Eine magische Nacht. Roman
Wieder einmal hatte sie Kane abgeschüttelt, indem sie vorgab, sich um irgendwelche geheimnisvollen weiblichen Belange kümmern zu müssen, die zu erklären für sie beide nur peinlich wäre. Interessant, dass solche Dinge so allgemein anwendbar waren. Auch war sie sehr stolz darauf, dass sie ihre wahren Gründe seinem mentalen Zugriff vorenthalten konnte. Sie hatte praktiziert, was er ihr beigebracht hatte, und glaubte, auch ziemlich gut darin zu sein.
»
So
gut bist du gar nicht.«
Janelle erschrak und drehte sich im Kreis, um in allen Richtungen nach der leisen Frauenstimme Ausschau zu halten.
Es folgte ein Seufzen. »Hier oben.«
Überrascht hob Janelle den Kopf und entdeckte Kanes Halbschwester Breena, die auf einem der unteren Äste eines Baums saß. Einen Augenblick lang starrte sie das Mädchen an, dann schmunzelte sie. Sie hatte noch nicht ganz vergessen können, mit welcher Geringschätzung Breena sich anfangs über die Menschen geäußert hatte. »Ich denke, du weißt, wie stereotyp das ist, oder? Eine Elfe auf dem Ast eines Baums? Obwohl wir uns euch eigentlich ja ein wenig kleiner vorstellen. Eher so in der Größe einer Barbie-Puppe.«
Gewandt rutschte Breena vom Ast herunter und landete leicht auf dem Boden. »Das ist uns bekannt. Es ist amüsant. Und weißt du auch, was außerdem noch amüsant ist? Die Idee, du könntest Titania überlisten. Sicher, meinem Bruder kannst du was vormachen. Er
will
dir ja deine Intimsphäre tatsächlich lassen, Idiot, der er ist. Keine Ahnung, wann er so weichherzig geworden ist. Das muss wohl um die Zeit gewesen sein, als er Riordan aus seinem Felsen entließ.«
Janelles Heiterkeit verflog. »Du klingst dermaßen blasiert, wenn du über die Fehde zwischen deinen Brüdern sprichst. Ist denn ein Streit, der sich über Tausende von Jahren hinzieht, nicht auch für euch Elfentypen von Bedeutung?«
Breena lächelte; zweifellos amüsierte sie sich wieder einmal über diese Halbtote. Das Lächeln steigerte sich in ein Lachen. »Ich schwöre, ich werde Kane dazu bringen, dass er mir erlaubt, dich zu behalten. Natürlich nur, wenn er dich nicht selbst erst mal behalten will.«
Janelle zuckte zusammen, blendete die Vorstellung dann aber mental aus. »Erzähl mir von deiner Mutter.«
»Was? Sind die heimlichen Sehnsüchte meines Bruders etwa nicht für euch
Menschen
typen von Bedeutung?«, spottete die Elfe. Aber einen Augenblick später gab sie nach. »Also gut. Wir können das Thema Kane fallen lassen und uns über meine Mutter unterhalten. Sie ist … nicht hier. Auch nicht hierher unterwegs. Als ich herausfand, was du vorhast, habe ich – nur um auf der sicheren Seite zu sein – dafür gesorgt, dass sie an einen anderen Ort gerufen wurde. Und nein, ich werde dir nicht sagen, wo sie ist. Gib dich damit zufrieden, dass sie eine Weile beschäftigt sein wird. Jedenfalls lange genug, um dir begreiflich zu machen, was du hier riskierst.«
»Wie bitte?« Janelle war empört. »Ich habe mir die größte Mühe gegeben, um sie anrufen zu können.«
»Ja, ich weiß. Das war mutig von dir. Meine Assistentin findet dich übrigens richtig cool. Für einen Menschen.«
»Aber ich habe mit Titania gesprochen. Das weiß ich genau.«
»Das hast du
geglaubt
.« Breena lächelte. »In Wirklichkeit war es allerdings nur meine Assistentin. Vergiss es. Für dich ist im Augenblick der Charakter meiner Mutter ein wichtigeres Thema als die Details der Elfenkultur.«
Verwirrt schüttelte Janelle den Kopf. »Wahrscheinlich aber weniger interessant.«
»Oh, das würde ich nicht sagen. Mutters Charakter ist legendär. Frag nur Oberon. Dieser bedauernswerte Mistkerl wird den Rest seines Lebens dafür zahlen, dass er Mom in den Kulissen versteckt.«
»Davon habe ich gehört.« Vorsichtig senkte Janelle die Stimme. »Also, was genau würde deine Mutter mir antun?«
Breena zuckte mit den Achseln, und diese Geste wirkte seltsam prosaisch. »Als Erstes würde sie mal all diese kleinen Gedanken, die sich am Rand deines Bewusstseins tummeln, an sich reißen. Das wäre eine leichte Übung für sie. Dann wüsste sie, was du planst, und würde es sowohl gegen dich als auch gegen Kane verwenden. Das ist auch der Grund, weshalb Kane wollte, dass
ich
an dieser Front die Sache in Angriff nehme. Warum lässt du mich nicht?«
»Weil die Sache ein Ende finden muss.
Jetzt.
Kane braucht seine Freiheit wieder und ich mein normales Leben.«
»Ah. Bist wohl in Versuchung geraten, was?« Diese kleine Göre
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