Eine Nachbarin zum Verlieben
sauberes gelbes Oberteil, kombiniert mit weißen Shorts und Sandalen mit gelben Blumen. Und sie hatte Make-up aufgelegt. Am hellen Tag, zu Hause, während sie – vermutlich – ihre Umzugskisten auspackte.
Er dagegen hatte sich seit drei Tagen nicht mehr rasiert und seit zwei nicht mehr gekämmt. Es gab schlicht und einfach keinen Grund dazu, schließlich existierten keine Frauen mehr in seinem Leben, die er beeindrucken oder denen er gefallen wollte.
Trotzdem war er froh, der Nachbarin sagen zu können, dass er heute noch unheimlich viel zu tun hatte, ohne dabei zu lügen. Sie behauptete eilig dasselbe von sich, und beide verzogen sich rasch in ihre jeweiligen Häuser.
Mike hatte vor, erst einige schon länger anstehende Arbeiten im Haushalt zu erledigen und anschließend zu einem Einkaufsbummel in den Baumarkt zu fahren. Er musste die günstige Gelegenheit nutzen, solange Teddy bei seinen Großeltern war.
Amanda ließ Darling kurz in den Garten, um ihr Geschäft zu verrichten. Dann schnappte sie sich ihre Autoschlüssel und den Einkaufszettel und ging in die Garage. Vor der Scheidung hatte sie einen schnittigen Austin-Healey-Sportwagen besessen. Nun fuhr sie einen weißen Geländewagen – wie fast alle anderen Mütter in der Gegend.
Mike ist nicht da, stellte sie fest, sobald sie den Wagen auf die Straße manövriert hatte. Jedenfalls stand sein Garagentor offen, und sein Pick-up war nirgends zu sehen.
Gestern Nacht war er zu ihrer Rettung geeilt wie ein Ritter in einer glänzenden Rüstung. Doch glücklicherweise hatte sie sich heute Morgen erfolgreich selbst einreden können, dass er nicht unwiderstehlich war.
Sie beide hatten schon mit Scheidung, Umzug und Kind alle Hände voll zu tun.
Außerdem würde sie die Lehre, die sie aus ihrer Scheidung gezogen hatte, so bald nicht wieder vergessen: Nie wieder wollte sie in einer Beziehung das schwächere Glied sein!
Am Ende der Straße bog sie links ab, nur um unmittelbar darauf festzustellen, dass sie sich falsch entschieden hatte und rechts richtig gewesen wäre. Es würde noch einige Zeit dauern, bis sie sich in der Umgebung richtig gut auskannte. Und Baumärkte gehörten normalerweise ohnehin nicht zu ihren bevorzugten Zielorten.
Heute hatte sie allerdings eine lange Einkaufsliste, die sich nur dort abarbeiten ließ. Sie brauchte Pflastersteine für einen Gartenweg. Rindenmulch für die Blumenbeete. Zierkies. Und irgendwann wollte sie hinten auf der Terrasse eine Hollywoodschaukel.
Aber zuvor benötigte sie noch jede Menge dringender Kleinigkeiten für Haus und Garten. Handschuhe, zum Beispiel. Einen Spaten. Eine Pflanzschaufel. Sie hatte noch nicht einmal eine Taschenlampe im Haus. Und irgendwann – bald – würde sie den Rasen mähen müssen. Außerdem hatte Mike sie dezent darauf hingewiesen, dass eine stabilere Leiter eine gute Idee wäre. Aber sie zog es vor, den Gedanken an ihren Nachbarn schnell wieder aus ihrem Kopf zu verscheuchen.
Nach einigen Fehlversuchen fand sie den Baumarkt und dort sogar einen nicht allzu weit vom Eingang entfernten Parkplatz. Sie war früher schon in einem Baumarkt gewesen. Ein Mal. Aber sie hatte keine Ahnung, wo sie was finden würde. Also holte sie sich einen Wagen und zog ihre Einkaufsliste aus der Tasche.
Am besten würde sie als Erstes die langweiligen Sachen erledigen – Hammer, Zange, Schraubenzieher, Taschenlampe. Und Handtuchaufhänger. Solche Dinge eben.
Glücklicherweise fand sie alles, was sie brauchte, relativ rasch. Doch als sie in der Gartenabteilung gelandet war, erschlug sie die schiere Auswahl an Produkten beinahe. Sie ging langsamer und begann, geistesabwesend vor sich hin zu summen.
Bis ihr kurz darauf auffiel, dass jemand anders ebenfalls summte. Ein Mann. Nicht in ihrem Gang, in dem sie nach Pflastersteinen und Zierkies suchte, sondern in einem anderen. Aber weit weg konnte er nicht sein.
Wenn Amanda aufhörte zu summen, um ihm zuzuhören, verstummte er ebenfalls.
Und wenn sie weitersummte, begann auch er wieder.
An einer Kreuzung blickte sie um die Ecke in den nächsten Gang. Nichts. Kopfschüttelnd ging sie weiter. Über kurz oder lang würde sie einen Verkäufer finden müssen, der sie beriet und der ihr half, ihre sperrigen, schweren Einkäufe zu schleppen.
Bis dahin … plötzlich stellte sie fest, dass sie in dem Gang mit Installateur-Zubehör gelandet war. Hier gehörte sie nun wirklich nicht hin!
Doch da stand er: Mike.
Sie bemerkten einander im gleichen Augenblick. Er
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