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Eine Marcelli gibt nicht auf

Eine Marcelli gibt nicht auf

Titel: Eine Marcelli gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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die Abende und Nächte, in denen sie sich – wenn sie nicht gerade noch einen weiteren Job ausgeübt hatte – weitergebildet hatte. Geld, das eigentlich fürs Essen bestimmt gewesen war, hatte sie abgezwackt und benutzt, um sich Unterrichtsmaterialien und Fachliteratur zu kaufen, die vom Fachbereich Weinbau an der Universität von Kalifornien herausgegeben wurden.
    »Ich erinnere mich an alles«, versicherte sie ihrem Großvater.
    Grandpa Lorenzo sah sie an. »Was sollte dich davon abhalten, mit dem nächstbesten Mann erneut davonzulaufen?«
    Diese Frage war unfair und machte sie wieder wütend. Immer wollte er alles – Urenkel und ihr Versprechen, das Weingut nie wieder zu verlassen.
    »Sagen wir einfach, ich habe meine Lektion gelernt«, erklärte sie. »Ich habe nicht vor, noch einmal solch eine Dummheit zu begehen.«
    Eingehend musterte er sie und schaute ihr tief in die Augen, bevor er sich abwandte. »Vielleicht besteht da eine Möglichkeit. Komm morgen früh in mein Büro, dann reden wir weiter.«
    Sie nickte schweigend, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war und sie das Gefühl hatte, kein Wort herauszubekommen. Als Lorenzo davonstapfte, blieb Brenna, wo sie war, und hob noch einmal das Gesicht in den Regen, um die eigenen Tränen von den kühlen Tropfen fortspülen zu lassen.
    Schließlich, als die Kälte ihr bis in die Knochen drang, zwang sie sich, den Heimweg anzutreten. Sie drehte sich um, und dabei fiel ihr Blick auf einen Weinberg in der Ferne. Das Land dort gehörte nicht den Marcellis, sondern zum Weingut Wild Sea.
    Marcelli-Weine besaßen aufgrund ihrer Qualität einen exzellenten Ruf. Kontinuierlich erhielten sie Bestnoten und gewannen Auszeichnungen. Aber das Wild Sea -Weingut war international so erfolgreich, dass der Nachbar dagegen wie ein Zwerg wirkte. Vor langer Zeit waren die beiden Weingüter zur selben Zeit gegründet worden, und zwar von zwei besten Freunden, die sich so nahegestanden hatten wie Brüder. Doch vor sechzig Jahren hatte es einen Bruch zwischen den Marcellis und den Giovannis gegeben.
    Wild Sea war kontinuierlich größer geworden und dominierte jetzt das ganze Tal. Ein Familienbetrieb nach dem anderen hatte aufgeben müssen oder war von größeren Weingütern geschluckt worden – nicht nur hier, sondern auch in Napa und Sonoma. Die Tage der ›Gentlemen-Winzer‹ waren gezählt.
    Wusste ihr Großvater das? Hatte er die Veränderungen bemerkt, die immer schneller vonstattengingen?
    Sie würden darüber sprechen müssen. Oder besser gesagt, sie würde reden, und er würde zuhören. Danach würden sie streiten. So war es immer mit ihrem Großvater gewesen.
    Brenna ging in Richtung Hazienda. Sie und ihre Schwestern hatten dem Streit zwischen den Familien nie viel Aufmerksamkeit geschenkt. Obwohl der Zwist bereits vor sechzig Jahren ausgebrochen war, bestimmte er noch immer Lorenzo Marcellis Handlungsweise. Brenna, Francesca und Katie hatten zugehört, wenn sich die Erwachsenen darüber unterhalten hatten, insgeheim aber die Augen verdreht. Doch ihre Großeltern nahmen die Sache sehr ernst, genau wie ihre Eltern auch. Also hatte Brenna, als sie sich mit sechzehn in Nicholas Giovanni verliebt hatte, keiner Menschenseele etwas davon erzählt.
    Das ist Ewigkeiten her, erinnerte sie sich. Damals, als sie noch jung und idealistisch gewesen war und geglaubt hatte, dass Liebe ewig währen würde.
    Zach machte sich Notizen in den Unterlagen, die vor ihm lagen, doch es war schwierig, sich bei der lauten Musik, die durchs Haus dröhnte, zu konzentrieren. Leicht genervt schaute er zur Decke in Richtung Davids Schlafzimmer. Sein Sohn war für ein paar Tage zu Hause, um sich vom Klausurenstress zu erholen, und hatte ein paar Freunde eingeladen, mit denen er seine vorübergehende Freiheit feierte. Auch wenn Zach es genoss, seinen Sohn für eine Weile um sich zu haben, und selbst wenn es nur für kurze Zeit war, vermittelten ihm die Teenager und die laute Musik das Gefühl, alt zu sein.
    Langsam ließ er den Blick zur Uhr und dann zum Telefon wandern. Er hatte Katie weder gesehen, noch hatte er von ihr gehört, seit sie vor drei Tagen mitten in der Nacht aus seinem Bett geschlichen war.
    Noch vor dem Morgengrauen zu verschwinden ist doch eigentlich mein Part, dachte er reumütig. In der Regel zog er es vor, der Gast und nicht der Gastgeber zu sein, damit er die Verabredung beenden konnte, wann er es wollte. Das war bei Katie anders gewesen, und als er aufgewacht war und festgestellt hatte,

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