Eine Nacht mit Folgen
Monat schwanger, und sie versuchten sie immer noch mit diesem Bob zu verkuppeln.
Sie trug das Baby eines anderen Mannes unter ihrem Herzen.
Sie erinnerte sich daran, was sie in ihrem Yogakurs gelernt hatte, und atmete mehrere Male tief durch, um ihre innere Anspannung abzubauen.
Cassandra sprach mit Begeisterung über einen
ausgezeichneten Violinisten, den sie vor kurzem gesehen hatte.
"Hier, Bob", sagte sie und nahm das Programm vom Tisch. "Du und Serena solltet ihn spielen sehen. Ihr wäret bestimmt beeindruckt." Sie setzte sich neben Serena auf die Couch und gab Bob ein Zeichen, neben ihrer Stieftochter Platz zu nehmen.
Serena schluckte. Zwischen den beiden eingekeilt zu sein, war genau das, was ihr gefehlt hatte.
"Er gibt nächste Woche eine zweite Vorstellung", sagte sie und reichte Bob das Programm hinüber. "Vielleicht könntest du mit Serena hingehen?"
"Gern, nichts, was ich lieber täte", erwiderte er übereifrig und schenkte Serena ein strahlendes Lächeln.
Machte es ihm denn überhaupt nichts aus, dass sie schwanger war?
Offensichtlich nicht. Serena gab sich große Mühe, nicht auf das großzügig aufgetragene Gel in seinem Haar zu schauen.
Als er aufstand, um ihr ein neues Mineralwasser zu holen, wandte sie sich ihrer Stiefmutter zu. "Ich dachte, wir wollten heute Abend ganz unter uns sein?" zischte sie.
"Ja, aber das hat sich in letzter Minute so ergeben", erklärte Cassandra mit übertriebener Fröhlichkeit.
Serena glaubte ihr kein Wort. "Du sagtest aber, dass ..."
"Ich weiß, meine Liebe, aber die Benningtons haben sich ganz kurzfristig entschlossen, doch zu kommen. Und du weißt, wie groß der Truthahn ist. Was macht es da schon, wenn wir drei Gedecke mehr auflegen. "
Serena bebte vor Wut, und sie fragte sich, ob sie ihre Schwangerschaftshormone für diese Gefühle verantwortlich machen sollte.
Auf jeden Fall sah sie rot. Ein flammendes Feuerrot.
Wie konnten ihr Vater und Cassandra nur annehmen, dass sie mit ihren miesen kleinen Tricks durchkommen würden? Sie konnte es einfach nicht mehr ertragen, so manipuliert zu werden.
Sie musste dagegen ankämpfen.
Ohne nachzudenken, sprang sie auf. "Ach, du meine Güte!
Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich habe völlig vergessen, euch etwas zu erzählen."
Ihr Vater, der sich angeregt mit Mr. Bennington unterhalten hatte, hielt abrupt im Satz inne.
Sie lächelte ihn leicht verlegen an und fuhr fort: "Du lieber Himmel, es muss die Schwangerschaft sein, die mich so vergesslich macht."
"Nun, was ist es?" fragte ihr Vater.
Sie warf Cassandra einen Blick zu. "Du hast doch gesagt, dass wir mehr als genug Truthahn haben, nicht wahr? Das ist gut so, denn wir werden noch ein weiteres Gedeck auflegen müssen."
Ihre Stiefmutter schaute sie überrascht an. "Entschuldige, aber was meinst du damit?"
"Mein Freund wird auch kommen." Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr klar, was für einen riesengroßen Fehler sie gerade machte. War sie denn ganz verrückt geworden?
Aber jetzt war es zu spät, um es wieder zurücknehmen zu können.
"Wovon redest überhaupt?" fragte ihr Vater irritiert.
Sie straffte die Schultern. Es gab keinen Weg mehr zurück, also musste sie sich in die Schlacht begeben. "Ich habe vollkommen vergessen, es euch zu erzählen. Sein Name ist Graham, er sollte jede Minute hier sein." Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Es ist wohl besser, wenn ich versuche, ihn über sein Handy zu erreichen. Sonst kommt er noch zu spät zum Essen."
"Aber..."
Sie entschuldigte sich rasch und flüchtete aus dem Raum.
Du lieber Himmel, dachte sie, worauf habe ich mich nur eingelassen? Ich muss wirklich den Verstand verloren haben.
Sie lief in das Gästezimmer im Erdgeschoss, setzte sich auf das Bett, griff zum Telefon, das auf dem Nachttisch stand, und war froh, Grahams Handynummer auswendig zu können.
Er antwortete nach dem ersten Klingeln. "Graham Richards."
Sie schluckte und verlor fast den Mut. Hilfe, vielleicht sollte sie lieber auflegen und den anderen erzählen, dass er unerwartet absagen musste. Dass ein Notfall in der Familie aufgetreten wäre. Oder dass er plötzlich an Lebensmittelvergiftung erkrankt war.
Sie straffte sich unwillkürlich. Sie musste ihren Eltern unbedingt eine Lektion erteilen.
"Graham", sagte sie. "Ich bin es, Serena."
"Serena." In seiner Stimme klang weder Überraschung noch Freude, noch Erleichterung mit - so als ob er überhaupt nicht auf ihren Anruf gewartet hätte.
Nun, was habe ich erwartet?
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