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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Teppich unter ihren Füßen war so weich!
    Sie hockte sich hin, um ihn zu berühren. Dann drückte sie die Handflächen darauf. Er federte. Sie zog in Betracht, auf allen vieren darauf herumzukriechen, fürchtete aber, dass jemand hereinkommen und sie dabei erwischen könnte. Die ältere Dame, die sie hochgebracht hatte, Mrs Collins, hatte gesagt, dass bald jemand kommen würde, um ihr aufzuwarten.
    Ihr
aufzuwarten!
    Zu rasch richtete sie sich wieder auf. Kein Wunder, dass ihr schwindelig wurde. Durch die offene Tür zu ihrer Linken konnte sie das Wohnzimmer sehen, wo man hinging, um zu wohnen. Schlafen tat man im Schlafzimmer, was scheinbar nicht zum Wohnen dazuzählte. Hinter dem Wohnzimmer waren ein richtiges mechanisches Wasserklosett und ein Ankleidezimmer, denn das riesige Schlafzimmer mit der ausladenden Garderobe und dem Toilettentisch bot natürlich auf keinen Fall genügend Platz, um sich darin anzuziehen.
    Lachen sprudelte aus ihr heraus. Sie hielt sich den Mund zu, dann runzelte sie die Stirn und hob die Hand vor die Nase. Ein Hauch von Parfüm hing daran.
    Verblüfft blickte sie nach unten. Die Teppiche waren parfümiert!
    Die Tür ging auf. Sie wirbelte herum und sah, dass ein Mädchen aus dem Flur hereinkam – das sauertöpfische Hausmädchen, das gestern ihr Messer gefunden hatte. In den Armen trug sie einen Korb, auf dem ganz oben ein Haufen zusammengefalteter Kleider lag. Im Türrahmen blieb sie stehen und machte mit gesenkten Augen und in perfekter Balance einen Knicks.
    Letzte Nacht hatte sie natürlich nicht geknickst.
    Nell beäugte sie und den Korb. Sie war nicht gerade freundlicher Stimmung. »Wofür ist das?«
    Aus hellbraunen Augen sah sie kurz zu ihr auf. »Nachthemd und Morgenrock, frische Kleider und die Sachen für Ihr Bad, Miss.«
    Aha, heute war sie also schon Miss! »Und wie heißt du?«
    »Polly.«
    »Nun, Polly, vielleicht möchte ich gar nicht baden.«
    Das Mädchen trat von einem Fuß auf den anderen. »Seine Lordschaft hat mich angewiesen, ein Bad für Sie einzulassen.«
    Soweit Nell wusste, wollte seine Lordschaft, dass sie sich nackt auszog, damit er sich einschleichen und sie wieder küssen konnte. Das würde er vergeblich versuchen. Mit Hannah hatte sie besprochen, sich auf keinen Unsinn einzulassen, bevor er sein Versprechen wahr machte und sie heiratete. Der schnellste Weg ins Unglück wäre, sich ein Kind andrehen zu lassen. »Ich bin viel zu müde dafür. Gibt es hier keinen Waschtisch?« Gewöhnlich kam sie mit einem Krug Wasser und einem Lappen aus.
    »Seine Lordschaft hat um ein Bad gebeten«, sagte Polly.
    Nell zögerte. Pollys blonder Knoten war ordentlich und glatt. Demnach hatte das Mädchen nicht sehr hart gearbeitet. »Musst du die Eimer schleppen?«
    Dem Mädchen entfuhr ein leiser, ungläubiger Laut. »Wir haben Leitungen, Miss.«
    »Schön für dich«, sagte Nell. Aber es waren so viele Treppen bis ins Erdgeschoss, und plötzlich überkam sie Müdigkeit. »Ich möchte lieber nicht warten. Eine Schüssel tut es auch.«
    Das Mädchen warf Nell einen befremdlichen Blick zu und stolzierte dann forsch an ihr vorbei ins Boudoir. Dort blieb sie stehen, um die frische Wäsche abzulegen, bevor sie verschwand.
    Neugierig tapste Nell ihr hinterher und entdeckte, dass es noch einen Raum gab, dessen Tür geschickt von der Tapete kaschiert wurde. Weiße Kacheln bedeckten den Boden, und über der blassblauen Tapete glänzte eine Lackschicht. In der Mitte des Raums, unter einem kleinen Oberlicht aus buntem Glas, führten zwei Holzstufen zu einer großen, in edles Mahagoni eingefassten Emaillewanne. Zwei Kupferrohre waren so angebracht, dass sie ins Innere der Wanne zielten. Kam das Wasser wirklich bis hier oben?
    Das Hausmädchen hatte den Korb auf einem Messingwägelchen abgestellt und kniete sich jetzt hin, um an einem der Hähne zu drehen. »Er klemmt«, sagte sie ächzend, bevor der Hahn nachgab und sie rückwärts auf den Hintern fiel. Man hörte ein hohles Klopfen und dann einen metallischen Schlag wie von einem Hammer.
    »Was für ein unchristlicher Lärm«, sagte Nell. »Und ich habe auch keine Lust auf ein Eisbad, wohlgemerkt.«
    »Nur einen Augenblick.« Polly zupfte an ihrer Haube und rappelte sich wieder auf.
    Plötzlich sprudelte Wasser aus einem der Rohre und plätscherte in die Wanne.
    Nell klammerte sich so heftig am Türrahmen fest, dass ihr die Knöchel schmerzten. Das Wasser dampfte.
    »Es ist warm?«, fragte sie.
    »Ja«, seufzte das Mädchen. »Sogar zu

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