Eine Nachbarin zum Verlieben
konnte.
Slugger öffnete ein Auge und rollte sich sofort auf die Seite, in der Annahme, dass sie ihn streicheln wollte. Sie wollte.
Dann schenkte sie sich noch ein Glas Wein ein. „Ich habe mit Wein angefangen und will lieber nicht auf Bier umsteigen. Aber einen kräftigen Schluck brauche ich jetzt.“
Sie setzte sich ihm gegenüber. Ihr Duke-T-Shirt war so viel zu groß, dass es großzügige Einblicke in ihr Dekolleté bot, als sie sich hinunterbeugte, um Slugger zu streicheln. Die roten Fußnägel glänzten auffällig. Ihr Haar war mithilfe von Haarklammern zu einem wilden Busch aufgetürmt.
Es war schwer zu sagen, was ihm an diesem leicht chaotischen Gesamtpaket gefiel. Aber dass es ihm gefiel, stand fest.
„Was meinen Sie?“ Sie deutete auf die freie Fläche zwischen ihren Häusern. „Brauchen wir einen Zaun? Eigentlich gefällt mir die Situation so, wie sie ist, aber vielleicht wäre ein Zaun ja doch eine gute Idee? Zum Beispiel wegen der Kinder und der Hunde. Und nur zu Ihrer Information: Ich weiß genau, dass Sie heute diese Sachen in meinen Einkaufswagen geschmuggelt haben.“
Mike hatte Schwierigkeiten, mit ihren raschen Themenwechseln Schritt zu halten. Besonders, weil seine Aufmerksamkeit von ihren nackten Beinen und ihrem großen Ausschnitt in Anspruch genommen wurde. „Ich wollte vermeiden, dass Sie Geld für Werkzeuge ausgeben, die nicht lange halten werden. Wie ich gesehen habe, ging es Ihnen nicht um den Preis, sondern nur darum, ob etwas einen pinkfarbenen Griff hatte.“
„Richtig erkannt“, gab Amanda widerstrebend zu.
Er winkte ab. Es brachte nichts, das Thema weiter zu vertiefen. „Wenn Sie einen Zaun zwischen unseren Grundstücken wollen, komme ich natürlich für die Hälfte der Kosten auf.“
„Darum ging es mir gar nicht“, wehrte sie ab. „Und überhaupt war das nur so eine Idee. Weil es so viele verschiedene Arten von Zäunen und Abtrennungen gibt. Und weil ich Sie nicht übergehen will. Aber ich will die Dinge nicht unnötig kompliziert machen.“
Warum tut sie es dann? fragte sich Mike, aber laut sagte er: „Schon in Ordnung.“ Er wusste sowieso nicht, warum sie über Zäune sprachen. Aber vermutlich gab es dafür einen Grund: Sie suchten Schutz voreinander.
„Es ist nur … ich hatte einen ziemlich langen … oh nein!“
Erst als sie mit einer entschuldigenden Handbewegung aufsprang und auf ihre Terrasse lief, hörte Mike den alten Song „I Will Survive“ und realisierte, dass sie ihn als Handyklingelton gewählt haben musste.
„Kein Problem!“, rief er ihr nach und trank einen tiefen Schluck aus seiner Bierflasche. Entspannt legte er die Beine auf die Mittelstrebe des Terrassengeländers und lehnte sich zurück.
Es dauerte nur Sekunden, bis ihm klar wurde, dass der Anrufer Amandas Exmann war.
„Ich habe deine Anrufe nicht ignoriert, Thom. Ich war diese Woche nur durch den Umzug sehr beschäftigt. Außerdem finde ich es lächerlich, dass du auf einem gemeinsamen Sorgerecht bestehst, aber die letzten beiden Tage, an denen sie dich besuchen sollte, keine Zeit hattest. Es geht dir überhaupt nicht um Molly, gib’s doch zu. Du willst nur geringere Unterhaltszahlungen herausschinden. Pah! Als ob du es dir nicht leisten könntest!“
Mike merkte genau, dass sie möglichst leise sprach, damit er sie nicht hören konnte. Trotzdem verstand er jedes Wort.
„Ich lasse mich von dir nicht anschreien, Thom, dass das klar ist. Du kannst Molly am Samstagmittag abholen, und um spätestens sieben Uhr bringst du sie wieder zurück. Das ist alles.“
Wutschnaubend kehrte sie zurück auf Mikes Terrasse, knallte das Handy auf den Tisch und leerte ihr halbes Weinglas in einem Zug. „Am liebsten würde ich das blöde Ding ausschalten, aber es könnte ja immer irgendetwas mit Molly sein.“
„Das Problem kenne ich. Ich drücke mich auch mit dem Anrufbeantworter um das eine oder andere Gespräch, aber für Teddy will ich immer erreichbar sein.“
Mike empfand plötzlich eine ganz bestimmte Unruhe. Dieses Gefühl, das ihn immer beschlich, wenn er dabei war, einen Fehler zu machen. Der Anruf von Amandas Exmann hätte ihn eigentlich noch weiter abschrecken müssen. Er war der beste Beweis dafür, dass ihr Leben im Augenblick unendlich kompliziert war und nur Ärger brachte.
Aber sie war so aufgebracht, dass sogar ihre Hände zitterten.
Sie bemerkte, dass er ihre Hände beobachtete, und sagte sofort: „Es ist kein Geheimnis: Ich hasse Streit. Und bin ganz schlecht darin.
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