Eine mörderische Hoch-zeit
sich einfach uns Experten«, antwortete Trina, und Eve hätte vor Erleichterung beinahe gewimmert, als sie die Schere wieder auf den Tisch legte. »Lassen Sie mich sehen.«
Sie trat unbewaffnet näher, aber trotzdem wurde sie von Eve argwöhnisch beäugt.
»Ich habe ein Frisurenberatungsprogramm.« Leonardo hob den Kopf von dem langen, mit Stoff bedeckten Tisch, an dem er und Biff sich leise unterhielten. »Volle Gestaltungskapazität.«
»Ich brauche kein blödes Programm.« Wie um die Behauptung zu beweisen, umfasste Trina Eves Gesicht mit ihren festen, breiten Händen, schob sie mit zusammengekniffenen Augen einmal um Eves Kopf, dann über ihren Kiefer und dann die Wangen hinauf. »Anständige Knochen«, erklärte sie zufrieden. »Wen haben Sie genommen?«
»Wozu?«
»Für die Gesichtsformung.«
»Den lieben Gott.«
Trina brach erst in leises Kichern und dann in lautes Lachen aus, das klang, als ob jemand auf einer verrosteten Tuba blasen würde. »Dein Cop ist wirklich klasse, Mavis.«
»Sie ist die Allerbeste«, stimmte Mavis ihr leicht betrunken zu, setzte sich auf einen Hocker und betrachtete sich kritisch in dem dreiteiligen Spiegel. »Vielleicht könntest du für mich auch etwas tun, Trina. Meine Anwälte haben gesagt, ich sollte vielleicht ein bisschen zahmer aussehen. Du weißt schon, brünett oder hellbraun meliert.«
»Quatsch.« Trina drückte Eves Kinn mit den Daumen in die Höhe. »Ich habe etwas völlig Neues, mit dem du jeden Richter aus der Robe hauen wirst, Schätzchen. Puffrosa mit silberfarbenen Spitzen. Ist gerade erst auf den Markt gekommen.«
»O ja.« Mavis schob sich ihre saphirblaue Mähne aus der Stirn und versuchte sich vorzustellen, wie ihr die neue Farbe stünde.
»Bei Ihnen würde etwas Aufheller genügen.«
Eve erstarrte. »Schneiden reicht, okay? Es genügt vollkommen, wenn Sie ein bisschen an mir rumschnippeln.«
»Wie Sie meinen.« Trina drückte Eves Kinn wieder herunter. »Ist diese Haarfarbe vielleicht auch ein Geschenk vom lieben Gott?« Wieder begann sie zu kichern, riss Eves Kopf erneut nach oben und schob ihr alle Haare aus dem Gesicht. »Die Augen sind in Ordnung. Die Brauen könnten wir noch etwas formen, aber das ist kein Problem.«
»Gib mir etwas Wein, Mavis.« Eve schloss die Augen, die zum Glück in Ordnung waren, und sagte sich, was immer auch mit ihr geschähe, es wüchse alles nach.
»Okay, waschen wir erst mal die Haare.« Tina wirbelte den Stuhl mit der widerstrebenden Patientin entschieden Richtung Waschbecken und klappte ihn zurück, sodass Eves Nacken auf dem gepolsterten Rand des Beckens landete. »Machen Sie die Augen zu und genießen Sie, Schätzchen. Ich bin die beste Haarwäscherin und Kopfmasseurin, die man sich denken kann.«
Was tatsächlich stimmte. Entweder der Wein oder aber Trinas wirklich geschickte Finger bewirkten, dass Eve nach einer Weile im Dämmer einer gewissen Entspannung versank. Undeutlich hörte sie, wie Biff und Leonardo stritten, ob karminroter Satin oder scharlachrote Seide der geeignete Stoff für einen Abendanzug war. Die Musik, die Leonardo eingegeben hatte, war irgendetwas Klassisches mit schluchzenden Klavierpassagen, und die Luft war schwer vom Duft zerstampfter Blüten.
Weshalb hatte Paul Redford ihr von dem lackierten Kästchen mit den Drogen erzählt? Falls er selbst das Zeug aus Pandoras Haus geholt und somit in Besitz hatte, weshalb hätte er dann wollen sollen, dass sie auch nur von der Existenz des illegalen Stoffs erfuhr?
Ein doppelter Bluff? Ein Trick? Vielleicht hat es ein solches Kästchen nie gegeben. Oder er hatte gewusst, dass es nicht mehr da war, und…
Eve verharrte völlig reglos, bis ihr plötzlich etwas Klebrig-Kaltes unerwartet ins Gesicht schlug und sie erschrocken aufquiekte.
»Was zum Teufel – «
»Eine Saturnia-Gesichtsmaske.« Trina klatschte ihr mehr von der braunen Masse auf die Wangen. »Reinigt die Poren wie ein Staubsauger. Es ist ein Verbrechen, eine Haut wie die Ihre derart zu vernachlässigen. Mavis, sei bitte so gut und hol mir das Sheena.«
»Was soll denn das sein? Ach, egal.« Mit einem letzten Schauder schloss Eve erneut die Augen und ergab sich in ihr Schicksal. »Ich will es gar nicht wissen.«
»Wenn wir schon dabei sind, können Sie auch gleich die ganze Behandlung kriegen.« Trina verschmierte noch mehr Schlamm in Eves Gesicht. »Sie sind ganz schön verspannt, meine Liebe. Soll ich eventuell irgendein hübsches Virtual-Reality-Programm für Sie
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