Eine Marcelli geht aufs Ganze
tigerte, hörte er ihre Stimme gedämpft durch die Tür. Drei Minuten später klingelte das Telefon. Er schnappte sich den Hörer.
»Was?«
Francesca lachte. »Sei nicht so panisch. Ihr geht es gut. Ich habe versprochen, dir nicht zu erzählen, was mit ihr los ist. Flipp deswegen bitte nicht aus. Ich komme jetzt zu euch rüber, und dann werden sie und ich uns unterhalten. Danach rufe ich dich in der Firma an und erzähle dir alles.«
»Was ist denn nur los?«
»Sam, du wirst mir einfach vertrauen müssen. Fahr ins Büro, ich melde mich.«
Ihr vertrauen. Er entspannte sich. Das konnte er. »Bitte ruf mich vor Mittag an.«
»Versprochen.«
»Gut.« Er grinste. »Danke, Francesca. Ich bin dir was schuldig.«
»Nein, bist du nicht. Bis später.«
Er legte den Hörer auf. »Ich gehe jetzt zur Arbeit«, rief er Kelly durch die geschlossene Tür zu. »Francesca wird in Kürze hier sein.«
»Ich weiß. Jetzt ist alles gut, Sam. Mach dir keine Sorgen.«
Er hörte die Erleichterung in Kellys Stimme. Die Tränen schienen verschwunden zu sein. Irgendwie war Francesca in nur wenigen Minuten ein kleines Wunder gelungen. Verdammt, sie war gut. Besser als gut sogar.
Vor langer Zeit hatte er gelernt, dass Frauen logen, um ihren Willen durchzusetzen, und dass man ihnen unter keinen Umständen trauen durfte. Aber Francesca war anders. Sie war ehrlich, geradeheraus, und sie würde ihn niemals manipulieren. Er konnte ihr vertrauen. Und das tat er auch.
17. KAPITEL
D as ist echt eklig.« Kelly kam aus dem Bad und ließ sich auf das Bett fallen.
Francesca überlegte, sie darauf hinzuweisen, dass sie sich in den nächsten dreißig oder vierzig Jahren schon daran gewöhnen würde, fand jedoch den Gedanken dann selber zu deprimierend. Es war besser, sich auf das Positive zu konzentrieren.
»Wenigstens weißt du jetzt, dass du erwachsen wirst.«
Kelly schaute sie an und lächelte. »Ich wusste bereits, dass das passieren würde.« Sie zuckte zusammen und legte sich eine Hand auf den Bauch. »Wie lange dauert es, bis der Schmerz wieder weggeht?«
»Eine halbe Stunde oder so.« Francesca zeigte auf die Heizdecke, die sie mitgebracht hatte. »Versuch die mal. Wärme hilft.«
Kelly legte sich die Decke auf den Bauch, nahm dann die Fernbedienung zur Hand und schaltete den Fernseher ein.
»Ich dachte schon, ich würde zunehmen oder so, weil ich mich die letzten Tage so aufgedunsen gefühlt habe.«
»Ja, das gehört leider dazu.«
»Genau wie die Krämpfe und die ekligen Blutungen? Wer hat sich das nur ausgedacht?«
»Das gehört alles zum Fluss des Lebens, wenn du mir dieses Wortspiel verzeihst.«
Kelly rümpfte die Nase. »Das ist nicht lustig.«
Francesca legte sich neben sie. »Geht es dir langsam besser?«
Kelly nickte. Ihre Unterlippe zitterte leicht. »Ich wusste alles darüber. Meine Mom hat mir ein paar Sachen erzählt, und wir haben in der Schule darüber gesprochen. Aber es zu hören und das Blut wirklich zu sehen, ist echt nicht das Gleiche. Eine Sekunde dachte ich, ich würde sterben. Dann fiel mir alles wieder ein, aber ich konnte es meinem Dad nicht erzählen und wusste nicht, was ich tun sollte.«
Francesca strich ihr über die roten Locken. »Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte.«
»Ich auch.«
»Wir gehen den Tag heute ruhig an. Entspannen uns einfach ein bisschen. Wenn dir morgen danach ist, kannst du wieder zum Unterricht gehen. Am Nachmittag muss ich für eine halbe Stunde zu meiner Doktormutter, aber ansonsten habe ich diese Woche keine Pläne.«
Kelly lächelte. »Mir gefällt die Vorstellung, heute mit dir hier abzuhängen. Vielleicht können wir den DVD-Player im Fernsehzimmer benutzen, weil ich hier oben ja immer noch keinen habe.«
»Das stimmt. Wie traurig. Stell dir nur mal vor, ohne einen eigenen DVD-Player durchs Leben zu gehen. Vielleicht könntest du einen Brief an UNICEF schreiben und sie um einen bitten. Ach, warte, die sind ja damit beschäftigt, den hungernden Kindern auf der Welt zu helfen.«
Kelly schob ihre Hand beiseite. »Ich versteh schon. Ich bin ein verwöhntes Gör, das das, was es hat, nicht zu schätzen weiß.«
»Ja, so etwas in der Richtung.«
Kelly grinste. »Okay. Ich höre auf, mich wegen des DVD-Players zu beschweren.«
»Das würde ich an deiner Stelle auch tun.« Francesca setzte sich hin. »Ich muss deinen Dad anrufen.«
»Auf keinen Fall! Ich will nicht, dass er das weiß.«
»Es wird ihn nicht überraschen. Sam hat ein paar Erfahrungen mit Frauen und
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