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Eine magische Nacht. Roman

Titel: Eine magische Nacht. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natale Stenzel
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wenn er diese ganze Zeit mit dir zusammen verbracht hat, vielleicht gegen seinen Willen, auf wessen Seite steht er dann?« Aufmerksam taxierte Kane seinen Bruder.
    Im Haus erklang eine Stimme – Mina, die ihrem Riordan ungeduldig nahelegte, seinen Hintern lieber wieder an den Tisch zu bewegen oder die Konsequenzen zu tragen. Von dieser Drohung abgelenkt, die er offensichtlich ernst nahm, trat Riordan einen Schritt zurück. »Das, mein Bruder ist eine sehr gute Frage. Warum machst du dich nicht an die Arbeit, eine Antwort darauf zu finden, und lässt mich wieder reingehen und mein Abendessen beenden. Mina wird schon sauer. Sie mag es überhaupt nicht, abends am Tisch allein gelassen zu werden. Es ist die Zeit, in der wir zusammenkommen.«
    »Oh. Dinnerkonversation?« Kane dachte darüber nach, und tatsächlich fiel es ihm gar nicht leicht, diesem Spitzbuben, der sein Bruder einmal war, ein so häusliches Bild anzuhängen. »Wie süß. Wie ein altes Ehepaar, das die Ereignisse des Tages bespricht.«
    »Nah«, erwiderte sein Bruder. »Aphrodisiaka und Sex.«
     
    »Das Knie müsste sich inzwischen ziemlich taub anfühlen.« Aufmunternd lächelte Janelle ihrer Patientin zu. Nachdem sie sich heute so intensiv mit den Angelegenheiten von Pukas und Elfen befasst hatte, war Routine genau das, was sie an diesem Abend brauchte. Etwas Leichtes, aber Nützliches, das sie an ihren Wert als Mensch erinnerte. Ironischerweise war es da für sie eine willkommene Aufgabe, ein Knie nähen zu können. »Lassen Sie mich Ihnen auf den Tisch helfen, und dann fangen wir an. Ein wenig Desinfektionsmittel, ein paar Stiche, ein Verband, und schon sind Sie fertig.«
    Das Mädchen rührte sich nicht vom Stuhl und schielte Janelle nur misstrauisch an. »Was, wenn eine Narbe bleibt?«
    »Nun, ich kann Ihnen nicht versprechen, dass das nicht geschehen wird, aber wir werden versuchen, sie so hübsch und klein wie möglich zu halten. Und dann gibt es auch schlimmere Stellen als ein Knie, an denen man Narben haben könnte. Jeder hat doch von dem einen oder anderen Abenteuer in der Kindheit noch immer eine Narbe am Knie.«
    »Ich bin aber kein Kind.«
    Janelle musterte die Achtzehnjährige mit verhaltener Belustigung. Skateboard-Verletzung klang für sie ziemlich kindhaft, auch dann, wenn bei dem betroffenen Kind ein sehr erwachsen wirkendes Schmetterlingstattoo nur wenige Zentimeter unter dem verletzten Knie an der Seite ihrer Wade prangte. »Natürlich nicht. Dann setzen Sie sich doch bitte und zeigen mir Ihr Knie, damit wir hier fertig werden und Ihre kostbare Zeit nicht weiter verschwenden. Einverstanden?«
    »Natürlich.« Vorsichtig setzte sich das Mädchen, reckte das Kinn und streckte das Bein auf dem Tisch vor sich aus.
    »Geht’s so? Sind Sie so weit? Kann ich anfangen?« Janelle hielt die Hände weit auseinander. Gummihandschuhe hatte sie bereits übergestreift, Nadel und Faden waren vorbereitet, und sie konnte loslegen. Sie hatte herausgefunden, dass Latex ein Muss war. Nicht nur um die Übertragung von Bakterien zu verhindern, sondern auch um den Hautkontakt mit ihren Patienten zu vermeiden. Dennoch kam es gelegentlich dazu.
    So hatte sie gestern einer älteren Frau beim Betreten der Klinik geholfen – eine harmlose, gut gemeinte Geste, die in eine Heilsitzung umgeschlagen war, gleich dort im Wartezimmer. Eine leichte Berührung des nackten Arms dieser Frau, und schon hatte Janelle ohne es zu beabsichtigen eine Reihe von Gallensteinen aufgelöst. Zum Teufel, sogar die Nasenwege der Frau – verstopft durch eine jahreszeitlich bedingte Allergie – waren anschließend frei. Aber sie hatte Glück gehabt; der Vorfall war zwar seltsam, aber nicht eindeutig auf magische Kräfte zurückzuführen. Noch besser war, dass niemand diese Gallensteine vorher formal diagnostiziert hatte, also gab es auch keine Aufzeichnungen von ihrer Existenz, die es notwendig gemacht hätten, dem nachzugehen.
    Demnach gab es vorläufig also auch keinen Verdacht gegen sie. Aber eine Wiederholung solcher Merkwürdigkeiten – wie das Baby mit den Blähungen, die Migränepatientin – könnte Misstrauen wecken. Verflixt, wenn jeder potenzielle Patient in dem Moment, in dem er mit Dr. Corrington in Körperkontakt geriet, eine Spontanheilung erführe, würden die Leute anfangen sich zu wundern. Leute wie Dr. Hoffmann zum Beispiel, der sie immer noch wie ein Falke im Auge behielt. Wann würde der auch schon von ihr ablassen? Sie hatte gesehen, wie er ihre Fallakten

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