Eine mörderische Karriere
Kindern etwas Besseres bieten zu können als sie. Dabei sollte Geld doch bestimmt nicht der entscheidene Faktor sein. Aber natürlich steckte noch mehr dahinter, dachte sie. Bernie und seine neue Frau liebten die Jungen. Sie widmeten sich ihnen, der Idee der Familie auf eine Weise, für die es in Janes kompliziertem, auseinandergerissenen Leben keine Parallele gab.
Jane wandte sich Simon zu und sah, wie er das Lenkrad umklammert hielt. Gleichzeitig registrierte sie das saubere, weiche Leder des Wageninneren, wundervoll gepflegt, wie Simons sämtliche Besitztümer.
»Simon, erzähl mir genau, was passierte, als Georgia verschwand.«
»Das habe ich doch schon. Das war’s — weiter gibt’s nichts zu erzählen. Sie verließ die Party. Sie verschwand. Frag irgendwen, frag Ivor oder Red, sie waren dort. Frag Pat Hornby , es war ihre Party. Hör zu, bei alledem ist nur eins wichtig. Du kennst Georgia — welche Art Frau sie ist. Außergewöhnlich, stimmt’s ?«
Jane nickte, als sie sich Georgia vorstellte.
»Ich liebe sie, wir lieben einander. Wenn es auf dieser Welt irgendeinen Menschen gibt, auf den man sich verlassen kann, der wirklich treu und gut ist, dann Georgia. Ich weiß, daß sie sich nicht einfach so aus dem Staub gemacht hat. Sie verschwand nicht aus eigenem freien Willen. Und niemand, kein Mensch kann einen Grund haben, ihr etwas anzutun. Ich kann mir nicht helfen, ich denke, daß etwas Furchtbares passiert ist, oder ihr vielleicht noch immer passiert.«
»Aber die Polizei — «
» Vergiß die Polizei! Zwei Wochen, und sie haben absolut nichts herausgefunden. Du bist genau die Richtige, um Georgia zu finden. Ich brauche deine Hilfe, Jane. Bitte.«
Jane schüttelte den Kopf. Worum er sie bat, war absurd, unmöglich. Doch als sie den Mund öffnete, um ihm das zu sagen, hörte sie sich statt dessen antworten: »Ja, ich werd’s versuchen. Ich werde mein Bestes tun.«
Kaum sah sie Toms finsteres Gesicht an der Tür, wußte Jane, daß sie Simon doch lieber hätte bitten sollen, sie zu ihrem eigenen Apartment zu fahren. Doch sie und Tom verbrachten gewöhnlich die Wochenenden zusammen. Sie freute sich immer die ganze Woche darauf. Am Freitag nach der Arbeit war sie zu seinem Haus gefahren, und jetzt waren ihr Fön, Kosmetikutensilien, Kleidung fürs Wochenende, alles — sogar ihre Schmutzwäsche — bei ihm. Es schien am einfachsten, wie geplant dorthin zurückzufahren und den unvermeidlichen Krach hinter sich zu bringen, damit sich die Atmosphäre reinigte und sie einen erfreulichen Sonntag zusammen verbringen konnten.
»Worüber hast du mit Simon so lange in der Einfahrt gesprochen?« sagte er.
»Kannst du nicht wenigstens warten, bis ich im Haus bin, bevor du mit den Vorwürfen anfängst ?« Sie war erschöpft, und sie wußte, daß sie nicht gut aussah. Ihr Baumwollrock und die Bluse waren arg zerknittert, und auf ihren weißen Espadrillos waren Grasflecke. Ihr Haar hing schlaff herunter. Ihr Makeup war bestimmt zerflossen, und ihre Haut fühlte sich fettig und staubig an. Vor ein paar Minuten, als sie Simon gute Nacht sagte, hatte sie noch Bewunderung in seinem Blick gesehen und das Gefühl genossen, eine attraktive Frau zu sein.
»Es ist zehn Uhr«, sagte Tom. »Seit fünf bin ich zu Hause. Es war eine Lunch-, keine Dinnerparty.«
Jane ging ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen. »Mensch, jetzt halt mal die Luft an. Wir haben Wochenend-Verkehr. Für zwanzig Meilen haben wir drei Stunden gebraucht.«
»Richtig.« Er setzte sich ihr gegenüber und starrte sie einen Augenblick an. Sie erwiderte seinen Blick. Ihre Müdigkeit war stärker als ihr Ärger über seine Kleinlichkeit, seine schnell entfachte Eifersucht, die sie immer so unerklärlich fand. Kam es daher, weil er sie für eine ungewöhnliche schöne Frau hielt, die jeder Mann, mit dem sie zusammen war, wollte? Er mußte eigentlich wissen, daß es nicht so war, doch falls es daran lag, sollte sie sich vielleicht geschmeichelt fühlen. Nein, das war unwahrscheinlich. Sie hielt Tom für gutaussehend, doch das machte sie noch nicht eifersüchtig. Wenn sie auch wußte, daß es vor ihr viele Frauen in seinem Leben gegeben hatte, dachte sie kaum darüber nach. Was für eine Rolle spielte seine Vergangenheit schon für ihr gemeinsames Leben?
Er war verheiratet gewesen, seine Frau hatte ihn für einen anderen verlassen, und er hatte, wie er sich ausdrückte, »nichts anbrennen lassen«, bevor er und Jane ein Liebespaar wurden und
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