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Eine Mittelgewichts-Ehe

Eine Mittelgewichts-Ehe

Titel: Eine Mittelgewichts-Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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schliefe vielleicht, fragte ich: »Severin hat doch keine Schwierigkeiten, oder? Ich meine, du weißt schon, mit dir?«
    Keine Antwort. Ich nahm an, daß sie schlief.
    Ich schlief fast schon selber, als Utsch sagte: »Nein.«
    Ich dachte darüber nach; ich war wieder wach, und ich konnte spüren, daß auch sie wach war. Ich dachte an einiges, was ich wirklich nicht fragen wollte, aber es war, als hörte sie, wie ich mich selber fragte. »Allerdings«, sagte sie, »habe ich den Eindruck, daß Severin immer einen Ständer hat.«
    Das löste eine Spannung, die wie ein elektrisches Feld die kleine Fläche des Bettes zwischen uns eingenommen hatte. Ich lachte. »Na ja, ich vermute, daß er zwischendurch schon mal runtergeht, Utsch, oder ein bißchen weich wird, und du hast es bloß nicht gemerkt.«
    Ich hatte witzig sein wollen, aber sie sagte: »Nein.«
    Da war ich wach. Ich sagte: »Wenn er nie runtergeht, dann kommt er nicht, meine Güte. Utsch? Er kommt dann zwangsläufig nicht.«
    »Und du sagst, Severin fragt zuviel«, sagte Utsch. »Du sagst, er fragt Edith zuviel.« Freilich, ich wußte, daß man nicht zuviel fragen sollte.
    Aber ich blieb hartnäckig. »Utsch, kommt er?«
    Sie schwieg lange. Endlich sagte sie: »Ja.«
    Aus irgendeinem Grund mußte ich hinzufügen: »Jedenfalls mit dir.«
    Utsch langte herüber und hielt mich in der Hand. Im Kontext dieses Gesprächs war es mir peinlich, daß ich in diesem Augenblick selber nicht sonderlich hart war. Sie hielt mich eine Weile, dann ließ sie los; es war die Art, wie sie gute Nacht sagte. Und zusammen erreichten wir jene praktische Stille, eine Art Weisheit, die man nur nach einer Reihe von Jahren einer guten Ehe lernt. Wir taten beide so, als seien wir eingeschlafen, bis wir es waren.

5.
Ausgangsstellungen
    Anfangs war der Gedanke an Severin mit Utsch erregend. Er entfachte eine alte Begierde neu, die nicht gänzlich verflogen, aber vielleicht zu sporadisch gewesen war. Edith sagte, sie reagiere ganz genauso; das heißt, der Gedanke an ihn mit Utsch erregte auch ihre Gefühle neu. Nun ja, eine Lust anregen ist soviel wie sie alle anregen. Vielleicht. Utsch sagte, sie empfinde mir gegenüber manchmal so; zu anderen Zeiten, räumte sie ein, sei der Effekt nicht so gut. Was für einen Effekt es auf ihn hatte, ist typischerweise verwirrend.
    Severin war zu klein, um Edith im Stehen zu lieben. Nicht daß sie es besonders gut finde, im Stehen zu lieben, beeilte sich Edith hinzuzufügen, aber ich gebe zu, daß ich dafür empfänglich war, daß er irgendwelche körperlichen Unzulänglichkeiten hatte. Edith und ich liebten uns gerne im Stehen unter der Dusche; das jeweils, ehe wir ins Bett gingen, wo wir uns oft noch einmal liebten. Es war ein durchaus unschuldiger Anfang; als nächstes wurde uns bewußt, daß es zum Ritual geworden war. (»Das erste, nächste und letzte ist immer, daß einem bewußt wird, daß es ein Ritual ist«, sagte Severin.)
    Edith legte mir die Arme über die Schultern und ließ mich ihre Brüste einseifen. Sie schlug dicken Schaum in meinem Nacken und ließ ihn mir in Klumpen den Rücken hinunter und über den ganzen Körper laufen. Ich schlug Schaum, so steif wie Eiweiß, und betupfte sie damit. Dann machten wir uns unter der Dusche naß und ließen uns zusammenschäumen; wir hatten die idealen Größenverhältnisse dafür (Severin, nehme ich an, kam einfach nicht dran). Sie schlüpfte unter meinen Armen durch und schmiegte sich eng an meine Brust, und ich schob sie an die kühlen, feuchten Kacheln, bis ich spürte, daß sie hinter mir nach der Handtuchstange griff, die etwas Hartes war, woran sie sich festhalten und gegen mich schnellen konnte.
    Wir gingen sauber und nach Seife riechend und flüsternd ins Bett, berührten und betrachteten einander im Kerzenlicht, rauchten Zigaretten, nippten ein wenig kühlen Weißwein, bis wir wieder Lust hatten. Aber im Bett war es für mich nie ganz dasselbe mit ihr. Sie hatte mir gesagt, daß Severin »im Liegen« genau die richtige Größe für sie habe (»oben oder unten oder nebeneinander«). In der Dusche, das wußte ich, war ich schön neu.
    Ich hörte ihn nie klopfen; es war immer Edith, die mich aufweckte. Er pochte einmal scharf, und dann sagte Edith »Einen Moment, Lieber« und weckte mich auf. Ich liebte diesen schläfrigen, angeschlafenen Geruch - als wäre der Sex zellular, und unser Duft nach Würze und Gärung wären die alten, abgestreiften Zellen. Manchmal wollte ich sie dann noch schnell

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