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Eine Nacht in Bari

Eine Nacht in Bari

Titel: Eine Nacht in Bari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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Vereins an (auch und zuerst das Maltese, das den Vereinsgedanken von anderen Städten abgeschaut hatte), was im Klartext bedeutete: Das Lokal ist Mitgliedern oder ihren Gästen vorbehalten, aber nur eigentlich – wir nehmen es nicht so genau.
    Es funktionierte folgendermaßen: Man kam an den Eingang und klingelte. Die Tür war immer zu, und fast immer gab es eine Klingel; wenn nicht, musste man mit der Faust an die Tür hämmern. Nach geraumer, nicht abschätzbarer Zeit kam ein bärtiger Typ mit einem unförmigen Pullover und oft starkem Körpergeruch heraus, was die Verachtung des Revolutionärs für die übertriebene Hygiene der Bourgeoisie ausdrücken sollte.
    »Seid ihr Mitglieder?«, lautete dann die erste Frage.

    Nein, sagtest du dann, du wärst kein Mitglied und wolltest nur mal reinschauen – wie viel würde der Mitgliedsbeitrag eigentlich kosten?
    Normalerweise kostete er zehntausend Lire, in den besonders linken Zirkeln fünftausend, aber wenn man darauf bestand, konnte man auch mal »nur schauen«. Was einem in den meisten Fällen zehn- oder fünftausend Lire ersparte und auch ausreichend war.
    Ich erinnere mich an eine bunte Reihe von Namen: Spleen, Guernica, Gotham City, Rimini, Fleurs du Mal, La dolce vita, Caffè Voltaire, Capitan Fracassa, Sherazade, Atahualpa, il Pellicano. Ein Tollhaus, das zugleich lustig und unheimlich war.
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Straßen blieben weiterhin menschenleer und still. Und das sollten sie auch noch die nächsten fünfzehn Jahre lang bleiben; erst dann begann sich die nächtliche Movida zu entwickeln, die Paolo so erstaunt hatte. Im Vergleich zu früher war es jetzt allerdings möglich, in diesen Höhlen Unterschlupf zu finden, die fast immer unterirdisch waren, wo neues Leben pulsierte und wo sich ungeahnte Möglichkeiten zu verbergen schienen.
    Außer dem Maltese mochte ich am liebsten das Pellicano und vor allem das Atahualpa.
    Das Atahualpa war in der Via Garruba, die ebenfalls im Herzen des Libertà-Viertels liegt.
    Der Stadtteil Libertà – damals ein Scherbenviertel, so wie CEP und Japigia – ist heute ein bizarrer und interessanter Teil der Stadt. Hier wohnen Afrikaner, Asiaten, Albaner, Griechen, Russen, Ukrainer, Rumänen, junge Akademiker,
ein paar Schriftsteller, ein paar Künstler, immer noch eine Menge Studenten, die von auswärts kommen, und natürlich eine stattliche Anzahl von Dealern, Hehlern und sonstigen Kriminellen. Zusammen mit dem Stadtteil Madonella ist Libertà heute die anthropologisch vielfältigste und interessanteste Gegend von Bari.
    In Libertà und in Madonella (südöstlich des Teatro Petruzzelli) findet man völlig heruntergekommene Sozialbauten neben perfekt renovierten, eleganten Gebäuden, Lofts über alten Geschäften ohne Ladenschilder, in denen von Plastikgeschirr bis zu kleinen Elektrogeräten, von Spielzeug bis zu Hundefutter alles Erdenkliche verkauft wird, Krämerläden, Bäckereien, Fischläden, Sportstudios, Boutiquen und Handwerksbetriebe; aber auch Schänken, in denen schon um zehn Uhr morgens um Bier gespielt wird, private Zirkel, in denen Karten gespielt wird (diese beiden Aktivitäten sind übrigens austauschbar), Spielhöllen, Billardsäle, nordafrikanisch aussehende und klingende Elektrogeschäfte, Bestattungsinstitute, Schreibwarenhandlungen, Tabakläden, Pizzerien, Ein-Euro-Läden, Salsa-Schulen, japanische Restaurants, chinesische Restaurants, arabische Restaurants, Telefonläden, Internetcafés, Geldtransfer-Läden, ethnische Supermärkte, Spielzeugläden, Bonbonläden, überraschende Künstlerwerkstätten, chinesische Supermärkte.
    Heute ist das eine interessante Wohngegend, in der das Einkaufen übrigens immer noch viel billiger ist als im Stadtteil Murat, bis zu dem es nur wenige hundert Meter sind.
    Zwischen den Siebziger- und den Achtzigerjahren jedoch
war der Stadtteil Libertà eine heruntergekommene und gefährliche Gegend. Das Atahualpa lag mittendrin.
    Es war ein vegetarisches Restaurant, und wer nicht im Bari der Siebzigerjahre aufgewachsen ist, kann unmöglich nachvollziehen, was für eine aufregende Neuheit das war. Und dann noch dieser Name! Atahualpa, der stolze Inka-König, der von dem infamen Pizarro erst verraten und dann ermordet worden war. Mir gefiel es sehr, dass dieser Name direkt aus den Anden kam, von der Prärie der Geschichte, und den Weg bis in die hintersten Winkel unseres Lebens gefunden hatte.
    Das Lokal war auf das Malerischste verlottert,

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