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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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paar vorsichtige Schritte nach rückwärts. Rechts nahm er eine Bewegung wahr, ein dunkler großer Schatten kam aus dem Nebel; es war ein zweiter Stier; seine Flanken schimmerten feucht. Nervös scharrte er mit einem Huf auf dem Boden, er hielt den Kopf gesenkt; die riesigen geschwungenen Hörner sahen bedrohlich aus. Und dann erschien hinter dem ersten noch einer, und noch ein anderer kam; sechs oder sieben große Tiere standen um ihn herum; Kampfstiere, gezüchtet, um zu töten und getötet zu werden.
    Er atmete tief ein, hielt die Luft an und ging langsam und fast auf Zehenspitzen durch sie hindurch. Er mußte so nah an zweien vorbei, daß er sie fast berührt hätte. Er ging rascher und fing wieder an zu laufen, stolperte und taumelte über dichtes Sumpfgras. Plötzlich fand er sich auf einem sandigen Strand wieder. Ein Mann schrie; zwei Schüsse wurden kurz nacheinander abgefeuert, und rechts neben ihm spritzte Sand auf.
    Das Schlauchboot trieb in nur rund fünf Meter Entfernung auf dem Wasser. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er den Hund im Boot sitzen, erkannte, daß er einen Maulkorb trug; aber den trug er sicher nicht mehr lange. Das Gewehr trat wieder in Aktion, und Chavasse lief um sein Leben. Der Hund heulte auf und sprang ins Wasser. Lange würde der Hund nicht brauchen – eine Minute, vielleicht auch eineinhalb Minuten, dann hatte er Chavasse eingeholt. Im Laufen zerrte er fieberhaft an seinem Gürtel. Es gab eine Technik, mit der ein scharfer Hund zu überwältigen war; aber gelingen konnte der Trick nur bei äußerster Konzentration und mit einer Menge Glück in den ersten Sekunden des Angriffs.
    Er hatte den Gürtel losbekommen, wickelte die beiden Enden um je eine Hand, drehte sich um und erwartete den Angriff. Die Arme hielt er ausgestreckt, der Gürtel dazwischen war gespannt.
    Der Hund rannte auf ihn zu; Meter vor Chavasse stoppte er und verlagerte sein Gewicht auf die Hinterbeine. Im selben Augenblick sprang er auch los, mit weit aufgerissener Schnauze. Chavasse stieß ihm den Gürtel ins Maul, und der alte Trick klappte, als wäre er tausendmal geübt. Der Hund schnappte nach dem Gürtel, biß sich fest und zerrte am Leder. Chavasse nahm alle seine Kraft zusammen und stieß den Hund hoch, bis er aufrecht auf den Hinterbeinen stand. Dann trat er ihm mit der Fußspitze heftig in die Hoden.
    Das Tier sackte zusammen, und er trat ihm noch einmal in die Rippen und gegen den Kopf. Der Hund heulte jämmerlich, bäumte sich auf und wälzte sich in dem Schlammboden. Chavasse hörte die beiden Chinesen kommen und rannte weiter.
    Ein Schuß knallte. Die Kugel verfehlte ihn, und ganz in der Nähe brüllte ein Tier. Die Stiere. In der Erregung hatte er die Stiere vergessen. Plötzlich hörte er Hufgetrampel, und ein großer Stier tauchte auf; er blutete aus einer Wunde am Hals.
    Chavasse warf sich mit einem gewaltigen Sprung in ein Schilfrohrdickicht, blieb flach auf dem Boden liegen und hielt die Hände über den Kopf. Die mächtigen Tiere trampelten durch den Schlamm. Er hörte einen Schrei und gleich darauf einen Schuß, und dann das entsetzliche Brüllen eines Menschen. Er hob den Kopf und sah einen älteren Stier durch den Regen taumeln. Über seinem Schädel hing der eine Chinese auf das rechte Horn gespießt. Der Bulle schüttelte den Mann ab und fing an, auf ihm herumzutrampeln.
    Irgendwo im Nebel fielen wieder zwei Schüsse, und ein Mann schrie furchtbar. Chavasse hatte genug gehört. Er rannte aus dem Schilf, stürzte sich ins Wasser und schwamm. Augenblicke später hatte er wieder trockenen Boden unter den Füßen; er orientierte sich mit dem Kompaß; Hellgate lag in südwestlicher Richtung.
     
    Nach über einer Stunde Fußmarsch hatte er die Stelle erreicht, von der aus Darcy und er am Morgen das Haus in Augenschein genommen hatten. Er duckte sich in das Schilf und blickte über die Lagune. Der Nebel war noch dichter geworden, und die Umrisse in seiner Umgebung waren nur noch verschwommen wahrzunehmen.
    Die Alouette lag wahrscheinlich an der Anlegebrücke hinter dem Haus auf der Rückseite der Insel. Wenn er noch eine Chance hatte, dann nur von dem Boot aus.
    Zu seiner Linken wuchs Schilfrohr bis weit in das graue Wasser hinein; es bot ausreichende Deckung für die Hälfte der Strecke. Für die zweite Hälfte hatte er keine Deckung – aber es war die einzige Möglichkeit, an die Insel heranzukommen.
    Er trug immer noch die hohen Wasserstiefel, die Malik besorgt hatte. Er setzte sich hin

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