Eine Nacht mit Folgen
Eltern wohl einsehen, wie sinnlos es war, sie mit Graham zusammenbringen zu wollen.
Hoffentlich.
Schließlich begaben sich alle ins Arbeitszimmer ihres Vaters, und man setzte sich vor den Kamin, in dem ein einladendes Feuer prasselte. Graham, wie auch Serena, lehnten dankend einen Brandy ab.
"Ich muss noch nach Hause fahren", erklärte er. "Und ich habe bereits Wein getrunken."
Grahams Bemerkung erinnerte Serena daran, dass sie ihre Handtasche und ihre Schlüssel im Wagen eingeschlossen hatte.
Es sah so aus, als ob sie sich von Graham nach Hause fahren lassen müsste, wollte sie sich nicht den neugierigen Fragen der anderen stellen.
"Da du von nach Hause fahren redest", sagte sie zu Graham.
"Du wirst mich wohl mitnehmen müssen." Sie erklärte ihm kurz, was passiert war.
"Ich fahre dich gern zu deinem Apartment", erwiderte er ohne zu zögern.
"Und es ist doch nett, wenn ihr wenigstens noch ein paar Minuten für euch allein habt", bemerkte Cassandra mit einem wohlwollenden Lächeln. Sie sah so selbstzufrieden aus, als ob die Verlobung mit Graham nur noch eine Frage der Zeit sei.
Träum weiter, dachte Serena.
Zwanzig Minuten später erhoben sie sich endlich und gingen zur Haustür. Graham dankte ihren Eltern für ihre
Gastfreundschaft und ließ ihre guten Wünsche mit regloser Miene über sich ergehen. Dann ging er mit Serena zu dem silbergrauen Mercedes und fuhr los. Offensichtlich kannte er die Strecke bis zu ihrem Apartment.
Sie wusste, dass es jetzt Zeit war, ihm zu danken, dass er sich die Mühe gemacht hatte, ihr zur Hilfe zu eilen.
Unglücklicherweise fühlte sie im Moment alles andere als Dankbarkeit.
Sie lehnte sich in den Sitz zurück und schloss erschöpft die Augen. Warum hatte sie ihren Eltern nicht einfach die Meinung gesagt, warum hatte sie ihnen mit Graham eins auswischen wollen und damit ein Eigentor geschossen? Sie seufzte innerlich. Sie hatte nun einmal den Fehler gemacht, daran war nichts mehr zu ändern. Es war trotzdem sehr nett von Graham gewesen, ihr so rasch zur Hilfe zu eilen.
"Danke, dass du so schnell gekommen bist." Sie verzog das Gesicht. "Mein Vater ist schrecklich, nicht wahr?"
"Kein Problem", erwiderte er.
"Es ist mir furchtbar peinlich, dass sich alle so idiotisch benommen haben, als sie herausfanden, wer du bist. Aber ich denke mir, dass du an solche Dinge gewöhnt bist, nicht wahr?"
"Mach dir keine Gedanken deswegen."
"Allerdings waren gewisse Bemerkungen von dir auch unnötig."
Er schwieg, während er in die Straße einbog, die zu ihrem Apartmenthaus führte. "Haben sie dich geärgert, weil ich sie vor den anderen machte, oder weil ich sie überhaupt sagte?"
"Beides."
"Ich kann mich nicht für alles entschuldigen, was ich gesagt habe, Serena, aber es tut mir Leid, dass ich es vor deinen Eltern und Freunden gesagt habe." Er parkte vor dem Haus, in dem sie wohnte, und stellte den Motor ab. "Verzeihst du mir?"
Sie schaute zu ihm hinüber. Das Licht einer Straßenlaterne fiel auf sein Gesicht, betonte seine markanten Züge und setzte Glanzreflexe in sein kurzes dunkles Haar.
Wie kann ein Mann nur so gut aussehen, dachte sie. Wie sollte sie ihm nur widerstehen können?
Sie wandte rasch den Kopf ab und schaute zum Fenster hinaus.
"Vielleicht", sagte sie. Er musste nicht unbedingt merken, wie unmöglich es für sie war, lange auf ihn böse zu sein.
"Das reicht mir", erwiderte er, half ihr dann aus dem Wagen und begleitete sie zur Tür. Serena drückte auf den Klingelknopf für ihr Apartment und wartete.
Nichts.
Sie drückte ein wenig länger auf die Klingel.
Immer noch nichts.
Meg war nicht zu Hause.
7. KAPITEL
Fünfundvierzig Minuten später betrat Graham mit Serena seine Hotelsuite.
Serena zog ihren Mantel aus und legte ihn über die Rückenlehne eines Stuhles. Dann setzte sie sich auf die Couch und wirkte, als wenn ihr jeder andere Ort auf der Welt lieber gewesen wäre als seine Suite.
Es war nicht dieselbe, in der sie sich im Mai geliebt hatten.
Der Schnitt war ein wenig anders, aber die schönen Möbel und die dekorativen Vorhänge waren die gleichen.
Erinnerungen an jene Nacht stiegen in ihm auf.
Er dachte daran, wie sie die Tür mit dem Fuß hinter sich zugeschlagen hatte. Wie heiß ihr Körper sich in seinen Armen angefühlt und wie leidenschaftlich sie ihn geküsst hatte. Damals hatte ein unbändiges Verlangen in ihnen gebrannt.
Aber nicht heute Abend. Jetzt war alles anders. Ein Baby stand zwischen ihnen, und alles war sehr kompliziert
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