Eine Marcelli geht aufs Ganze
gemeinsame Zukunft vorstellen zu können?
»Wir haben uns darauf geeinigt, dass es eine unverbindliche Beziehung bleibt«, sagte sie schließlich und hielt den Atem an.
Ihre Mutter wirkte nur ein wenig missbilligend. »Ich verstehe.«
»Es ist so, ich will nicht heiraten«, platzte es aus Francesca heraus. »Zumindest dachte ich das bisher immer.«
»Wegen Todd?«
»Zum Teil. Aber hauptsächlich weil ich immer so unsicher war.« Sie dachte an die Unterhaltung, die sie in der vergangenen Woche mit Brenna geführt hatte. Daran, dass es an der Zeit war, die Vergangenheit loszulassen. »Ich habe mich in meinem Leben noch nie sonderlich fähig gefühlt. Selbstbewusst. Als Kind und Teenager war ich die dumme Marcelli-Schwester. Für Todd war ich nur schmückendes Beiwerk. Ich habe da keine Lust mehr drauf.«
»Glaubst du, wenn du einen Mann liebst, verlierst du dich selber?«
»Bisher war es so.«
»Und jetzt?«
Jetzt war ihr Leben ein einziges Chaos. Sam, Kelly, die Schwangerschaft. »Ich weiß es nicht mehr.«
Ihre Mutter legte ihr eine Hand ans Kinn und schaute ihr in die Augen. »Francesca, was immer du und Sam bezüglich eurer Zukunft entscheidet, er muss von dem Baby erfahren.«
»Ich werde es ihm sagen.«
»Wann?«
»Freitag. Egal, was kommt. Die neue Nanny fängt am Montag an. Freitag ist der letzte Tag, an dem ich mich um Kelly kümmere.«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Warte nicht länger. Wir haben dich nicht zu einem Menschen erzogen, der andere hinters Licht führt.«
Francesca zuckte innerlich zusammen. Aussagen wie diese führten immer dazu, dass sie sich wie eine Sechsjährige fühlte.
Ihre Mutter ließ die Hand in den Schoß fallen. »Eines noch: Was auch immer du wegen Sam unternimmst, mach es, weil du es willst, und nicht, weil andere Menschen es sagen. Nicht einmal ich.«
Francesca wusste, dass ihre Mutter daran dachte, wie sie damals Joe zur Adoption freigegeben hatte. »Das werde ich.«
»Versprich es mir, Francesca. Versprich mir, deinem Herzen zu folgen. Sogar wenn du Angst hast. Es gibt kein größeres Bedauern im Leben, als es nicht versucht zu haben. Glaub mir. Ich lebe damit schon seit dreißig Jahren.«
Francesca zog ihre Mutter in die Arme. »Das tut mir so leid.«
»Das muss es nicht. Du hast nichts falsch gemacht. Noch nicht. Ich halte deinen Großvater bis Freitag zurück, aber keinen Tag länger.«
»Klingt fair.«
Allerdings hatte sie keine Ahnung, was sie sagen würde. Sam von dem Baby zu erzählen war eine Sache, aber ihm von ihrem Herzen zu erzählen ... sie war nicht sicher, was sie wollte. Irgendwie kam ihr ein Leben ohne ihn gar nicht mehr so verlockend vor. Sie war gern mit ihm zusammen, unterhielt sich gern mit ihm. Sie mochte Kelly. Aber Sam war ein Mann, der Lügen nicht verzieh. Würde er verstehen, warum sie gewartet hatte, um ihm von dem Baby zu erzählen, oder würde er in ihr nur eine weitere Frau sehen, die es darauf abgesehen hatte, ihn zu täuschen?
Francescas zweiter unerwarteter Besucher kam kurz nach neun am folgenden Morgen. Sie öffnete die Tür, und da stand Sam vor ihr.
Er trug einen seiner Anzüge und sah gut genug aus, um auf dem Cover von GQ zu erscheinen. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, um ihre Brust wurde es ganz eng, und ihre Oberschenkel begannen zu prickeln. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glauben, sie wäre krank oder hätte sich verliebt.
Sie bedeutete ihm, einzutreten, und schloss dann die Tür hinter ihm.
»Du warst gestern Abend richtig böse auf mich«, sagte er anstelle einer Begrüßung.
»Das stimmt.«
Er schob die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fersen. »Deshalb habe ich mich gefragt, ob du Kelly trotzdem noch nach dem Unterricht abholst.«
»Natürlich. Wieso auch nicht?« Dann verstand sie. »Nur weil wir beide uns streiten, heißt das nicht, dass ich mich vor meiner Verantwortung drücke.«
»Ich weiß.« Er sah sie an. »Es tut mir leid. Du hattest recht.«
Sie erwiderte seinen Blick. »Womit?«
»Mit Kelly. Und welch einschneidendes Erlebnis ihre Periode für sie ist. Dass ich das erst nicht kapiert habe. Jetzt verstehe ich es.«
Francesca war eher amüsiert als befriedigt, recht gehabt zu haben. »Du hast deine Teenager-Erziehungsratgeber gelesen.«
Er grinste verlegen. »Vielleicht.« Er richtete sich auf. »Kelly und ich haben uns gestern Abend lange unterhalten. Über ihr Leben hier und wie anders alles ist. Und auch darüber, dass wir einander besser kennenlernen
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