Eine Nachbarin zum Verlieben
drein. „Das tut mir leid.“
„Ich habe Ihnen das nicht erzählt, damit Sie ihn – oder mich – bemitleiden. Aber Sie haben recht, wir leben so nahe beieinander, wir sollten besser die Lebensumstände unserer jeweiligen Kinder kennen.“
Sie nickte und fasste ihre eigene Situation in kurzen Worten zusammen. „Mein Exmann heißt Thom. Er hat das Recht auf regelmäßige Besuche, aber er nimmt höchstens die Hälfte der Zeit in Anspruch, die ihm zustehen würde. Ich habe bei einer Werbeagentur gearbeitet. Wir haben im Stadtzentrum von Chicago gewohnt. Aber nach der Scheidung …“
Sie stockte. „Na ja, Molly kommt bald in die Vorschule, und da habe ich mir gedacht, dass das der richtige Zeitpunkt für einen Umzug ist. Hier draußen haben wir einen Garten, es gibt die besseren Schulen, und außerdem leben hier viele Familien mit Kindern. Ich hoffe sehr, dass Molly bald Freunde findet.“
Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Aber wenn ich ehrlich sein soll – für mich war der Umzug so etwas wie ein Kulturschock.“
Mike musste lachen. „Das geht nicht nur Ihnen so! Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal hier enden würde. Mein Lebensziel war das bestimmt nicht, das können Sie mir glauben. Aber wie Sie habe ich mich meinem Kind zuliebe dafür entschieden – mit genau den gleichen Argumenten: Schule, Garten, Spielkameraden. Außerdem war mir noch wichtig, dass wir näher bei Teddys Großeltern wohnen.“
Plötzlich brach er ab, als hätte er das Gefühl, schon zu viel über sich verraten zu haben. Oder zu viele Gemeinsamkeiten mit ihr zu teilen. „Ich sollte jetzt besser …“
„Oh ja, ich auch“, ergriff sie rasch die Gelegenheit und wendete den Einkaufswagen. „Ich habe noch jede Menge Dinge auf meiner Einkaufsliste. Aber vergessen Sie die Lasagne morgen nicht! Wenn Sie gegen fünf nicht da sind, stelle ich sie einfach vor die Tür. Bis dann!“
Am liebsten wäre sie so schnell wie möglich aus dem Laden geflüchtet. Aber sie brauchte noch so viel! Und der Einkaufswagen wurde immer schwerer: Pflastersteine, Rindenmulch, Kies.
Sobald sie einen Verkäufer sah, belegte sie ihn mit Beschlag. Sie brauchte Beratung bei der Auswahl eines Rasenmähers, und alle schweren und sperrigen Gegenstände mussten geliefert werden. Sie hatte keine Chance, das alles in ihr Auto ein- und zu Hause wieder auszuladen.
Bis sie endlich an der Kasse war, konnte sie nur noch an etwas zu essen und ein kleines Schläfchen auf der Liege auf ihrer Terrasse denken.
Doch als sie sich zu ihrer Tasche hinunterbeugte, um ihre Geldbörse herauszuholen, fiel ihr etwas Seltsames auf. Einige der Sachen in ihrem Einkaufswagen hatten die Farbe gewechselt. Irgendwie hatten sich die pinkfarbenen Gartenhandschuhe, die sie ausgewählt hatte, in ein Paar gröbere, graue verwandelt.
Der sympathische kleine Spaten, für den sie sich entschieden hatte, war gewachsen und besaß plötzlich einen festen Griff. Ihre Schaufel schien sich sogar fortgepflanzt zu haben. Es waren plötzlich zwei, eine spitze und eine flache. Keine davon war besonders groß, aber beide waren deutlich robuster als die, die sie ursprünglich mitgenommen hatte.
Für einen Moment dachte sie, sie hätte den Wagen verwechselt, aber dann enthielt er doch wieder so viele andere Dinge, die sie erkannte … Sie sah suchend um sich, drehte sich sogar einmal herum. Mike war nirgends zu sehen. Bestimmt war er mit seinem Einkauf schon lange fertig.
Doch sie wusste beim besten Willen nicht, wer das sonst getan haben könnte.
Aber so konnten sie nicht weitermachen. Es ging einfach nicht, dass er ständig wie aus dem Nichts auftauchte und für sie den Helden spielte.
Dieses Mal würde sie sich wirklich etwas einfallen lassen müssen, um sich zu revanchieren.
4. KAPITEL
Eigentlich hätte Mike ahnen müssen, dass sich der Austausch der Wasserhähne zu einem Großprojekt auswachsen würde. Pfusch an den Installationen führte immer zu noch mehr Pfusch an den Installationen. Das war Naturgesetz, selbst bei neuen Häusern.
Nicht gerade erleichtert wurde das Vorhaben außerdem dadurch, dass er ein wesentlich besserer Jurist als Handwerker war. Und durch den Hund, der es sich unbedingt auf Mikes Beinen gemütlich machen musste, während dieser unter dem Spülbecken in der Küche lag. Auch dass Kater Carlo um seinen Kopf strich und ihn mit seinem Schwanz an der Nase kitzelte, war nicht besonders hilfreich.
Außerdem unterbrach ihn auch das Telefon immer wieder bei
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