespräch. »Also, war das jetzt der einzige Grund, weshalb du angerufen hast? Wolltest du dich nur nach Mina erkundigen und mich dabei erwischen, wie ich wieder einmal der Völlerei fröne?«
»Wegen Mina wollte ich tatsächlich nachhören, aber ich brauche auch eine Information.«
»Ja? Worum geht’s?«
»Wie kann ich mit Titania Kontakt aufnehmen?«
Nachdem Riordan ihr nach einigem Hin und Her endlich die Nummer genannt hatte, rief Janelle dort an.
Als sie später am Tag zu ihrem Wagen eilte, sah Janelle sich vorsichtig um.
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