Eine Nacht mit Folgen
Sie konnte nur hoffen, dass Graham so schnell kam, wie er es ihr versprochen hatte.
"Nun", verkündete Cassandra mit einem gezwungenen Lächeln. "Es sieht so aus, als ob wir uns erst in zwanzig Minuten zu Tisch begeben können. Ich werde Mandy Bescheid sagen, dass wir noch einen Gast erwarten ..."
Graham parkte seinen Mietwagen auf der Straße vor der Villa der Jones', genau zehn Minuten, nachdem er sein Handy ausgeschaltet hatte. Er war bereits aus der Tür seiner Suite gelaufen, als er merkte, dass Serena ihn brauchte, und erreichte schon die Hotelhalle, als das Gespräch endete.
Er war sich nicht sicher, warum er alles stehen und liegen ließ, nur um ihr zu Hilfe zu eilen ...
Abgesehen von der Tatsache, dass sie die Mutter seines Kindes war, natürlich. Das war doch Grund genug, oder?
Er stieg aus dem Wagen und ging zu der Eingangstür des großen weißen Hauses mit den vier mächtigen Säulen hinüber.
In einer Hand trug er eine Weinflasche, die ihm ein Hotelangestellter in weniger als dreißig Sekunden besorgt hatte.
Graham ging die Treppe hinauf und klingelte. Eine Frau in schwarz-weißer Dienstmädchenkleidung öffnete ihm wenige Sekunden später die Tür. Er nannte seinen Namen, und sie führte ihn über den gekachelten Boden der Eingangshalle zum Wohnzimmer hinüber.
"Graham!" Serena lief auf ihn zu, als er den Raum betrat.
"Hallo, Serena."
Sie schien so erfreut zu sein, ihn zu sehen, dass ihm fast das Herz stehen blieb. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er den Eindruck, als wäre wirklich ein Band zwischen ihnen, als wären sie tatsächlich ein Liebespaar.
Sie trug ein hübsches, schlicht geschnittenes Umstandskleid und strahlte vor Vitalität.
Noch vor dieser Woche hatte er sich niemals die Frage gestellt, ob schwangere Frauen attraktiv waren. Der Gedanke daran wäre ihm noch nicht einmal gekommen.
Aber jetzt...
Nun, jetzt war er sich verflixt sicher, dass schwangere Frauen attraktiv sein konnten. Und wie attraktiv.
"Graham", sagte sie erneut und stellte sich auf Zehenspitzen, um seine Wange zu küssen. "Ich bin so froh, dass du hier bist.
Komm, ich stelle dich meinen Eltern und ihren Freunden vor."
Sie hakte sich bei ihm ein und führte ihn in den Raum.
Der Kontakt, so harmlos er war, ließ sein Herz schneller schlagen. Sie hatten sich am letzten Abend, an dem sie sich wieder gesehen hatten, kaum berührt, dabei hatte er in den vielen Monaten, in denen er sie nicht mehr gesehen hatte, kaum an etwas anderes gedacht.
Doch die Wirklichkeit kehrte zurück, als er zu den Anwesenden im Raum hinübersah. Diese Leute mussten der Grund sein, warum Serena so froh war, ihn zu sehen - der Grund, warum sie ihn überhaupt angerufen hatte. Er war nur hier, um ihr zu helfen, und er fragte sich, wie diese Hilfe wohl aussehen sollte.
Serena verbarg ihre Frustration, während sie Graham die Anwesenden vorstellte. Ihre Eltern und Mr. und Mrs.
Bennington grüßten höflich, und Bob hatte sich vor wenigen Momenten ins Badezimmer verzogen.
Sie hatte gehofft, zumindest eine Minute mit Graham allein sein zu können, um ihn ein wenig vorzubereiten, bevor sie sich den anderen stellen mussten. Aber Cassandra hatte das unmöglich gemacht. Sie war nicht von ihrer Seite gewichen, seit sie aus der Küche zurückgekehrt war, und Serena hatte keinen Schritt ohne sie machen können.
Graham war natürlich wie immer Graham. Er beherrschte die Situation und wirkte kontrolliert und gelassen, als Serena ihn als ihren neuen Freund vorstellte. Er schüttelte jedem die Hand und überreichte Cassandra eine Flasche Wein.
Ihr Vater reichte Graham einen Cocktail und wies ihm einen Platz zu.
Serena setzte sich neben ihn auf die Couch und zwar so nahe, wie es sich für eine Freundin gehörte.
Harrison begutachtete Graham kritisch. Falls er durch Grahams maßgeschneiderten Anzug und seine teuren Schuhen beeindruckt war, so zeigte er es nicht.
"Meine Tochter hatte Sie uns noch nicht vorgestellt, nicht wahr? Aber aus irgendeinem Grund kommt mir Ihr Gesicht bekannt vor. Ich weiß nur nicht, woher."
"Du hast ihn noch nie getroffen, Dad. Graham und ich kennen uns noch nicht sehr lange."
"Ich hoffe nicht", erwiderte er scharf. "Denn falls er der Kerl ist, der dich geschwängert hat, wird er dich noch vor Ende dieses Tages heiraten. Thanksgiving hin, Thanksgiving her."
Serena war der Mangel an Takt ihres Vaters peinlich. Sie hätte nicht erwartet, dass er so extrem reagieren würde, besonders nicht, wenn die Benningtons
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