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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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einem kleinen Hocker abstützte, der vor dem Kaminschirm stand, zeichneten sich die kräftigen Muskeln im Oberschenkel ab. Für einen Augenblick sah sie ihn vor sich, wie er nackt ausgesehen hatte. Groß, mager und muskulös, wie ein Tier, das für die Jagd gemacht war.
    »Ich habe die Wahrheit gesagt«, sagte er nachdenklich. »Und es scheint mir erstaunlich, dass Sie auf meinen Plan eingegangen sind, obwohl Sie an meinen Absichten zweifeln. Hatten Sie vielleicht das Gefühl, dass Ihnen nichts anderes übrig blieb? Wer hat Ihnen das blaue Auge verpasst?«
    Ein Laut entfuhr ihr, reine Wut. »Das geht Sie nichts an!«
    Für einen Moment betrachtete er sie. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab. »Hmm.« Er nahm die Stiefel vom Hocker und stellte sie flach auf den Boden. Dann beugte er sich, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, zu ihr vor. Die Vorsätzlichkeit seiner Bewegung, der langsame Übergriff in ihren Raum, brachte ihren Pulsschlag zum Stolpern. »Alles was mit Ihnen zu tun hat, geht auch mich etwas an, seit Sie Ihren Fuß in dieses Haus gesetzt haben. Ist das nicht großartig?«
    Er sah viel zu selbstsicher aus. Als wüsste er etwas, das sie nicht wusste. Sie legte das Tuch beiseite, wollte die Hände lieber frei haben. »Ich habe nie zugestimmt, dass Sie in meinem Leben herumwühlen.«
    »Sie haben zugestimmt, mich zu heiraten, oder? Als meine zukünftige Braut sind Ihre Sorgen auch meine. Eigentlich ganz einfach.«
    Was für ein Haufen Blödsinn. Die Ehefrauen, die sie kannte, hielten vor ihren Männern mehr geheim, als sie mit ihnen teilten. »Was ist mit Ihren Sorgen?«, fragte sie. Man konnte die Skepsis in ihrer Stimme hören. »Werden die auch zu meinen?«
    »Sie dürfen mich fragen, was sie wollen.«
    Das war keine Antwort. »In Ordnung«, sagte sie. Sie würde ihn testen. »Sie sind ein gut aussehender Filou. Sie haben hübsche Manieren, einen Titel und ein Haus obendrein. Warum finden Sie kein reiches Mädchen, das Sie heiratet?«
    »Aber ich habe doch eines gefunden«, sagte er leichthin. »Sie sitzt mir gegenüber und sieht in ihrem Nachthemd ganz bezaubernd aus. Gott segne Stoffe, die kratzen.«
    Fassungslos spürte Nell, wie sich Schamesröte in ihrem Gesicht ausbreitete. Was sollte das nun wieder? Eigentlich war sie weder schüchtern noch prüde. »Machen Sie sich nicht über mich lustig.«
    »Sie glauben nicht, dass Sie bezaubernd sind?«
    Seine Augen waren beinahe klebrig. Ein Mädchen konnte leicht darin hängen bleiben. »Ich bin keine Lady.« Aber das klang irgendwie nicht richtig. Sie runzelte die Stirn im Verdacht, gerade sich selbst gegenüber unfair gewesen zu sein. Mit einem hilflosen Achselzucken fügte sie hinzu: »Jedenfalls nicht von Ihrer Sorte. Keine … richtige Lady, meine ich.«
    »Ah, deswegen.« Er seufzte und starrte ins Feuer. »Die meisten richtigen Ladys sind ziemlich lästig. Sie stellen Ansprüche, denen ich nur ungern gerecht werden würde. Und ihre Väter sind ebenfalls ein Problem, da sie in der Regel meinen Ruf missbilligen.«
    Bisher hatte er diesen Ruf nicht erwähnt. »Warum? Was ist mit Ihrem Ruf?«
    »Ich hatte eine ziemlich wilde Jugend.«
    Die musste wirklich verdammt wild gewesen sein, wenn die Leute trotz des Adelstitels vor ihm zurückschreckten. »Haben Sie jemanden umgebracht?«
    »Nein.«
    Sie hatte ein kurzes Zögern bemerkt. »Seien Sie ehrlich.«
    Er sah sie offen an. »Ich finde es selten sinnvoll zu lügen, Nell.«
    Ausweichender als ein Dieb, der von einem Schutzmann verhört wurde. »Aber manchmal tun Sie es trotzdem?«
    Er lächelte schief. »In Ordnung. Also raus damit. Die schlimmsten Gerüchte, die Sie zu hören bekommen werden.« Er lehnte sich zurück und beäugte sie. »Ich bin ein Säufer. Nicht wahr: Ich trinke gern, bin aber selten richtig betrunken. Ein Lebemann und Lüstling: bis zu einem gewissen Maß vielleicht, aber nicht wahllos. Nur geladene Gäste, wie man so schön sagt. Ein Spieler: ja, aber ich habe nie um Beträge gespielt, die über meine Mittel hinausgingen.« Er verstummte kurz, schwarzer Humor verdunkelte sein Gesicht. »Obwohl es in meiner jetzigen Situation ziemlich einfach wäre. Gemeinhin spiele ich jedenfalls nur wegen des Vergnügens, andere Leute um ihr Geld zu bringen. Was noch? Ah – böse Perversionen. Nun, ich denke, das hängt davon ab, wie man ›böse‹ definiert. Einige Leute haben furchtbare Angst vor Kreativität. Substanzen, die im Gegensatz zu Alkohol nicht erlaubt sind: ja,

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