Eine Nacht mit Folgen
Serena lehnte sich gegen den Küchenschrank und schaute Graham an. "Was ist los?" fragte sie. "Warum sind sie hier? Und woher wissen sie, dass du der Vater des Babys bist?"
Graham faltete die Zeitung auseinander, die Harrison ihm eben in die Hand gedrückt hatte. "Wir sind auf der Klatschseite."
Er führte sie zu einem Stuhl. "Vielleicht ist es besser, wenn du dich setzt."
Sie schaute ihn entsetzt an und nahm Platz. "O nein."
"Genau. Wo bewahrst du den Kaffee auf?" fragte er und reichte ihr die Zeitung.
Sie entdeckte den Artikel sofort. "Ich glaube, die Dose steht im Kühlschrank", erklärte sie zerstreut. "Aber der Kaffee ist alt, weil ich während der Schwangerschaft kein Koffein zu mir nehmen will."
"Das macht nichts. Heute wird niemand darauf achten, wie der Kaffee schmeckt." Er öffnete die Kühlschranktür, und sie begann den Artikel zu lesen.
Mit jedem Satz sank ihr das Herz tiefer. Du lieber Himmel, dachte sie. Wie war das möglich. Woher wussten diese Leute das?
"Das darf doch nicht wahr sein", murmelte sie, als sie am Schluss angekommen war.
Sie fühlte sich entblößt.
Verletzt.
Es war ein Angriff auf ihr Privatleben, ihre Intimsphäre.
Graham verschränkte die Arme und betrachtete sie. Er hatte mittlerweile auch die letzten Knöpfe seines Hemdes geschlossen und sah nicht mehr ganz so aus, als ob er gerade erst aus dem Bett gestiegen wäre.
"Du bist solche Dinge schon gewohnt, nicht wahr?" fragte sie.
"So kann man das nicht sagen. Aber natürlich ist schon des Öfteren über mich geschrieben worden."
Graham war eine Figur des öffentlichen Interesses. Das war eine Tatsache.
Und jetzt sah es so aus, als ob es ihrem Kind genauso ergehen würde - jetzt, da jeder wusste, wer der Vater war.
Sie würde sich dem stellen müssen.
Tausende von Menschen in dieser Stadt wussten jetzt über ihre Situation Bescheid.
"O nein", stieß sie leise hervor. "Was für eine Katastrophe.
Jeder weiß jetzt, dass ..."
"Du brauchst dir nicht über die Menschen da draußen Sorgen zu machen. Wir haben im Moment dringlichere Probleme."
"Meine Eltern."
Er nickte. "Besonders dein Vater, der mich am liebsten auf der Stelle erwürgen würde."
Die Kaffeemaschine zischte und gurgelte, als der Kaffee fast durchgelaufen war. Serena, die sonst Mühe hatte, dem Duft zu widerstehen, bemerkte ihn diesmal kaum.
"Also gut", sagte sie und erhob sich. "Lass uns in den Kampf ziehen."
"Und wie?"
"Ich weiß es noch nicht. Aber wir werden es schaffen, dass er den Rückzug antritt. Komm."
Graham verneigte sich leicht. "Wie du befiehlst." Dann stellte er die Kaffeemaschine aus und stellte die Kanne auf das Tablett, das er vorbereitet hatte, als Serena las. "Möchtest du Milch?"
fragte er.
"Nur ein Glas Wasser." Sie holte es sich selbst.
"Serena?"
"Ja?"
"Es tut mir sehr Leid, dass dein Name mit hineingezogen worden ist. Ich hatte gehofft, dass die Presse dich in Ruhe lassen würde."
Sie verzog das Gesicht. "Danke, aber dafür kannst du wirklich nichts."
Schließlich konnte er wirklich nichts dafür, dass er der war, der er war. Dass er ein Mann war, der das Interesse anderer Leute erregte, dass er durch seine Persönlichkeit im Blickfeld der Öffentlichkeit stand.
Klar, das wäre nicht passiert, wenn er nicht nach San Francisco zurückgekommen wäre, aber das konnte sie ihm nicht übel nehmen. Sie war in den letzten Wochen gern mit ihm zusammen gewesen, und sie selbst hatte sich auch nie Gedanken darüber gemacht, welche Folgen ihr Erscheinen mit ihm in der Öffentlichkeit haben könnte.
Sie brachten den Kaffee ins Wohnzimmer, in dem ihr Vater und Cassandra auf der Couch warteten.
"Nun?" fragte Harrison.
Serena setzte sich in einen Sessel einige Meter von ihm entfernt. "Graham ist der Vater meines Babys", gestand sie so ruhig, wie es ihr in dieser Situation möglich war.
Ihr Vater presste die Lippen so sehr zusammen, dass sie nur noch schmale Striche waren.
Cassandras Gesichtsmuskeln zuckten nervös.
"Ich hätte es dir gern schonender beigebracht", fuhr Serena fort, "und zu einem anderen Zeitpunkt. Aber die Presse kam mir zuvor."
"Du meine Güte", sagte Cassandra. "Ist er wirklich der Vater deines Babys?"
"Ja."
Harrison stieß einen verächtlichen Laut aus. "Ich wusste es in der Minute, als ich ihn sah."
"Bitte, Liebling", murmelte Cassandra. "Versuch, ein wenig netter zu sein."
"Ich bin nett", brummte er und wandte sich Graham zu, der im zweiten Sessel Platz genommen hatte. "Was bilden Sie sich eigentlich ein,
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