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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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miteinander im hoffnungslosen Versuch, flach auf dem Boden liegen zu bleiben. In der Schüssel, auf der Mrs Crowley jetzt Kekse und Kuchen servierte, war ein großer Sprung.
    In der Welt, die sie gerade verlassen hatte, galt das ohne Zweifel als armseliges Leben.
    Wieder sah sie Simon an. Ihretwegen konnte er sie verurteilen, wenn er wollte. Aber wenn sich ihre Freunde durch ein einziges Wort oder einen Blick von ihm unbehaglich fühlten, dann würde sie ihm das Herz herausreißen.
    Offensichtlich hatte er sich entschlossen, sie zu ignorieren. Lächelnd nahm er einen Keks von Mrs Crowley, die errötete, als er sich bedankte. Er lehnte sich zurück und machte es sich irgendwie auf Hannahs Platz bequem – obwohl seine Knie höher aufragten als seine Oberschenkel. Als er Hannah mit einer freundlichen Bemerkung bedachte, lachte sie.
    Er spürte, dass Nell sich etwas entspannte, und sah sie mit hochgezogenen Brauen an. War das eine Frage auf seinem Gesicht? Oder glaubte er, man müsse ihm gratulieren, weil er es wagte, mit der arbeitenden Bevölkerung zu essen?
    »Mum hatte auch so einen Stuhl«, sagte sie. »Wir mussten ihn in einem Winter verbrennen, um das Feuer am Laufen zu halten. Sonst wären wir erfroren.«
    Aus dem Augenwinkel sah sie Hannahs erschrockenen Blick. »War das im gleichen Jahr, in dem Michael sich angepinkelt hat, um warm zu bleiben?«, fragte Simon unbeteiligt.
    Mrs Crowley hustete erstickt. »Mein Gott«, stotterte sie. »Ich habe mich wohl am Tee verschluckt.« Nell spürte, wie ihr Gesicht feuerrot wurde.
    »Michael hat sich angepinkelt, um warm zu bleiben?«, fragte Hannah mit sehr runden Augen.
    »Warum erzählst du Nell und seiner Lordschaft nicht von deinen Neuigkeiten?«, sagte Mrs Crowley hastig.
    »Oh ja, dein Stiefbruder war hier, Nell«, rief Hannah aus. »Er hat etwas für dich dagelassen!«
    Nell riss ihre Augen von Simons los und zögerte einen Augenblick, bevor sie das kleine Stoffbündel vom Tisch nahm, das Hannah ihr zuschob. Eigentlich war Michael nicht der Typ, der Geschenke machte. »Wahrscheinlich ist es vergiftet«, murmelte sie. »Was hat er gesagt?«
    »Mach es auf«, drängte Hannah sie. »Wir haben das auch gedacht, aber dann hat er es uns gezeigt – mach es auf, Nell!«
    »Halt vielleicht zur Sicherheit den Atem an«, sagte Simon. Nell überraschte sich selbst mit einem kurzen, harten Lachen. »Oh ja, gute Idee.« Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie das Bündel aufrollte.
    Ein feiner Silberlöffel glitzerte ihr entgegen.
    »Was zum Himmel?« Sie nahm den Löffel auf. Drehte ihn in der Hand. Auf dem Griff waren versetzt drei Initialen eingraviert: CRA .
    Simon streckte die Hand aus. Arroganter Mistkerl, hätte sie fast gesagt, als er fragte: »Darf ich?«
    Zögernd gab sie ihm den Löffel. »Es sieht wie ein Tauflöffel aus«, sagte er sofort. » CRA : Cornelia Rose Aubyn.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Nun«, sagte er. »Das ist interessant.«
    Ein bisschen zu interessant, dachte Nell. »Wo zum Teufel hat Michael den her?«
    »Er hat gesagt, er gehörte deiner Mum«, erklärte Hannah. »Er hat ihn zusammen mit einer Bibel unter einer Diele gefunden.« Sie zog eine Grimasse. »Und mit der Bibel konnte er sicher nicht viel anfangen. Wahrscheinlich verrottet sie irgendwo im Müll.«
    Wahrscheinlich hatte er die Bibel verkauft. »Warum hat er den Löffel nicht versetzt? Hatte er eine Erklärung dafür?«
    Hannah rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Nun, er hat ihn nicht einfach so hergegeben. Die zehn Pfund, die du mir dagelassen hattest …«
    »Die hast du ihm gegeben?« Nell schlug mit der Handfläche auf die Armlehne ihres Stuhls. »Die waren für dich bestimmt! Ich habe dir gesagt, wenn ich nicht zurückkomme …«
    »Aber sie gehörten doch dir«, sagte Hannah. »Beruhige dich, Nellie. Ich hatte keine Wahl. Er kam vorbei, und ich sollte mit dir reden, ob du ihn kaufen würdest – wahrscheinlich glaubte er, dass er mehr von dir bekäme als von Brennan. Und du kennst doch Michael. Wenn ich auf dich gewartet hätte, wäre er weggegangen und hätte sich betrunken. Vielleicht wäre er ausgeraubt worden – oder hätte sogar den Löffel verspielt. Und das konnte ich doch nicht zulassen, oder? Es ist ein Beweis! Ist es doch! Dieser Löffel muss dir gehört haben!«
    »Sie haben das sehr gut gemacht«, sagte Simon, liebenswürdig wie ein Lord zu seinen Pächtern. »Und wir werden Ihnen zurückzahlen, was Sie ausgegeben haben. Mit Zinsen«, fügte er hinzu. Er

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