Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Mittelgewichts-Ehe

Eine Mittelgewichts-Ehe

Titel: Eine Mittelgewichts-Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
Vom Netzwerk:
setzte sich auf das Bett. An dessen Fuß war ein Satz Hanteln, die so unverrückbar wirkten wie ihre Erinnerung an Frau Reiners Gebrauch der Zunge.
    Als er ins Schlafzimmer kam, um ihr zu sagen, daß die Gulaschsuppe heiß war, hatte er endlich sein Buchstaben-Jackett ausgezogen, und Edith wurde voller Bestürzung klar, daß, wenn er sie anfassen würde, sie ihn machen ließe. Er machte auf der anderen Seite des Bettes ein Fenster auf. Na, großartig, dachte Edith, und jetzt wird er ...
    »Ausgezeichnet«, sagte er; aus dem Blumenkasten draußen hob er eine hölzerne Salatschüssel, die den Spargel enthielt. »Hält ihn kühl«, erklärte er, »ich habe nie genug Platz im Kühlschrank.« Er ließ eine schlaffe Spargelstange vor ihr baumeln; sie glänzte von Essig und Öl. »Wollen Sie probieren?« fragte er. Sie machte den Mund auf und schloß die Augen; er faßte ihr unters Kinn, kippte ihren Kopf nach hinten und fütterte ihr die Spargelstange. Sie war köstlich. Als sie die Augen aufmachte, klapperte er hinten in der Küche herum und rief: »Wein oder Bier?«
    Edith wollte nicht aufstehen. In manchen Posen schien Katrina Marek zu masturbieren; Edith wurde klar, daß sie sich noch nie auf manche der von Severins Mutter angeregten Arten selbst berührt hatte.
    »Wein oder Bier?« rief Severin wieder. Sie legte sich aufs Bett zurück, und als sie ihn kommen hörte, schloß sie die Augen.
    »Fühlen Sie sich auch wohl?« fragte er.
    »Ich habe Sie angelogen«, sagte sie ihm. Sie wartete auf sein Gewicht neben ihr auf dem Bett, aber er blieb stehen. »Ich habe keine offizielle Ermächtigung, irgendein Gemälde Ihres Vaters zu kaufen, und sogar meine Mutter ist so ungefähr die inoffiziellste Mitarbeiterin im Museum of Modern Art. Ich weiß wirklich rein gar nichts über das Museum, außer daß eigentlich niemand dort die Malerei Ihres Vaters mag. Und die da«, sagte sie, die Augen immer noch geschlossen, mit einer Armbewegung zu den Schlafzimmerwänden hin, »mein Gott, die sind entsetzlich.«
    Sie spürte, wie er sich neben sie aufs Bett setzte, aber sie hielt die Augen geschlossen. »Die sind nicht verkäuflich«, sagte er ruhig.
    »Die sollten Ihr Schlafzimmer nie verlassen«, sagte sie.
    »Die werden mein Schlafzimmer auch nie verlassen«, sagte Severin.
    Edith machte die Augen auf. »Sind Sie nicht wütend auf mich?« fragte sie ihn. »Es tut mir leid wegen des Modern.«
    »Ich hab's sowieso nie geglaubt«, sagte er, was sie ein bißchen wütend machte. Er saß einfach da, wandte ihr sein Profil zu, schaute höchst schicklich nicht auf eine Frau, die auf dem Rücken lag. »Aber da bleiben ja auch noch Sie und Ihre Mutter«, sagte er. »Sie haben gesagt, Sie würden vielleicht welche kaufen.«
    Edith setzte sich auf. Sie war überzeugt, daß er sie nie anfassen würde, selbst wenn sie sich auszöge. »Was würden Sie überhaupt machen, wenn Sie eine Menge Geld bekämen?« fragte sie.
    »Ich will nicht 'ne Menge«, sagte er. »Ich will bloß genug, um die Bilder, die ich nicht verkaufen kann, mitnehmen zu können.« Er wandte sich ihr zu und lächelte; sie liebte sein Lächeln. »Das ist eine Menge«, sagte er. »Und ich will genug Geld, um mich in Amerika nach einem Job umsehen zu können, ohne einen schlechten annehmen zu müssen. Und«, sagte er grinsend, »ich hätte gern genug, um zuerst nach Griechenland fahren zu können, bevor ich irgend so was tue. Ich würde gern gleich jetzt abreisen«, sagte er, legte sich aufs Bett zurück und schloß die Augen. »Ich möchte in sauberen kleinen Hotels wohnen; ich will am Meer sein. Dort ist es jetzt warm, aber es ist keine Touristensaison. Nichts Verschwenderisches, aber sich nichts versagen! Gut essen, gut trinken, ein paar gute Bücher mitnehmen, in der Sonne lesen, schwimmen. Und wenn die Touristen langsam eintrudelten, würde ich hierher zurückkommen, packen und nach Amerika gehen ...«
    »Frau Reiner auf Wiedersehen sagen?« fragte Edith.
    »Und Vaso und Zivan«, sagte Severin. »Ihnen sagen, daß ich bald zurück bin, was soviel heißt wie«, sagte er und machte die Augen auf, »daß ich zurückkomme, bevor sie sterben. Aber wahrscheinlich tu ich das nicht.« Er schloß die Augen wieder. »Griechenland geht vor«, sagte er. »Da will ich hin.«
    »Und wie viele Bilder muß jemand kaufen, damit Sie nach Griechenland fahren können?« fragte Edith. Er machte die Augen auf. Edith mochte seine Augen, wenn sie offen waren, aber sie mochte es, seinen Mund anstarren zu

Weitere Kostenlose Bücher