Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
feine Taschentuch, das neben Hannahs sommersprossigen, abgearbeiteten Händen auf der Bank lag. »Du hast ja recht, dir Sorgen zu machen«, sagte sie ruhig. »Du hast auch mit Mum recht. Natürlich hätte sie so etwas nie getan.«
    »Nein, das hätte sie nicht.« Hannah schob das Kinn vor. »Aber ich kann mir schon denken, warum du auf ihn hereingefallen bist«, gab sie gnädig zurück. »Er ist ein ziemlich hübscher Kerl, und ich bin froh, dass er mich hier rausgeholt hat. Aber er ist ein Lump, dich so hereinlegen zu wollen. Wenn er mit dir ins Bett will, könnte er wenigstens ehrlich sein!«
    Da saß der Haken. »Ich glaube nicht, dass er lügt.« Nell zuckte mit den Achseln. »Was würde er dabei gewinnen? Männer wie er glauben, dass sie jedes Mädchen kaufen können. Und gerade mich soll er wollen?« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich bin vielleicht keine Vogelscheuche, aber es ist doch eher unwahrscheinlich, dass er sich ausgerechnet wegen mir so viele Umstände macht.«
    Hannah schürzte die Lippen. »Du bist hübsch, Nellie. Dickie Jackson sagt immer…«
    »Ach, dieser Schwätzer! Du hast es schon kapiert. Ich bin nicht du. Wenn ich du wäre, würde er sich vielleicht irgendwelche Geschichten ausdenken, um dich zu kriegen. Aber, seien wir mal ehrlich, Han.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Vergiss das mit Mum«, sagte Nell hastig. »Aber was auch immer die Wahrheit ist, er glaubt diese Geschichte. So oder so habe ich nichts zu verlieren, wenn ich zu ihm zurückkehre.« Außerdem hatte St. Maur zu viel gegen sie in der Hand, als dass sie es wagen könnte, sein Angebot abzulehnen. Aber damit wollte sie ihre Freundin nicht belasten.
    »Oh ja, ich wette sogar, dass er die Geschichte glaubt«, sagte Hannah düster. »Bis zu dem Tag, an dem er dich heiraten soll. Dann wirst du schon sehen, was er glaubt. Er wird dich ohne einen Penny sitzen lassen. Nichts wird dabei herauskommen!«
    Nell gab ein ungeduldiges Schnauben von sich. »Vielleicht, aber hör zu, Hannah: Er hat versprochen mich einzukleiden – eine ganze neue Garderobe, hat er gesagt, damit er mich seinen Leuten vorstellen kann. Stell dir nur vor, was ich mit drei oder vier Kleidern anfangen könnte – keine billigen, sondern Seide und Satin, wie auf den Fotografien.«
    Von dieser Vorstellung aufgemuntert hielt sie inne. Es wäre demütigend, sein Angebot nur anzunehmen, weil er sie sonst festnehmen lassen könnte. Aber dieser Plan war richtig klug. Selbst wenn sie von ihm nichts zu befürchten hätte, würde sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen. »Wenn er wegen der Heirat seine Meinung ändert, habe ich immer noch die Kleider. Überleg mal, wie viel Brennan auch nur für ein einziges bezahlen würde!«
    Hannah trommelte mit den Fingern auf den Ledersitz. »Ich weiß nicht. Klar, sie würden einen hübschen Preis bringen«, sagte sie leise. »Aber wenn er die Polizei auf dich hetzt, weil er behauptet, du hättest sie gestohlen?«
    »Aber das könnte er jetzt auch schon tun.« Im Augenblick glaubte er natürlich, dass sie ihm von Nutzen war. Sobald sich das änderte, könnte er sie nur so zum Spaß den Hunden zum Fraß vorwerfen. »Es gibt ein Risiko«, gab Nell zu. »Aber auch nicht größer als das, das ich sowieso schon eingegangen bin.«
    Hannah presste die gefalteten Hände an den Mund. Bei der angestrengten Gebetshaltung wurden ihre Lippen blass. Nell verstummte, weil sie begriff, dass ihre Freundin gleich ein Urteil abgeben würde.
    »Du hast gesagt, er will dein Geld«, sagte Hannah schließlich. »Er will dich heiraten. Wenn er dich nicht auf den Arm nimmt, dann will er dich wirklich heiraten.« Sie blinzelte schnell und bekreuzigte sich dann. »Möge deine Mum mir vergeben … du könntest eine Countess werden, Nell.« Ihre Augen weiteten sich. »Eine
Countess!
«
    Nell öffnete den Mund, konnte aber nichts sagen. Eine
Countess
. Das Lachen fühlte sich ein bisschen hysterisch an. »Was für eine verrückte Idee. Wenn du dieses Haus nur von innen sehen könntest …« Oder ihn darin. St. Maurs Gleichgültigkeit gegenüber dem Luxus, in dem er lebte – die Ungeduld, mit der er sich in der Bibliothek umsah, als gäbe es nichts, was ihn interessierte –, so war es, wenn man wirklich in diese Welt gehörte.
    Das würde sie nie fertigbringen.
    »Er ist ein ziemlicher Hingucker«, murmelte Hannah. Sie warf Nell einen seltsamen Blick zu. »Magst du ihn denn? Würdest du ihn gern heiraten?«
    Nell lehnte sich zurück. Der Ledersitz fühlte sich an

Weitere Kostenlose Bücher