Eine Nacht mit Folgen
war.
"Graham, ist alles in Ordnung?"
Er räusperte sich. "Ja, natürlich."
"Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Aber ich dachte mir, dass du vielleicht daran interessiert bist, wie dieses Kind entstanden ist. Ein Ehemann ist auf jeden Fall weit und breit nicht in Sicht. Ruf sie an, Graham, oder besser noch, nimm das nächste Flugzeug nach San Francisco."
4. KAPITEL
Serena und ihre Mitbewohnerin hatten gerade den Truthahn aus dem Backofen geholt, als es an der Tür klingelte.
Meg O'Brien, mit der Serena sich seit einem Monat ihr Apartment teilte, schaute auf ihre Armbanduhr. "Genau richtig", sagte sie. "Warum lässt du sie nicht herein, während ich den Vogel noch einmal in den Backofen zurückschiebe."
"Klar." Serena wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab und ging in den Flur hinaus zum Eingang des Apartments hinüber. Mit einem strahlenden Lächeln öffnete sie die Tür.
"Hallo."
Das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht. Es waren nicht Megs Bruder und sein Freund, die sie zum Abendessen erwartet hatten.
Es war der Mann, der ihr Leben von Grund auf verändert hatte.
Der Vater ihres Babys.
Der Mann, von dem sie nie erwartet hatte, ihn noch einmal zu sehen.
Serena schaute in seine Augen und hatte das Gefühl, der Boden würde plötzlich unter ihren Füßen nachgeben. Es war ein Gefühl wie die Schwindelanfälle, die sie in den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft gehabt hatte - nur noch viel stärker. So stark, dass sie sich gegen die Tür lehnen musste.
"Graham", stieß sie atemlos hervor.
Erinnerungen und unterdrückte Emotionen stiegen in ihr auf
Anziehung und Bestürzung, Sehnsucht und Furcht. Ein Teil von ihr hätte ihm gern die Tür vor der Nase zugeschlagen, aber der weitaus größere wusste, dass sie das niemals fertig bringen würde.
Falls das überhaupt möglich war, sah er noch attraktiver aus, als sie sich erinnerte. Sie verschlang ihn fast mit ihren Blicken seine wunderschönen grauen Augen, die markanten Wangenknochen, das eigenwillige Kinn, die breiten Schultern.
Allerdings schien er sich seit einem Tag nicht mehr rasiert zu haben, und sein dunkler Anzug wirkte ganz leicht zerknittert, aber das trübte in keiner Weise den Gesamteindruck. Er schien an Persönlichkeit noch dazugewonnen zu haben. Er wirkte lebendiger, stärker, ja noch beeindruckender als zuvor.
"Graham", wiederholte sie. "Was ... was machst du hier?"
Gegen seinen Willen streckte er die Hand aus und legte sie auf die Rundung ihres Bauches.
Selbst durch den Baumwollstoff des Umstandskleides konnte sie spüren, wie warm seine Hand war, und sie zitterte leicht.
Dieser Moment war elektrisierend. Atemberaubend. Viel zu intensiv.
Er schaute sie unverwandt an. "Bin ich der Vater?" Seine Frage klang eher wie eine Feststellung, aber gleichzeitig schwang auch Unglauben in seinen Worten mit.
Sie konnte nicht lügen. Es hatte keinen Sinn. "Ja", gestand sie.
Meg rief von der Küche: "Hey, was ist los?" Man hörte ihre Schritte im Korridor näher kommen. "Warum kommt ihr nicht herein?"
Graham zog abrupt die Hand zurück, und Serena drehte sich um, als ihre Freundin sie erreicht hatte.
"Hallo? Wer ist das? Auf jeden Fall nicht Daniel oder Tom."
Meg warf Graham einen prüfenden Blick zu und zog dann leicht die Augenbrauen hoch, als wäre sie beeindruckt von dem, was sie sah.
"Graham", sagte Serena. "Ich möchte, dass du meine Mitbewohnerin, Meg O'Brien, kennen lernst. Meg, das ist Graham Richards."
"Ach, du liebe Güte, es ist der Milliardär." Sie streckte ihm die Hand entgegen. "Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich habe alles über Sie in den Wirtschaftsmagazinen meines Bruders gelesen."
Sie hatte ihr Wissen an Serena weitergegeben, nachdem ihre Freundin ihr gestanden hatte, wer der Vater ihres Babys war.
Serena hatte es erst nicht glauben können, dass Graham nicht nur reich und angesehen, sondern sogar einer der reichsten Männer der Welt war.
Graham reagierte weder auf Megs offenherzige Bemerkung noch auf ihren ebenfalls gerundeten Bauch.
"Es freut mich, Sie kennen zu lernen", sagte er mit einem höflichen Lächeln, das nichts von seinen Gedanken oder Gefühlen preisgab. Serena musste feststellen, dass er sich seit Dirks Hochzeit kein bisschen verändert hatte. Er war immer noch so kühl und unnahbar wie eh und je.
"Was bringt Sie nach San Francisco?" fragte Meg.
"Serena. Ich hätte mich wohl erst telefonisch anmelden sollen. Wie ich sehe, komme ich ungelegen."
Der Duft des gebratenen Truthahnes drang
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