Eine mörderische Hoch-zeit
Justin hat mir gehört. Ich hätte Leonardos Modenschau von vornherein gemacht, wenn sie nicht herausgefunden hätte, dass ich Interesse daran hatte. Also hat sie sich die größte Mühe gegeben, ihn zu verführen und dazu zu bewegen, dass er nicht mir, sondern ihr den Job gibt. Eigentlich war es mein Job, eigentlich hätte es von Anfang an mein Job sein sollen. Genau wie Justin mein Mann und wie die Droge meine Droge ist. Sie macht einen wunderschön und stark und sexy. Und jedes Mal, wenn jemand sie nimmt, wird er an mich denken. Nicht an sie, sondern an mich.«
»Ist Justin mit Ihnen an dem Abend zu Leonardo gefahren?«
»Was ist das, Lieutenant?«
»Das ist eine Frage, Herr Anwalt. Ist er mit Ihnen hingefahren, Jerry?«
»Nein, natürlich nicht. Wir – wir waren nicht bei ihm. Wir sind zu ihm nach Hause gefahren und haben dort noch was getrunken.«
»Sie haben sie gereizt, nicht wahr? Sie wussten, wie Sie sie reizen konnten. Sie mussten sichergehen, dass sie zu Leonardo fahren würde. Hat Redford Sie angerufen und Ihnen gesagt, wann sie das Haus verlassen hat?«
»Nein, ich weiß nicht. Sie bringen mich völlig durcheinander. Kann ich nicht etwas bekommen? Ich brauche meinen Drink.«
»Sie hatten auch an dem Abend etwas von dem Zeug getrunken. Es machte Sie stark. Stark genug, um sie zu töten. Sie wollten, dass sie tot ist. Sie stand Ihnen ewig im Weg. Und ihre Tabletten waren stärker, wirksamer als Ihr Getränk. Wollten Sie die Tabletten, Jerry?«
»Ja, ich wollte sie. Pandora wurde vor meinen Augen zunehmend jünger und dünner. Ich muss auf jeden verdammten Bissen achten, den ich zu mir nehme, während sie… Paul bot an, diese Tabletten von ihr zu besorgen. Justin hat gesagt, dass er verschwinden, dass er ja nie mehr nur in meine Nähe kommen soll. Aber Justin versteht nicht. Er versteht nicht, was für ein Gefühl einem das Zeug vermittelt. Man fühlt sich unsterblich«, erklärte sie mit einem grauenhaften Lächeln. »Man fühlt sich einfach unsterblich. Um Himmels willen, geben Sie mir nur einen Schluck von meinem Drink.«
»Sie sind in der Nacht heimlich aus dem Haus geschlichen und zu Leonardo gefahren. Was passierte dann?«
»Ich kann nicht. Ich bin vollkommen durcheinander. Ich brauche meinen Drink.«
»Haben Sie den Stock genommen und auf sie eingeschlagen? Wieder und wieder auf sie eingeschlagen?«
»Ich wollte, dass sie tot ist.« Schluchzend legte Jerry den Kopf auf die Tischplatte. »Ich wollte, dass sie tot ist. Um Gottes willen, helfen Sie mir. Ich werde Ihnen alles sagen, was Sie hören wollen, wenn Sie mir nur helfen.«
»Lieutenant, alles, was meine Mandantin unter einer derartigen körperlichen und geistigen Anspannung aussagt, ist als Beweismittel unzulässig.«
Eve betrachtete die schluchzende Frau und zog das Link zu sich heran. »Schicken Sie die Sanitäter«, befahl sie der Person in der Zentrale. »Sie sollen Ms. Fitzgerald ins Krankenhaus bringen und dort unter Bewachung stellen lassen.«
19
» W as soll das heißen, Sie stellen sie nicht unter Anklage?« Castos Augen sprühten regelrechte Funken. »Sie hat die Tat, verdammt noch mal, gestanden.«
»Es war kein wirkliches Geständnis«, verbesserte ihn Eve. Sie war müde, hundemüde, und sich selbst sowie die ganze Sache leid, »in ihrem Zustand hätte sie alles Mögliche gestanden.«
»Himmel, Eve. Himmel.« In dem Versuch, seinen Zorn abzureagieren, lief Casto in dem antiseptisch gefliesten Korridor des Gesundheitszentrums auf und ab. »Sie haben Sie drangekriegt.«
»Den Teufel habe ich getan.« Eve rieb sich müde ihre linke Schläfe. »Hören Sie zu, Casto, in der Verfassung, in der sie bei dem Verhör war, hätte sie mir auch erzählt, sie hätte persönlich die Nägel durch die Handflächen des gekreuzigten Jesus getrieben, wenn ich ihr dafür ein Glas von ihrem Drink versprochen hätte. Wenn ich dieses Geständnis zur Grundlage der Anklage mache, werden ihre Anwälte es bereits vor Eröffnung der Verhandlung in der Luft zerreißen.«
»Es geht Ihnen doch gar nicht um die Verhandlung.« Auf dem Weg zurück zu Eve ging er achtlos an der schmallippigen Peabody vorbei. »Sie haben sie an ihrer empfindlichsten Stelle gepackt, wie es ein Cop in einem Mordfall tun sollte. Und jetzt werden Sie plötzlich weich. Scheiße, Sie haben tatsächlich Mitleid mit dem Weib.«
»Sagen Sie mir nicht, was ich habe oder nicht«, bat Eve mit mühsam beherrschter Stimme. »Und erklären Sie mir nicht, wie ich die Ermittlungen
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