Eine Mittelgewichts-Ehe
dunkel wurde, nackt über den blaßgrünen Rasen und auf den Sand, der noch warm war von der Sonne. Das Wasser brannte; ich brüllte, so laut ich konnte, aber da waren nur Möwen und Strandläufer, die mich hören konnten. Ich sprintete zum Haus zurück, wo mich soviel Fleisch erwartete.
Als ich durch die Verandatür ins Sonnenzimmer kam, konnte ich hören, daß mich eigentlich niemand vermißt hatte, während ich weg war. Ich konnte sie im Wohnzimmer nicht sehen und ging diskret in die Küche und wärmte mich über Severins dampfender Paella, bis die drei fertig waren. Die drei! Utsch erzählte mir später, daß sie und Severin sich auf der Couch frierend und zitternd an Edith gekuschelt hatten, weil Edith angesichts ihres Bibberns die Arme ausgebreitet hatte oder sie davon angezogen worden waren, wie warm und klebrig sie war. Sie umfing Utsch und küßte sie, und Severin berührte und streichelte sie beide, und plötzlich war Utsch unter ihnen festgenagelt, und Severin küßte ihren Mund, und Edith küßte sie tief, bis Utsch sich kommen spürte und Severin in sich wollte. Edith hatte nichts dagegen, und Severin kam in sie; Edith hielt Utschs Kopf gegen Severins Schulter; sie war Mund an Mund mit Edith, ihre Zungen tauschten Rezepte aus, als Severin sie zum Kommen brachte. Utsch sagte, daß Edith da auch fast gekommen wäre. Dann war Edith dran, weil Severin sich zurückgehalten hatte, und sie hielt Ediths Kopf, während Severin in sie kam; er kam rasch und rollte sich weg. Aber Edith war immer noch nicht gekommen, wie Utsch wußte, und so half ihr Utsch. Edith war so leicht, daß Utsch sie mühelos manipulieren konnte; sie hob Edith an den Hüften hoch, stemmte die Schultern gegen Ediths schlanke Hinterbacken und rührte mit der Zunge ganz leicht an Edith, wo sie feuchter und salziger war als das Meer. Als Edith schrie, verschloß Severin ihren Mund mit seinem. Ich hörte bloß einen kurzen Aufschrei, ehe das Orchester der Paella meine Aufmerksamkeit wieder gefangennahm.
Dann war Severin neben mir in der Küche, ausgeprägter riechend als Schalentiere. Er schubste mich in Richtung Wohnzimmer. »Los«, sagte er, »du hast keine Ahnung von Paella. Geh und halt die Damen ... bei Laune«, sagte er und bedachte mich mit einem verwirrten Augenrollen (das ehrlichste, besorgteste und intimste Geständnis, das er mir, glaube ich, je gemacht hat). »Los, Mann«, sagte er und schubste mich noch einmal. Er grub einen Holzlöffel tief in die Paella, brachte die unwahrscheinliche und köstliche Mischung - Huhn, Schweinefleisch, Wurst, Hummer, Mies- und Sandmuscheln - nach oben und schob sich den dampfenden Löffel in den Mund. Eine hellrote Paprikaschote hing ihm übers Kinn, und ich fand zur Couch, wo Utsch und Edith eng umschlungen, aneinandergeschmiegt dalagen; sie strichen einander über Brüste und Haar, aber als ich auftauchte, rückten sie auseinander und kuschelten mich wohlig zwischen sich ein. Ich hatte nichts dagegen, wie sie mich benutzten.
Danach hatten wir Lust zu schwimmen und rannten alle drei über den mittlerweile grünschwarzen Rasen und sahen die Lichter auf den Kanalbojen draußen im Wasser schimmern. Und wir gingen alle drei ins Meer und sahen diese Schreckensgestalt allein vor den Lichtern aus den offenen Türen der Veranda. Er sprintete den Rasen hinunter auf uns zu und überwand die erste lange Düne wie ein Weitspringer. Mit einem Blick hätte man ihn als Gewinner eines ausgefallenen Fünfkampfes - Kochen, Essen, Trinken, Ringen und Ficken - ausgemacht. »Da bin ich, ihr Lieben!« rief er. Eine Welle wiegte uns und ließ den Horizont kippen, so daß Severin kurz verschwand, und dann brach er durch sie hindurch und umarmte uns drei; wir waren brusttief im Ozean. »Die Paella ist fertig, Leute«, sagte er, »falls wir lange genug mit Vögeln aufhören können, um sie zu essen.« Ein vulgärer Mensch.
Aber wir hörten bis nach dem Essen damit auf, als wir wohl alle lange genug Zeit hatten, uns wie schon oft gemeinsam dem normalen, vergleichsweise zivilisierten Vorgang des Essens zu widmen, wodurch das Bewußtsein, wie wir uns an diesem Nachmittag verhalten hatten, sich uns einprägte und uns alle glücklich, aber befangen machte.
Severin kritisierte seine Paella, bezweifelte die Zartheit des Schweinefleisches, schmähte das Alter des Huhns, unterstellte ein Schnellverfahren bei der Herstellung der italienischen frischen Wurst, räumte ein, daß Sandmuscheln in der Regel Sandmuscheln seien, daß
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