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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und zog sie nun aus. Darunter hatte er noch seine Schuhe an, die sich so voll Wasser gesogen hatten, daß sie an seinen Füßen klebten wie eine zweite Haut.
    Er duckte sich tief und watete ins Wasser. Nun spürte er zum erstenmal seit seinem Sprung von der Alouette die unangenehme Kälte; er fror und zitterte. Bald hatte er keinen Grund mehr unter den Füßen und fing an zu schwimmen.
    Am äußersten Ende des Schilfs machte er eine Pause und trat Wasser. Vor ihm lagen noch fünfzig Meter ungeschütztes Wasser. Er atmete tief durch, tauchte dann und schwamm unter Wasser. Als er wieder an die Oberfläche mußte, um Luft zu holen, hatte er die Hälfte der Strecke hinter sich. Er drehte sich vorsichtig auf den Rücken, wollte kein Geräusch machen, ruhte sich einen Augenblick aus, und dann tauchte er wieder.
    Nach kurzer Zeit stieß er gegen schlammigen Boden; das mußte die Insel sein. Er tauchte auf und zog sich an Land in den Schutz eines Gebüsches.
    Eine Weile kauerte er dort im Regen und rang nach Luft. Dann stand er auf und schlich durch den verwilderten Garten auf das Haus zu. Es war kein Laut zu hören, nicht das geringste Zeichen von Leben – nichts; panikartige Furcht überkam ihn. Was war, wenn sie Hellgate schon verlassen hatten? Wenn Rossiter beschlossen hatte zu flüchten, solange es noch möglich war? Da sah er plötzlich am anderen Ende dieses überwucherten Weges Famia Nadeem.
     
    Sie trug kniehohe Stiefel und einen alten Wettermantel; die Kapuze hatte sie über den Kopf gezogen. Sie hatte sich verändert. Die Hände hatte sie in die Manteltaschen vergraben; ihr Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck.
    Offenbar machte sie einen Spaziergang. Chavasse wartete, bis sie mit ihm auf gleicher Höhe war; dann streckte er einen Arm aus dem Gebüsch und berührte sie an der Schulter.
    Ihre Reaktion war sehenswert. Sie riß die Augen auf, ihr Mund öffnete sich, als ob sie schreien wollte; aber dann holte sie nur tief Luft.
    »Ich habe es nicht geglaubt, als Rossiter mir erzählt hat, daß Sie leben.«
    »Ist er hier? Hast du ihn gesehen?«
    Sie nickte. »Sie sind vor ungefähr einer Stunde mit Mr. Jones in dem anderen Boot zurückgekommen. Aber er heißt gar nicht mehr Jones, nicht?«
    Chavasse legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ist es sehr schlimm gewesen?«
    »Schlimm?« Sie war anscheinend verwundert. »Das ist ein dehnbarer Begriff. Aber wir müssen doch nicht hier stehenbleiben. Sie werden sich noch eine Lungenentzündung holen. Hinter den Bäumen da drüben liegt ein verfallenes Sommerhaus. Warten Sie dort. Ich bringe Ihnen trockene Kleidung, und dann sehen wir weiter.«
    Sie verschwand im Nebel, und Chavasse sah ihr noch eine Weile nach. Um ihn war wieder alles still, und die furchtbare Anstrengung war von ihm gewichen. Der Himmel mochte wissen, was Rossiter mit ihr gemacht hatte. Bestimmt hatte sie viel gelitten; sie mußte gelitten haben, sonst hätte sie sich in der kurzen Zeit nicht so verändern können.
    Das Sommerhaus erinnerte ihn an seine Kindheit. Durch das Dach tropfte der Regen, und am Fußboden fehlten ein paar Bretter. Er ließ sich in einer Ecke unter einem Fenster ohne Scheiben nieder. Als Kind hatte er in einem Garten mit einem solchen Haus gespielt; aber das war tausend Jahre her.
    Er schloß die Augen, Müdigkeit überkam ihn, und dann hörte er eine Holzplanke knarren. Er sah auf. Rossiter stand in der Tür, und Famia war an seiner Seite.
    In ihrem Gesicht regte sich nichts. Es war rein wie das Antlitz einer mittelalterlichen Madonna.
     
     
     

14
     
    Der Keller, in den er von zwei chinesischen Wächtern gebracht wurde, war so dunkel, daß es eine ganze Weile dauerte, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten.
    »Darcy, bist du hier?« rief er leise.
    »Hier, Paul.« Chavasse nahm nur eine undeutliche Bewegung wahr. Er streckte den Arm aus und berührte den Jamaikaner im Gesicht.
    »Was ist passiert, seit ich von dem Boot gesprungen bin? Geht’s dir soweit gut?«
    »Nur ein Schlag auf den Kopf, das war alles. Und was ist mit dir? Ich dachte, sie hätten dich längst umgebracht.«
    Chavasse berichtete, wie es ihm ergangen war. Der Jamaikaner seufzte schwer. »Er muß einen verdammt großen Einfluß auf das Mädchen haben.«
    Chavasse nickte. »Ich begreife das nicht. Sie weiß doch, was sich auf der Leopard abgespielt hat. Eigentlich kann sie ihm doch kein einziges Wort mehr glauben.«
    »Vielleicht gibt es eine ganz einfache Erklärung«, meinte Darcy.
    »Du denkst, sie hat

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