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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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und verlangten eine Entschuldigung. Lord Rushdens Kutsche, eine wichtige Angelegenheit, man solle Respekt zeigen.
    Und als Erwiderung dann eine geflüsterte Entschuldigung. Demütig wurde um die Vergebung seiner Lordschaft gefleht, usw.
    Wie festgewachsen saß sie da, als die Schritte sich entfernten. Also funktionierte es wirklich. Noch nie hatte sie eine so feige Katzbuckelei miterlebt, aber schließlich bekam man in Bethnal Green auch nicht gerade oft Gelegenheit dazu. Nicht viele Lords hatten Grund, die Peacock Alley zu besuchen.
    Wieder näherten sich Schritte. Die Stimmen, die eben noch das Recht seiner Lordschaft verteidigt hatten, zu parken, wo es ihm gefiele, flüsterten miteinander. Das Herz pochte ihr bis zum Hals, und sie richtete sich auf. Die Tür zitterte und öffnete sich dann.
    Hannahs blasses Gesicht sah zu ihr auf. »Oh Nell«, rief sie und brach in Tränen aus.
    »Deshalb soll ich mit zu ihm zurückkehren und ihn heiraten«, schloss Nell. Im Bewusstsein, dass St. Maur draußen wartete, sprach sie leise. Die Kutsche würde Hannah nach Hause bringen, aber entsprechend der Vereinbarung sollte Nell hier bei ihm in Mayfair bleiben. Offensichtlich bestand er auf allen Details. Er war nicht einmal ins Haus gegangen, sondern wartete auf der Treppe vor dem Eingang. »Kannst du das glauben?«
    Hannah befeuchtete sich die Lippen. »Nein.«
    »Es ist ein bisschen verrückt, oder?« Nell nahm Hannahs Hand. »Arme Kleine. Du siehst hundemüde aus.«
    Hannah nickte und blickte auf die Hand in ihrem Schoß, in der das zerknautschte blaue Taschentuch lag. Nell hatte es ihr gegeben, als sie auf dem Weg zum Grosvenor Square zu weinen angefangen hatte. St. Maur hatte den Besitzerwechsel mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem schwachen, aber ostentativen Lächeln zur Kenntnis genommen.
    Jetzt weiß ich Bescheid
, hatte dieses Lächeln besagt.
    Ja, jetzt wusste er Bescheid. Sie war nicht nur eine Möchtegernmörderin, sondern auch eine Diebin.
    Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie eng sich ihre Kehle in einer Schlinge anfühlen würde. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Hannah, deren zitternde Hand sie hielt. »Alles ist wieder gut«, sagte sie und drückte die Freundin an sich. »Und Hannah …« Warum sollte sie keine großen Träume haben. »Denk doch nur. Das bedeutet, ich könnte reich sein. Unglaublich reich!«
    Einen Moment lang war es still. Hannah sah auf und runzelte die Stirn. »Aber du bist nicht dieses Mädchen, Nell.«
    »Vielleicht nicht, aber …« Nach kurzem Zögern sagte sie hastig: »Da hängt so ein Gemälde in St. Maurs Bibliothek, und ich schwöre dir, dass ich diesen Ort schon einmal gesehen habe.« Sie hatte darüber nachgedacht. »Ich habe das Haus darauf sofort erkannt. Und du hast selbst gesagt, dass ich aussehe wie die Frau auf der Fotografie.«
    »Ja, schon, aber du hast gesagt …« Hannah warf einen schnellen Blick zur Tür, die noch immer geschlossen war. »Du hast gesagt, du bist das uneheliche Kind von ihrem Vater«, flüsterte sie. »Vielleicht hast du das Haus ja als kleines Kind gesehen.« Sie zog die Nase kraus. »Aber ich kann nicht glauben, dass du das all die Jahre vor mir geheim gehalten hast! Du hast kein Wort davon gesagt!«
    »Aber bevor Mum krank wurde, hat sie Rushden nie erwähnt.« Warum hatte sie es nicht erzählt? Nell spürte, wie sich ihr der Magen zusammenkrampfte. »Wenn dieser Typ recht hat, hatte sie einen guten Grund zu schweigen.«
    Hannah gab einen ungeduldigen Laut von sich und riss sich los. »Ich kann nicht glauben, was du da sagst. Glaubst du, deine Mum wäre zu so etwas fähig gewesen? Mrs Whitby war vielleicht ein bisschen blöde, aber um das Kind einer anderen Frau zu stehlen, muss man schon richtiggehend geistesgestört sein!«
    Nell wurde rot. Die Worte sprachen ihre eigenen Gedanken aus. »Ich meine ja nicht, dass sie verrückt war. Aber falls sie es getan hat …« Sie holte Luft. »Na ja, vielleicht hatte sie einen Grund dafür. Vielleicht hatte sie Angst um mich. Vielleicht war ich irgendwie in Gefahr oder …« Nell verstummte. Hannah sah sie an, als würde sie am heiligen Sonntag fluchen.
    »Hier«, sagte Hannah schroff und warf ihr das Taschentuch hin. »Nimm es zurück. Wenn du zur Hure wirst, will ich nichts von dem Geld!«
    Nell schüttelte den Kopf. Ihr wurde bang ums Herz. »Er hat von Heirat gesprochen, nicht davon zu vögeln.«
    Hannah schnaubte. »Bisher warst du eigentlich nie so dumm.«
    Nell starrte auf das

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