Eine Nachbarin zum Verlieben
der ohnehin schon schwierigen Arbeit. Beim ersten Anruf sprang er eilig auf und schlug sich prompt den Kopf.
Teddy war dran. „Hi, Dad. Ich soll dir von Grandma ausrichten, dass ich brav bin. Sie möchte, dass ich über Nacht bleibe.“
Mike spürte, wie die Stimme seines Sohnes zitterte. Teddy war einfach noch nicht so weit, irgendwo anders als zu Hause zu übernachten. „Ich finde, du schläfst besser hier. Aber wenn du zum Abendessen bei den Großeltern bleiben willst, geht das in Ordnung.“
Sein Sohn legte auf und rief drei Minuten später zurück. „Okay. Ich werde hier essen. Grandma fragt, ob du auch kommst.“
„Sag ihr Nein, aber danke für die Einladung. Und gib kurz Bescheid, wenn es später als halb acht wird, in Ordnung, Kumpel?“
„Alles klar. Weißt du was, Grandma hat versprochen, dass sie mir ein eigenes Handy kauft!“
„Auf keinen Fall, kommt nicht infrage!“, stellte Mike sofort klar, doch da war die Verbindung bereits unterbrochen.
Mike schüttelte nachdenklich den Kopf. Wie es schien, hatte es nicht nur Vorteile, in der Nähe der Großeltern zu leben. Ein Handy für einen Vierjährigen? Nur über seine Leiche.
Bei den nächsten beiden Anrufen ließ er das Telefon so lange klingeln, bis sich der Anrufbeantworter meldete. Die Arbeit mit Wasser und Schmierfett in dem beengten, heißen Raum unter der Küchenspüle machte immer noch mehr Spaß als eine Unterhaltung mit seiner Exfrau, die ein Treffen mit Teddy arrangieren wollte.
Er würde sie zurückrufen.
Wenn er Zeit hatte.
Schon der Klang ihrer Stimme löste bei ihm schlechte Laune aus. Über Nancy selbst war er schon lange hinweg, aber an einigen Details der Scheidungsvereinbarung würde er noch geraume Zeit zu knabbern haben.
Doch es half ja nichts. Das Leben ging weiter, er musste die Probleme hinter sich lassen, nach vorne schauen – und was es da noch für beschönigende Formulierungen gab, mit denen frisch Geschiedene so gerne um sich warfen.
Im Prinzip war nicht einmal seine gescheiterte Ehe das Problem, sondern die Tatsache, dass seine Frau ihn für ein fades, blasses Würstchen von einem Mann verlassen hatte, das vermutlich keine sechzig Kilo wog.
Was sie an diesem Typen fand, war ihm schleierhaft. Und obwohl es in ihrer Beziehung schon seit einiger Zeit nicht mehr rund gelaufen war, hatte Mike doch nie daran gezweifelt, dass seine Exfrau mit ihrem Liebesleben zufrieden gewesen war.
Nicht der Verlust seiner Frau an sich stieß Mike sauer auf, sondern der Umstand, dass er sie an einen solchen Blindgänger verloren hatte. Das setzte seinem männlichen Stolz ganz schön zu.
Aber egal. Gegen fünf Uhr hatte er genug von der Heimwerkerei. Er stellte sich kurz unter die Dusche. Danach zog er alte Shorts und sein Harvard-T-Shirt an – sein Lieblingsstück, wie an dem ausgefransten Kragen und den Löchern unschwer zu erkennen war. Seine Mutter würde Teddy wahrscheinlich erst in zwei Stunden zurückbringen. Bis dahin konnte er es sich auf der Terrasse gemütlich machen. Das hatte er sich heute wirklich verdient!
Er öffnete die Terrassentür und stolperte beinahe über eine Kiste Bier. In Flaschen. Eiskalt. Eine teure Marke.
Mike kamen beinahe die Tränen vor Freude und Dankbarkeit. Da es ihn nur in Zeiten höchster Verzweiflung in ein Lebensmittelgeschäft verschlug – er bekam dort annähernd Angstzustände, weil er nicht wusste, wofür er sich entscheiden sollte –, hatte er selbst seit gestern kein Bier mehr im Haus. Und sonst auch so gut wie nichts mehr.
Er sah sich nach einer Nachricht des anonymen Wohltäters um, doch eigentlich wusste er schon, wer dafür verantwortlich war.
Mit einem Blick identifizierte er den schlanken, nackten Fuß auf der Nachbarterrasse.
Amandas Terrasse war kleiner als seine und wurde seitlich von einem Sichtschutz begrenzt. Deshalb sah er nichts vom Rest ihres Körpers. Aber der Fuß war ja schon einmal nicht schlecht.
Plötzlich tänzelte das verwöhnte Hündchen in sein Blickfeld. Doch Slugger, der ihm nach draußen gefolgt war, war zu faul, um aufzustehen. Nur sein Schweif wedelte wie ein Metronom.
Mike ignorierte die Hunde. Auch wenn er Amanda nicht sah, konnte er sie doch hören. Sie schien zu telefonieren.
Er öffnete eine Bierflasche. Er wollte nicht lauschen, nur einige Augenblicke warten, bis sie auflegte, um sich zu bedanken. Nur leider legte sie nicht auf. Sie sprach immer weiter und weiter.
„Mom, bitte. Hör auf damit. Du weißt, dass ich dich liebe! Ich
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