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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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reden, und dafür müssen wir klar denken können.«
    Sie erwog, Einspruch zu erheben, überlegte es sich dann aber anders; sie sah sich noch einmal um, diesmal aber mit mehr Interesse. »Wohin gehen wir?«
    Das hatte er ebenfalls bereits geplant. »Hier entlang.«
    Der Tag war kühl, Wolken zogen über den Himmel hinweg, der Wind war böig und schien unentschieden, ob er Regen bringen sollte oder nicht. Eine Ansammlung von Besuchern schlenderte durch Haupt- und Querschiff, betrachtete die Gedenktafeln und Denkmäler, doch als er Pris durch die Tür am hinteren Ende der Seitenkapelle führte, waren sie die Einzigen, die den Frieden des alten Innenhofes dahinter genießen wollten.
    Der Hof war ein schmales, ummauertes Rechteck, das in längst vergangenen Tagen Heilkräuter und -pflanzen für das Spital geliefert hatte, das der Kathedrale angegliedert war. Jetzt aber war es einfach ein Ort der Ruhe, an dem man ungestört seinen Gedanken nachgehen konnte.
    Kurz, es war die perfekte Stelle, um über den Rest ihres Lebens nachzudenken und zu entscheiden.
    Er führte sie zu einer grauen Steinbank, um die in dichten Büscheln wilder Thymian wuchs. Sie raffte ihre Röcke, setzte sich und schaute zu ihm auf. Nach einem Moment des Zögerns, um sich zu sammeln, nahm er neben ihr Platz.
    »Da ich das hier nie zuvor getan habe, bin ich nicht sicher, wie ich am besten anfange, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es hilfreich wäre, wenn ich vor dir auf ein Knie falle.«
    »Stimmt.« Ihre Stimme klang angestrengt und ein wenig atemlos.
    »In dem Fall ...« Er nahm ihre Hand in seine, zog ihr behutsam den Handschuh aus und warf ihn ihr in den Schoß, umfasste ihre Hand, sodass ihre bloßen Handflächen sich berührten. Er schaute über den Hof zu den alten Mauern. In gewisser Weise war auch ihr Wesen alt, heidnischer als die Natur der meisten anderen Menschen.
    »Wir beide sind nicht wie andere Leute, wie andere Paare.«
    Er blickte sie an; er besaß nun ihre volle Aufmerksamkeit. »Das wusste ich in dem Moment, als ich dich das erste Mal gesehen habe, auf den Stufen zum Club. Du warst ... so ganz anders als alle Frauen, die ich zuvor getroffen hatte. Du hast mich gesehen, mein wahres Ich. Nicht durch einen Schleier, sondern ganz klar. Und ich habe dich auf genau die gleiche Weise gesehen. Da wusste ich es - und ich denke, dir ging es ebenso. Aber für uns beide passte das nicht zu den Vorstellungen, die wir von unserer Zukunft hatten, daher haben wir Ausflüchte gemacht, einen Ausweg gesucht.«
    Seine Lippen verzogen sich; er blickte auf ihre Hand hinab, schloss seine Finger fester darum. »Du mehr als ich, glaube ich, aber dann kam das Missverständnis hinzu, weshalb ich um deine Hand angehalten hatte, und das war meine Schuld. Ich wusste die ganze Zeit, weshalb ich dich heiraten will, aber das Eingreifen des Schicksals und eine Sekunde des Zögerns führten dazu, dass du dir nicht sicher warst. Seitdem habe ich dir von meinen Motiven erzählt, aber ich habe dir nicht alles gesagt. Ich habe dir gesagt, was ich für dich empfinde - dass du die Frau bist, die mir das Gefühl gibt, vollständig und ganz zu sein, die natürliche andere Hälfte von mir -, aber ich habe dir nicht gesagt, weswegen du mir so viel bedeutest.«
    Ihre Augen hingen an seinem Profil; Pris fasste seine Hand fester, sagte leise und aus tiefstem Herzen: »Ist das nicht damit schon gesagt?«
    Sie sah, wie seine Mundwinkel sich hoben, dann schüttelte er den Kopf.
    »Keine Ausreden mehr. Die Wahrheit lautet, hätte ich dich nicht an jenem Tag im Jockey-Club getroffen - wenn du nicht dorthin gekommen wärst, um Russ zu suchen -, dann bezweifle ich stark, dass ich diesen Punkt heute erreicht hätte. Ich denke nicht, dass ich je hätte heiraten können, nicht weil ich es nicht wollte, sondern weil die Heirat mit einer Frau, die mich, mein wahres Selbst nicht erkennen kann, schlicht wäre wie ...«
    »Ein Gefängnis.«
    Er nickte. »Ja, das begreifst du. Aber nur wenige andere können das.« Er schaute sie an, immer noch das leise Lächeln auf den Lippen, aber in seinen dunklen Augen stand Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit. »Die Wahrheit ist, du bist meine Rettung. Wenn du mich zu deinem Ehemann nimmst, wenn du meine Hand nimmst und meine Frau werden willst, dann befreist du mich, nimmst das Schreckgespenst dieses Gefängnisses und ersetzt es durch die Chance auf ein Leben, wie ich es mir wünsche.«
    Er sah ihr tief in die Augen, setzte sich so hin, dass er ihr

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