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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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wollte.
    Leise erklärte sie: »Ich suche Paddy O’Loughlin, Miller hat mir geraten, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Wirklich?« Seamus sah an ihr vorbei zur Theke.
    Pris folgte seinem Blick nicht. Als er - offenbar von Millers bestätigendem Nicken beruhigt - sie wieder anschaute, zog sie sich den zweiten Stuhl am Tisch heran und setzte sich. »Miller sagte, Sie kannten Paddy gut.«
    Seamus beäugte sie argwöhnisch. »Stimmt.«
    »Also - wo ist er?«
    Er blinzelte erneut, dann blickte er in seinen fast vollen Krug. »Weiß nicht.« Ehe Pris nachhaken konnte, sprach er weiter: »Keiner von uns weiß etwas. Er war in der einen Nacht hier, vielleicht vor vierzehn Tagen, und ist dann um die Sperrstunde herum nach Hause gegangen, so wie er es immer getan hat. Aber zu Hause ist er nie angekommen.« Seamus sah zu ihr, blickte ihr kurz in die Augen. »Der Weg zu seinem Häuschen führt durchs Moor.«
    Pris bezwang die in ihr aufwallende Panik, bemühte sich vergeblich, eine harmlose Erklärung zu finden. »Wollen Sie etwa sagen, dass er umgebracht wurde?«
    Wieder in seinen Krug schauend zuckte Seamus die Achseln. »Das wissen wir nicht. Aber Paddy ist den Weg tausendmal gegangen, als Mann und als Junge, und er war noch nicht einmal betrunken, nur ein bisschen angeheitert. Ist schon schwer zu schlucken, dass er sich verlaufen haben und so gestorben sein soll, aber seit dem Abend hat niemand mehr etwas von ihm gehört oder gesehen.«
    Ein ungutes Gefühl machte sich in Pris breit. »Mein Bruder Lord Russell hat Paddys alte Stelle übernommen.« Sie hörte ihre eigene Stimme, fest, aber wie aus der Ferne, und Seamus’ Sorge war beinahe greifbar. »Ich wollte Paddy zu Lord Cromartys Gestüt befragen. Hat er irgendetwas über die Leute oder seine Arbeit dort gesagt?«
    Auf Seamus’ Miene spiegelte sich eine beklemmende Mischung aus Besorgnis und Mitleid. Er trank einen Schluck Ale, dann bemerkte er mit gesenkter Stimme: »Er hat drei Jahre lang dort gearbeitet. Zuerst hat es ihm gut gefallen, die Pferde waren hervorragend, aber in letzter Zeit - er hat erzählt, da ginge etwas vor sich, mit dem er nichts zu tun haben wollte. Das war auch der Grund, weshalb er gegangen ist.«
    »Etwas ging vor sich?« Pris beugte sich vor. »Hat er angedeutet, was das sein könnte?«
    Seamus verzog das Gesicht. »Nur dass der Teufel Harkness -das ist der Oberstallmeister bei Cromarty - bis über beide Ohren drinsteckt und dass es, was auch immer es war, um ein Register ging.«
    Sie runzelte die Stirn. »Register?«
    »Paddy hat nie gesagt, was für ein Register oder warum das wichtig war.« Seamus betrachtete nachdenklich sein Ale, dann blickte er Pris an. »Ich hab gehört, Ihr Bruder kann’s großartig mit Pferden, aber nie, dass er in etwas Anrüchiges verwickelt sei. Der Himmel weiß, Paddy war kein Heiliger, aber wenn da etwas bei Cromarty in den Ställen geschehen ist, das er nicht guthieß, dann scheint es mir wahrscheinlich, dass auch Ihr Bruder damit Probleme bekommt.«
    Pris starrte ihn an. »Und Paddy ist spurlos verschwunden.«
    »Aye. Ich denke mir, es wäre vielleicht gut, wenn Ihr Bruder das wüsste.« Seamus zögerte eine Sekunde, dann fragte er behutsam: »Er ist Ihr Zwillingsbruder, nicht wahr?«
    Pris nickte. »Ja.« Sie musste sich Mühe geben, damit ihre Stimme fest blieb. »Und danke. Ich werde ihm von Paddy erzählen.«
    Sie stand auf, hielt inne und fasste in ihre Rocktasche. Sie holte eine Silbermünze heraus und schob sie über den Tisch zu Seamus. »Trinken Sie noch ein Bier. Auf Paddy.«
    Seamus schaute auf die Münze, dann brummte er leise: »Danke. Sagen Sie Ihrem Bruder, er soll auf sich aufpassen.«
    Pris nickte, drehte sich um und verließ das Wirtshaus.
    Zwei Stunden später betrat sie den hinteren Salon von Dalloway Hall.
    Ihre Tante Eugenia, die verwitwete Schwester ihres Vaters, die seit dem Tod ihrer Mutter vor sieben Jahren bei ihnen lebte, saß auf einer Chaise und klöppelte Spitze. Auf der breiten gepolsterten Fensterbank hatte sich Adelaide mit einem Roman niedergelassen, Eugenias verwaistes Patenkind, das inzwischen ihr Mündel war.
    Sie war ein hübsches junges Mädchen mit schimmerndem braunem Haar, zwei Jahre jünger als die vierundzwanzigjährige Pris. Adelaide blickte auf und legte ihr Buch zur Seite. »Hast du irgendetwas herausgefunden?«
    Während sich Pris noch mit fast grimmiger Miene die Handschuhe auszog, schritt sie schon zum Damenschreibtisch am Fenster. »Ich muss Russ unverzüglich

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