Eine Nacht mit Folgen
aus der Küche zu ihnen herüber, und Serena sah, wie Graham zum Esstisch herüberschaute, der für vier gedeckt war.
"Keine Sorge", erwiderte Meg. "Es kommen nur mein Bruder und sein Freund zum Essen. Ich bin sicher, wir können uns allein amüsieren, während ihr beide euch unterhaltet. Sie sind auch herzlich eingeladen, mit uns zu essen, Graham. Es gibt mehr als genug."
"Danke, aber ich habe bereits gegessen. Ich werde später zurückkommen."
"Unsinn! Warum geht ihr beide nicht ein wenig spazieren?
Serena würde ein wenig frische Luft sicherlich gut tun, und etwas weiter die Straße hinunter befindet sich ein netter kleiner Park."
"Dann musst du ja den Rest allein vorbereiten", warf Serena ein.
Meg winkte ab. "Daniel und Tom werden jede Minute hier sein. Sie werden mir in der Küche helfen." Sie öffnete den Flurschrank und holte eine Jacke heraus. "Hier, zieh das an. Wir wollen doch nicht, dass du dich erkältest, oder?"
Dann schob sie beide zur Tür hinaus.
Serena kam sich vor, als wären sie zwei Kinder, die zur Schule geschickt wurden.
Sie schaute vorsichtig zu Graham hinüber, der mit ihr zum Fahrstuhl ging. "Entschuldige bitte", sagte sie. "Meg übertreibt manchmal."
Er zuckte leicht mit den Schultern. "Sie scheint nett zu sein.
Lebt ihr schon lange zusammen?"
Sie schüttelte den Kopf. "Sie ist erst vor einem Monat eingezogen. Wir haben uns bei der Schwangerschaftsgymnastik getroffen."
Wie seltsam, dachte sie, dass sie und Graham zusammen ins Bett gegangen waren und doch nicht das Geringste über das Leben des anderen wussten. Er hatte ja noch nicht einmal gewusst, wo sie lebte und mit wem.
Das brachte sie zu der Erkenntnis, dass er von
irgendjemandem ihre Anschrift bekommen haben musste. Sie hatte sie ihm nicht gegeben.
Und auch nicht ihre Telefonnummer.
Und sie war weder im Telefonbuch noch bei der Auskunft eingetragen, aber offensichtlich hatten Milliardäre keine Probleme, die Adressen anderer Leute zu erhalten.
Scham erfüllte sie. Sie war in Panik gewesen, als sie an jenem Morgen neben ihm in der Suite erwacht war, aber sie hätte nicht einfach auf und davon laufen sollen, ohne mit ihm gesprochen zu haben. Zumindest hätte sie ihm eine Nachricht und wenigstens ihre Telefonnummer hinterlassen müssen, damit er mit ihr in Kontakt treten konnte.
Obwohl sie nie erwartet hätte, dass er das tun würde.
Sie stiegen in den Fahrstuhl, und Graham drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss.
Sie atmete tief durch, um sich Mut zu machen. "Ich habe mich damals im Mai sehr schlecht benommen. Ich hätte nicht wegla ufen dürfen, ohne dir Auf Wiedersehen zu sagen. Ich war feige, und ... und das tut mir Leid."
"Hast du bereut, was du getan hast?"
"Ich war verwirrt." Genau wie jetzt.
"Das ist verständlich."
Es entstand ein kurzes Schweigen, und Serena legte unwillkürlich die Hände auf ihren Bauch.
Graham bemerkte diese defensive Geste. Und sein Blick ruhte einen Moment auf ihrem Bauch, bevor er wieder zu Serenas Gesicht glitt.
"Ich bin derjenige, der sich entschuldigen müsste", erklärte er. "Eigentlich wollte ich nicht, dass die Dinge so außer Kontrolle geraten. Ich habe die Umstände ausgenutzt."
"Nein, das hast du nicht", stieß Serena hervor. Sie war nicht überrascht, dass er sich so hart verurteilte. Sie wusste, dass er einen hohen moralischen Kodex hatte.
Aber sie glaub te nicht, dass er in diesem Fall Recht hatte.
Wenn jemand ausgenutzt worden war, dann er. Sie war diejenige gewesen, die sich ihm an den Hals geworfen hatte.
Selbst jetzt errötete sie noch bei der Erinnerung daran. Ihr Verhalten in dieser Nacht war herausfordernd und schamlos gewesen. Schamlos und peinlich. Am liebsten würde sie jetzt noch im Erdboden versinken. Die körperliche Liebe hatte ihr einen Einblick in eine völlig neue Welt gegeben. Es war nur schwer zu akzeptieren, dass sie diese - zugegeben wundervolle Erfahrung - mit einem völlig Fremden gemacht hatte.
Da spielte es auch keine Rolle, wie anziehend, gut aussehend und unwiderstehlich er war.
Sie hatte sich selbst damit zu beruhigen versucht, dass die Situation außergewöhnlich gewesen war, und dass Sex zwischen zwei Singles kaum ein Verbrechen war. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass sie mit zweiundzwanzig für solch ein Erlebnis nun wirklich alt genug war.
Aber nichts davon nahm ihr das Gefühl der Scham, der Peinlichkeit, das sie empfand.
Aber sie müsste die Verantwortung für ihr Handeln tragen bis zur letzten Konsequenz. Sie war
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