Eine Nacht mit Folgen
Sie Schuft! Sie haben vielleicht Nerven. Erst schwängern Sie sie, und dann kommen Sie nach einigen Monaten zurück und richten sich hier mit ihr ein Liebesnest ein.
Haben Sie denn überhaupt kein Schamgefühl?"
Cassandra hustete leicht. "Ich glaube, Harrison möchte sagen, dass die jungen Leute heutzutage einen etwas anderen Moralkodex als wir haben."
Ihre Stiefmutter schien keinen Moment lang vergessen zu haben, wer Graham war. Sie wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen, selbst wenn man ihn nicht zu der Heirat überreden konnte, die ihre Eltern sicherlich wünschten.
Harrison auf der anderen Seite schien sich nicht darum zu kümmern, wem er da auf die Zehen trat.
"Wie konnten Sie in unser Haus kommen, mit uns das Essen teilen und unseren guten Willen ausnutzen, wenn Sie genau wussten, dass Ihr Kind da drin ist?" fuhr er aufgebracht fort und wies dabei auf Serenas Bauch. "Sie haben uns angelogen! Sie haben uns erzählt, dass Sie sie erst vor kurzem getroffen hätten."
"Nein, Dad", mischte Serena sich ein, bevor Graham antworten konnte. "Ich habe das alles gesagt, nicht er."
"Aber er hat mitgespielt."
"Weil ich ihn darum gebeten habe. Ich war es leid, dass du und Cassandra mich dauernd mit Bob verkuppeln wolltet. Also habe ich Graham gebeten, zum Essen zu kommen. Und ich habe euch nicht gesagt, dass er der Vater ist, weil ich nicht wollte, dass ihr versucht, uns in eine Ehe zu drängen."
"Nun, jemand muss es tun."
"Da wir gerade von Thanksgiving sprechen", warf Graham ein. "Ich habe bemerkt, dass die Kolumnistin ziemlich viele Informationen über die Familie hatte."
Serena runzelte die Stirn. "Ich weiß, dass ihr auf keinen Fall wolltet, dass ich plötzlich mit meiner Schwangerschaft im Rampenlicht stehe. Ihr habt also der Zeitung bestimmt keine Informationen gegeben." Und die Benningtons hätten es nicht gewagt. Da war sich Serena sicher. Sie würden niemals bewusst den Zorn ihres Vaters auf sich ziehen. Dazu waren sie zu abhängig von ihm. "Aber Graham hat Recht, es ist seltsam, dass
..."
Cassandra errötete leicht. "Ich habe bestimmt nicht die Person angerufen, die diese Kolumne schreibt. Daran hätte ich noch nicht einmal gedacht, aber ..." Sie legte eine Pause ein.
"Aber ich muss zugeben, dass ich es ein oder zwei Freundinnen erzählt habe. Ich war so stolz auf Serena. Ich meine, nicht jedem Mädchen gelingt es, einen Milliardär zu einem Familiendinner mitzubringen."
Serena seufzte innerlich. Ihre Stiefmutter war offensichtlich immer noch überzeugt, dass es die herausragende Aufgabe einer Frau war, sich einen reichen Mann zu angeln, und zwar je reicher, desto besser.
Graham ignorierte Cassandras offensichtliche Bewunderung.
"Nun, eine dieser Freundinnen konnte wohl nicht widerstehen, die Neuigkeiten an die Zeitung weiterzugeben", bemerkte er.
"Und die Journalistin hat es bestimmt nicht schwer gehabt, auch die restlichen Informationen zu erhalten."
"Es tut mir wirklich Leid, Graham, ich wollte nicht..."
"Nein, ich weiß. Ich hätte wissen müssen, dass so etwas irgendwann einfach passieren musste."
Harrison wurde langsam ungeduldig. "Nichts von diesem Geplapper hat mit dem zu tun, warum wir hier sind. Es geht um die Heirat." Er wandte sich Graham zu. "Ziehen Sie sich Ihren besten Anzug an, Junge, es wird geheiratet."
"Serena und ich haben darüber gesprochen, und wir sind übereingekommen, dass wir nicht heiraten werden."
Harrisons Gesicht verdüsterte sich. "Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass meine Tochter nicht gut genug für Sie ist?"
"Ganz im Gegenteil", erwiderte Graham.
Serena sah ihn erwartungsvoll an, aber er gab keine nähere Erklärung.
Was meinte er? fragte sie sich. Dass er nicht gut genug für sie war? Aber das war lächerlich. Er war ein brillanter, gut aussehender, faszinierender Mann. Und ein sehr reicher noch dazu. Er konnte jede Frau auf der Welt haben.
Solange sie nicht geliebt werden wollte ...
Wollte er etwa damit ausdrücken, dass er es nicht wert war, sie zu bekommen, weil er unfähig war, Liebe zu geben?
Zum ersten Mal fragte sich Serena, was wohl der Grund für diesen Mangel war. Jeder Mensch wurde liebesfähig geboren.
Irgendwann, bereits vor Elaine, musste man Graham sehr verletzt haben. Aber wer und wann? War es durch den Tod seiner Eltern gekommen? Oder war es bereits davor geschehen?
Sie versuchte sich daran zu erinnern, was er ihr über seine Vergangenheit erzählt hatte, aber er hatte nie viel preisgegeben.
Ihr Vater gab nicht auf. "Das ist mir
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