Eine mörderische Karriere
Lust, heute nach der Arbeit mit mir Shopping zu gehen? Mir steht eine Party mit Abendkleidzwang bevor, und ich bin aus allem, was ich besitze, rausgewachsen. Ich könnte eine Freundin brauchen, wenn ich mich diesen Dreierspiegeln stelle.«
»Sehr gern«, sagte Jane. »Und ich lade dich zu einem Drink ein, hinterher, damit du dich erholen kannst.«
»Danke, Jane. Das weiß ich zu schätzen. Kannst du mich hier um, sagen wir, sieben treffen?«
Jane saß auf einem kleinen Stuhl in dem riesigen Umkleideraum von Creeds und sah zu, wie Pat mit dem Reißverschluß an einem grauen Abendkleid aus Chiffon kämpfte. Alle Kleider, die Pat anprobiert hatte, waren sehr hübsch, dachte Jane. »Es ist toll«, sagte sie. »Ich würde alles dafür geben, mir so etwas leisten zu können.«
»Ich würde alles dafür geben, um hineinzupassen«, entgegnete Pat und ächzte, als sie ihren Bauch einzog und an dem Reißverschluß zerrte. »Hast du dich nicht von einem reichen Ehemann scheiden lassen? Und Orloff bezahlt nicht schlecht. Eigentlich solltest du keine Geldprobleme haben.«
»Habe ich eigentlich auch nicht«, sagte Jane. »Das ist alles relativ. Ich habe genügend Geld, solange ich nicht versuche, auf großem Fuß zu leben, was ich mir nicht leisten kann.«
Pat lachte. »Und dein Ehemann?«
»Ich habe nichts von meinem Ehemann angenommen«, erklärte Jane.
»Warum nicht?«
»Ich wollte nichts von ihm — ausgenommen die Kinder. Und die habe ich nicht bekommen.«
»Na gut, ich höre schon, daß du nicht darüber reden willst, und ich kann dich gut verstehen. Mein Lieblingsthema sind Ex-Ehemänner auch nicht gerade. Das Leben ist doch wirklich witzig, hm? Du hast den Körper für die Klamotten und ich habe das Geld.« Sie zog den Reißverschluß des grauen Kleides wieder auf, schlüpfte hinaus, seufzte und zog ein zeltartiges, tief ausgeschnittenes Kleid aus schwarzer Seide mit Spaghettiträgern über den Kopf-»Am besten sollte ich einfach die Dinger zeigen und den Rest bedecken, stimmt’s ? So bleibt das meiste der Phantasie überlassen. Wenn ich nicht ziemlich bald eine Kur mache oder so was, dann werde ich noch zu fett, um bei Creeds zu kaufen. Ich glaube nicht, daß ihre Sachen über Größe sechzehn hinausgehen, und viele Geschäfte von der Sorte gibt es nicht.«
»Ich finde dich wunderschön, so wie du bist«, sagte Jane aufrichtig.
»Danke, das habe ich gebraucht. Übrigens, wie bleibst du eigentlich dünn?«
»Oh, ich bin nicht dünn«, erwiderte Jane. Sie kämpfte ebenfalls mit überflüssigen Pfunden, die, so fand sie, ihren kleinen Körper schnell wie einen Kloß aussehen ließen. »Aber wenn ich mir Sorgen mache, höre ich auf zu essen, deshalb habe ich momentan keine Probleme damit.«
»Was hast du denn für Sorgen?« Pat drehte sich langsam um und betrachtete sich aufmerksam in dem Dreierspiegel. Das Kleid betonte ihre gebräunten Schultern, Arme und Brüste, hing dann jedoch wie ein dunkles Leichentuch bis zur halben Wade hinunter.
Jane öffnete schon den Mund, um zu antworten, da eilte eine Verkäuferin mit weiteren Kleidern herbei, machte sich an Pat zu schaffen und probierte Gürtel und Schärpen aus, dann eilte sie wieder hinaus. »Ach, das Lancieren von neuen Produkten ist immer schwierig«, sagte Jane. »Und natürlich bin ich auch weiterhin traurig wegen Georgia, ich grübele, was passiert sein mag, was es zu bedeuten hat. Und ich denke an den armen Simon, wie ich ihn hängenlasse, weil ich immer noch keinen Anhaltspunkt habe, was mit Georgia passiert ist.«
»Ach, Jane!« sagte Pat ärgerlich, drehte sich von ihrem Spiegelbild weg und schaute zu ihr hinunter. »Ich hatte gehofft, das hättest du aufgegeben.«
»Nein, tut mir leid, Pat, aber das habe ich nicht vor.«
»Himmel, bist du stur. Ich schätze, dann mußt du eben mit Ariela reden.«
»Mit wem?«
Pat schüttelte den Kopf. »Wenn sie nur Ohren hätten zu hören und Augen zu sehen. Ariela, meine Süße — Simons erste Frau. Du solltest mit Ariela reden. Sie weiß mehr über Georgia als jeder andere, ausgenommen Simon, und was er weiß... nun, glaub es mir, du mußt mit ihr reden.«
»Seine erste Frau?« fragte Jane erstaunt. »Ich hatte keine Ahnung, daß Simon vorher schon mal verheiratet war.«
»Genau das meine ich ja. Es gibt verdammt vieles, wovon du keine Ahnung hast, und es wird dir überhaupt nicht gefallen, wenn du erst alles erfährst.«
Jane wurde sauer. »Ich wäre dir dankbar, Pat, wenn du aufhören würdest, mich
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