Eine Marcelli gibt nicht auf
bekam. Sogar Mia war ausnahmsweise gedrückter Stimmung. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Wie konnte so etwas passieren? In der Familie Marcelli hatte es noch nie eine Scheidung gegeben. Francesca hatte recht: Jeff hatte sie alle betrogen. Am liebsten hätte sie ihn umgebracht.
Plötzlich hob Brenna den Kopf und schaute Katie direkt an. »Ich will, dass du Zach anrufst«, forderte sie wütend.
Katie erstarrte. »Was?«
»Ich brauche einen Anwalt, und ich will einen guten. Du hast gesagt, er sei ein Hai. Genau das will ich. Ich will, dass Jeff blutet.«
Grandma Tessa zuckte zusammen. »Brenna, bitte. Musst du so garstig sein?«
Brenna überging die Frage ihrer Großmutter. »Ich meine es ernst, Katie. Hilfst du mir?«
Katies erste Reaktion war, die Bitte ihrer Schwester abzulehnen. Zach war rücksichtslos. Er war ein Typ, der keine Gefangenen machte, sondern notfalls über Leichen ging. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihn nach dem Kuss einfach noch nicht wiedersehen wollte. Dann dachte sie jedoch an ihre Schwester und deren Schmerz, und auf einmal schien die Aussicht, einen wirklich rücksichtslosen Anwalt zu engagieren, äußerst verlockend.
»Ich ruf ihn sofort an.«
»Gut. Sag ihm, dass ich ihn so schnell wie möglich treffen möchte.«
Wenn das kein Geschenk Gottes ist, dachte Zach, nachdem er den Telefonhörer aufgelegt hatte. So viel zu Katies Behauptung, dass die Ehen der Marcellis niemals auseinandergingen.
Schnell rief er seine Assistentin Dora zu sich ins Büro und bat sie, all seine Nachmittagstermine zu verschieben. Gleich nach der Besprechung mit seinen Partnern, die für elf Uhr angesetzt war, würde er gen Norden fahren.
Es war fast eins, als er schließlich loskam, und fast drei, als er endlich auf dem Weingut eintraf. Egal, in welche Richtung und wie weit man blickte, überall standen exakt ausgerichtete Weinstöcke. Ein schmuckes Schild an einer Abzweigung wies den Touristen den Weg zu den öffentlichen Gebäuden des Weinguts. Sogar jetzt im Winter fanden an allen sieben Tagen der Woche Weinverkostungen statt.
Zach lenkte den Wagen in die entgegengesetzte Richtung und fuhr kurz darauf unter dem beeindruckenden Bogen hindurch auf die Auffahrt, die zum Wohnhaus der Familie Marcelli führte.
Die dreistöckige hellgelbe Hazienda stand auf einem kleinen Hügel. Bei seinem ersten Besuch hier war es dunkel gewesen, sodass er die lebendigen Farben des Gebäudes und der umliegenden Häuser gar nicht wahrgenommen hatte. Blumenkästen hingen an mehreren Fenstern. Die roten und orangefarbenen Blüten passten gut zum Dach. Schmiedeeiserne, kunstvoll verzierte Geländer an der Veranda und den Balkonen sowie die Lampen auf der Einfahrt bildeten einen interessanten Kontrast.
Zach parkte seinen Wagen an der Seite des Hauses. Katie hatte offensichtlich nach ihm Ausschau gehalten, denn sie trat bereits auf die Veranda, ehe er die Wagentür geschlossen hatte. Auf ihrer Miene spiegelten sich sowohl Traurigkeit als auch Argwohn. Zweifellos dachte sie, dass er ihr sofort mit einem ›Ich hab's dir doch gleich gesagt‹ kommen würde.
Zach hielt jedoch nichts davon, seine Zeit damit zu vergeuden, das Offensichtliche darzulegen.
»Danke, dass du so schnell gekommen bist«, begrüßte sie ihn. Sie eilte die Stufen hinunter und kam zu ihm.
»Ich sage jetzt wohl lieber nicht, dass es mir eine Freude ist, hier zu sein«, meinte er. Besorgt registrierte er ihre traurige Miene und sah, wie sie sich auf die Lippen biss. An den feuchten Wimpern und den geröteten Augen konnte er erkennen, dass sie geweint hatte.
»Es ist schrecklich«, gab sie zu. »Wir haben Jeff alle gemocht. Ich weiß, dass Brenna diejenige ist, von der er sich scheiden lässt, aber wir alle haben das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube bekommen zu haben.«
»Es tut mir leid«, sagte er und stellte fest, dass er es wirklich ernst meinte. »So etwas ist nie leicht – für alle Beteiligten.«
»Du musst es ja wissen.«
Behutsam legte er ihr einen Arm um die Schultern. »Ich weiß, dass es abgedroschen klingt, aber die Zeit heilt alle Wunden. Erst mal wird es noch schlimmer werden, bevor es besser wird, aber es wird besser.«
Sie schaute ihn an. »Versprochen?«
»Auf jeden Fall.«
Sie sieht aus wie eine erwachsene Version von Alice nach ihrer Reise ins Wunderland, dachte er. Ein Stirnband hielt ihr langes, welliges Haar aus dem Gesicht. Sie trug ein schlichtes Baumwollkleid mit einer dazu passenden Jacke und Sandalen.
»Jetzt
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