Eine Nacht mit Folgen
Gefühl, als wäre die Welt um sie herum verschwunden, und nur sie beide würden noch existieren. Nur sie beide, zwei Menschen, die auf wunderbare Weise für einen Moment eins geworden waren.
Als ihr Atem wieder etwas regelmäßiger ging, verbarg sie ihr Gesicht an seinem Hals und atmete tief seinen Duft ein. Eine feine Schweißschicht bedeckte seine Haut, und sie fuhr leicht mit der Zunge darüber.
Ihr Körper war vö llig entspannt, und sie schmiegte sich gelöst an ihn, während Graham ihr über das Haar strich.
Natürlich war einmal nicht genug. Graham trug Serena nach einer Weile zum Schlafzimmer hinüber und liebte sie noch einmal und zwar unendlich sanft und zärtlich. Danach bestellten sie das Abendessen beim Zimmerservice, und Serena sprach eine sehr vage gehaltene Mitteilung für Meg auf den Anrufbeantworter, dass sie diese Nacht nicht nach Hause kommen würde. Sie und Graham aßen, dann liebten sie sich ein drittes Mal, bis sie schließlich erschöpft und eng umschlungen einschliefen.
10. KAPITEL
Graham wachte am nächsten Morgen mit einem starken Deja-vu-Gefühl auf. Er lag allein im Bett. Serena ist wieder verschwunden, dachte er.
Nur, dass sie sich diesmal nicht so weit von ihm entfernt hatte.
Nicht dieses Mal.
Er hörte Geräusche hinter der geschlossenen
Schlafzimmertür, und da es für die Zimmermädchen noch zu früh war, konnte es nur Serena sein.
Graham stand auf, ergriff den Bademantel, der über einem Stuhl hing, zog ihn rasch über und ging hinaus.
Serena stand am Fenster. Genau wie ich damals im Mai, dachte er.
Und sie war noch nicht angezogen. Sie trug genau wie er einen weißen Hotelbademantel.
Als er auf sie zuging, drehte sie sich um.
"Ich dachte schon, du wärst wieder weggelaufen." Er hatte die Worte nicht laut sagen wollen, aber er hatte sie ausgesprochen, bevor er sie noch zurückhalten konnte.
Er erinnerte sich an das schmerzliche Gefühl des Verlustes, das er empfand, als er auf die Straße hinuntergeschaut und sie mit einem Taxi hatte wegfahren sehen. Er hatte seit Monaten nicht mehr an diesen Moment gedacht, aber jetzt stieg er wieder deutlich vor seinem geistigen Auge auf.
Und plötzlich war ihm klar, dass das nicht die erste Erfahrung solcher Art gewesen war, die er gemacht hatte.
Die erste hatte er vor fünfundzwanzig Jahren gemacht. Er war kaum neun Jahre alt gewesen. Viel zu jung, um mehrere Tage allein zu Hause gelassen zu werden, doch seine Eltern hatten darauf keine Rücksicht genommen. Sie hatten seine Angst ignoriert und waren einfach zu einer Strandparty davongefahren, für die sie im letzten Moment eine Einladung erhalten hatten. Er erinnerte sich, wie er vom
Schlafzimmerfenster aus zuschaute, wie sie ihre Reisetaschen in den Wagen geworfen hatten und dann weggefahren waren.
Sie hatten ihm noch nicht einmal Auf Wiedersehen gesagt.
Serena stand immer noch vor dem Fenster, die Arme vor ihrer Brust über ihrem runden Bauch verschränkt.
"Ich bin nicht mehr die Frau, die ich vor sechs Monaten war.
Ich laufe jetzt nicht mehr vor schwierigen Situationen davon."
Ihm gelang ein Lächeln. "Mit mir ins Bett zu gehen ist eine schwierige Situation?"
"Ich habe nicht sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Ich nehme an, dass das bei dir ganz anders ist."
"Ein bisschen. "
In seiner frühen Jugend war er ziemlich wild gewesen, aber das schien jetzt ein Jahrhundert zurückzuliegen. Seit seiner Scheidung hatte er nur einige diskrete Beziehungen gehabt, denen er nicht sehr viel Bedeutung beigemessen hatte.
Er schaute ihr in die Augen und war sich plötzlich bewusst, dass sie zwölf Jahre jünger war als er.
Vor sechs Monaten war sie noch Jungfrau gewesen.
Sie schien seine Gedanken erraten zu haben. "Bitte, entschuldige dich nicht dafür, dass du die Situation ausgenutzt hast. Du bist nicht der Einzige, der für das, was gestern Abend geschah, verantwortlich ist."
"Nein, aber ich..."
"... du bist von einer Frau, die sich wie eine Furie aufgeführt hat, provoziert worden." Sie trat einen Schritt zur Seite. "Jeder von uns hätte dafür sorgen können, dass die Situation nicht außer Kontrolle gerät, aber keiner von uns hat es getan. Ich glaube, dass wir es im Grunde beide gewollt haben. Wir haben nur auf eine Gelegenheit gewartet."
Er zog eine Augenbraue hoch. "Du hast viel darüber nachgedacht, nicht wahr?"
Sie zuckte die Schultern. "Es war von vornherein klar, dass wir es wieder tun würden. Vielleicht war es nicht klug, aber das ist das Leben."
"Das ist
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