Eine Marcelli gibt nicht auf
Perlen und den winzigen Glasperlen gesellten sich noch stapelweise Spitzenapplikationen.
Vier Augenpaare waren anklagend auf sie gerichtet. Die achtzehnjährige Mia zuckte nur mit den Schultern.
»Na und, das Kleid hat viel Spitze. Es wird fantastisch aussehen.«
Grandma Tessa griff nach einem Stapel Spitze und sah ihre Enkelin dann böse an. »Das bedeutet, dass wir monatelang diese Perlen aufnähen müssen. Da fallen mir ja die Finger ab.«
Mia ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ich bin deine Lieblingsenkelin. Du liebst mich. Du willst doch, dass mein Kleid wunderhübsch wird.«
Grandma Tessa lächelte. »Ihr Mädchen seid alle meine Lieblingsenkelinnen, und, ja, ich will, dass du das schönste Kleid bekommst, das es je gegeben hat. Wer braucht schon Finger?«
Mia lachte und umarmte sie. »Ich wusste, du würdest es verstehen.«
Francesca war nicht so leicht um den Finger zu wickeln. »Wie sollen wir denn das ganze Blut wieder rauskriegen?«
Katie grinste. Francesca besaß viele wunderbare Begabungen, doch Nähen gehörte definitiv nicht dazu. Immer wenn sie gezwungen wurde, etwas zu nähen, fanden sich hinterher reichlich Blutflecken auf dem zarten Stoff. Es war erstaunlich, dass sie nicht verblutet war, als sie vor ein paar Jahren einen Kurs im Quilten belegt hatte. Aber das lag vermutlich daran, dass Francesca ein Hobbyfanatiker war. Wenn es einen Kunstgewerbe-, Koch- oder Dekorationskurs im Umkreis von fünfzig Meilen gab, dann hatte sie ihn belegt.
»Das bekomm ich schon wieder raus, mach dir darüber mal keine Sorgen.«
Katie schaute auf die Uhr und wunderte sich. Brenna war zu spät. Vielleicht stand sie im Stau ...
»Lasst uns anfangen«, sagte sie. »Ich zeige Brenna das Muster, wenn sie kommt.«
Sie öffnete ihren Skizzenblock und zeigte die Zeichnung, die sie von Mias Kleid angefertigt hatte.
»Es ist wunderschön«, stieß Grammy M begeistert aus. »So zart. Genau das Richtige für dich, Mia.«
»Das fand ich auch.«
Ihre Mutter griff nach der Spitze. »Es sieht bezaubernd aus, wie du die Spitze über das ganze Kleid verteilt hast.«
Sogar Francesca musste zugeben, dass das Kleid ein Hingucker werden würde, bevor sie sich darüber beschwerte, wie viel Arbeit ihnen allen bevorstand.
Mia, die ihre Familie kannte, überhörte die Neckereien und diskutierte lieber über Frisuren und Schuhe.
Katie griff nach der ersten Spitzenapplikation. »Es ist eigentlich ganz einfach«, erklärte sie. »Die Umrisse der Blüte werden mit den weißen Perlen verziert, das Innere mit Glasperlen ausgefüllt. Ich habe am Wochenende eine gemacht und dafür ungefähr vier Stunden gebraucht.«
Vier Stunden, in denen sie abgelenkt gewesen war und nicht darüber nachgedacht hatte, wie kompliziert Zach war und wie sehr sie es hasste, dass sie seinen Kuss derart genossen hatte.
Schweigen breitete sich aus. Francesca blinzelte als Erste. »Für eine einzige Blume? Wie viele gibt es davon?«
»Ungefähr sechzig oder siebzig für den Rock, hundertfünfzig für den Saum und fünfundzwanzig oder so für das Oberteil.«
»Dann sollten wir lieber schleunigst anfangen«, meinte Colleen und griff nach den Perlen.
In diesem Moment platzte Brenna ins Zimmer. Katie drehte sich um, um mit ihr zu schimpfen, weil sie zu spät kam, doch die düstere Miene ihrer Schwester ließ sie innehalten.
Ihre Mutter sprang auf und ging auf Brenna zu. »Was ist los, Schatz?«
Brenna schossen Tränen in die dunklen Augen und liefen dann langsam über ihre Wangen. »Jeff hat mich v...verlassen«, schluchzte sie. »Heute Morgen. E...er sagt, er will die Sch... Scheidung.«
7. KAPITEL
N achdem sich die erste Aufregung gelegt und Grammy M Tee gemacht hatte, war Brennas Schluchzen einem Schluckauf gewichen. Die sieben Frauen saßen dicht gedrängt im Wohnzimmer zusammen, Brenna in der Mitte des grünen Sofas am Fenster, flankiert von ihrer Mutter und Grandma Tessa. Katie saß zusammen mit Francesca auf dem Couchtisch vor ihr. Beide hielten jeweils eine Hand ihrer Schwester, und auch Mia und Grammy M blieben ganz in der Nähe.
Katie war regelrecht schlecht. Wie hatte das passieren können ? Brenna und Jeff schienen immer so glücklich gewesen zu sein.
»Erzähl uns, was passiert ist«, forderte die Mutter ihre Tochter auf. »Und fang ganz von vorn an.«
»Ich weiß nicht, wann es angefangen hat«, sagte Brenna und entzog sich dem Griff ihrer Schwestern, um nach dem zerknüllten Taschentuch auf ihrem Schoß zu greifen. »Ich dachte,
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