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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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des Grauens weiter Luft bekam. »Vielleicht gibt es ein paar Dinge, für die ich noch nicht bereit bin. Aber trotzdem hört es nicht auf. Es gibt da einen Traum, der sich ständig wiederholt. Erst seit ein paar Wochen, dafür aber mit erschreckender Regelmäßigkeit. Ich bin in einem Raum, einem schmutzigen Raum, in dessen Fenster ein trübes rotes Licht blinkt. An und aus, an und aus. Dort steht ein Bett. Es ist leer, doch es hat Flecken. Ich weiß, dass es Blut ist.
    Eine Menge Blut. Ich sehe mich zusammengerollt in einer Ecke auf dem Boden. Auch dort sehe ich Blut. Ich bin damit bedeckt. Ich kann mein Gesicht nicht sehen, es blickt in Richtung Wand. Ich kann mich überhaupt nicht deutlich sehen, aber ich weiß trotzdem genau, dass ich es bin.«
    »Sind Sie allein?«
    »Ich glaube, ja. Ich weiß nicht. Ich sehe nur das Bett, die Ecke und das blinkende Licht. Neben mir auf dem Boden liegt ein Messer.«
    »Sie hatten keine Stichverletzungen, als man Sie als kleines Mädchen fand.«
    Eve bedachte Dr. Mira mit einem schmerzerfüllten Blick. »Ich weiß.«

10
    I n Erwartung des kalten Hauchs von Summersets Verachtung betrat Eve das hochherrschaftliche Haus. Sie hatte sich längst daran gewöhnt und war, auch wenn sie den Grund dafür nicht hätte nennen können, regelrecht enttäuscht, als er sie nicht mit irgendeinem rüden Kommentar an der Eingangstür empfing.
    Sie ging in den direkt neben der Eingangshalle gelegenen Salon und legte eine Hand auf den Wandsensor. »Wo ist Roarke?«
    ROARKE IST IM FITNESS-STUDIO, LIEUTENANT. MÖCHTEN SIE IHN KONTAKTIEREN?
    »Nein. Sensor aus.« Sie würde persönlich zu ihm gehen. Bestimmt täte es ihr gut, selbst etwas zu schwitzen, vielleicht bekäme sie dann endlich wieder einen klaren Kopf.
    Sie nahm die Treppe hinter der falschen Holzwand im Foyer, stieg eine Etage tiefer und marschierte durch die Schwimmhalle mit der schwarzgrundigen Lagune und dem tropischen Bewuchs.
    Hier unten findet sich eine ganze Welt, dachte sie im Vorbeigehen. Eine von Roarkes vielen Welten. Der ausgedehnte Poolbereich, über dem durch einen Knopfdruck entweder ein Sternenhimmel, Sonnen- oder Mondschein aufgerufen werden konnte; der Hologramm-Raum, in dem man sich gelegentlich mit Hunderten von Spielen die lange Nacht vertrieb; ein türkisches Dampfbad; ein Isolationstank; der Schießstand; ein kleines Theater und eine Meditationslounge, die besser ausgestattet war als jede derartige Anlage in den teuren Badeorten, die man auf der Erde und woanders fand.
    Spielzeuge der Reichen. Oder, wie Roarke es nennen würde, Spielzeuge zum Überleben – notwendige Mittel der Entspannung in einer sich täglich schneller drehenden Welt. Er fand den Ausgleich zwischen Arbeit und Entspannung problemloser als sie. Irgendwie hatte er einen Weg entdeckt, seinen Reichtum, während er ihn nicht nur schützte, sondern stündlich mehrte, tatsächlich zu genießen.
    Trotzdem hatte auch sie im Verlauf der letzten Monate etwas von Roarke gelernt. Eine der wichtigsten Lektionen war, dass es Zeitspannen gab, in denen sie alle Sorgen, jegliche Verantwortung, das Verlangen, Antworten zu finden, beiseite schieben musste, um einfach Eve zu sein.
    Und genau das hatte sie im Sinn, als sie lautlos den Fitnessraum betrat und die Tür sorgfältig hinter sich verschluss.
    Bei der Ausstattung des Studios hatte er nirgendwo gespart, denn statt es sich leicht zu machen und seinen Körper formen, seine Muskeln stählen und seine Organe vitalisieren zu lassen, investierte er lieber regelmäßig Schweiß und Mühe in seine Gesundheit und sein attraktives Äußeres. Da er ein Mann der Tradition war, hatte er den Raum nicht nur mit einer Gravitationsbank, einer Wasserbahn und einem Ausdauerzentrum, sondern obendrein mit altmodischen Gewichten, schräg gestellten Bänken und einem Virtual-Reality-System bestückt.
    Gerade hielt er zwei der Gewichte in den Händen, die er langsam und regelmäßig stemmte, während er auf einem Monitor irgendein Schaltbild betrachtete und über ein Headset mit jemandem sprach.
    »In dem Ressort geht es vor allem um die Sicherheit, Teasdale. Falls es eine Lücke gibt, finden und stopfen Sie sie.« Er runzelte die Stirn und streckte seine Arme mit den Gewichten aus. »Sie müssen es eben noch besser machen als bisher. Falls Sie das Budget dabei überziehen, müssen Sie das gut begründen. Nein, ich habe nicht gesagt, Sie müssen es entschuldigen, Teasdale. Sie müssen es begründen. Schicken Sie mir bis neun Uhr morgen

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