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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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verdient. Silber schlug gegen Porzellan. Ein melodieloses Summen drang an seine Ohren. Nell lud sich in bester Laune Essen auf den Teller.
    Es herrschte Schweigen, bis sie sich an den Tisch setzte.
    »Wo haben Sie diese Kleider her?«, fragte er.
    Sie hob die Brauen. »Eines der Hausmädchen hat sie mir gebracht. Danke.«
    Er biss sich auf die Zunge. Offensichtlich ahnte sie nicht, dass sie die Zielscheibe eines grausamen Scherzes geworden war.
    Daughtry warf ihm einen undurchdringlichen Blick zu. Er spürte, wie seine Wut heftiger wurde und durch die Peinlichkeit eine ungekannte Schärfe bekam. Noch vor Mittag würde er jemanden feuern. Niemals würde er seinen Dienstboten so einen albernen Aufstand durchgehen lassen, genauso wenig wie diesen lächerlichen Dünkel.
    Mit Mühe nahm er seine Gabel und konzentrierte sich auf seine Wurst.
    Ein feuchtes Platschen ließ ihn aufblicken. Ein größeres Stück Ei war neben Nells Teller gelandet.
    Man würde ihre Tischmanieren etwas … aufpolieren müssen.
    An Appetit schien es ihr allerdings nicht zu mangeln.
    Daughtry legte seine Gabel nieder und unterzog die Tischdecke einer genauen Untersuchung. Simon konnte ihm das kaum vorwerfen. Es kam einem fast unanständig vor, Nell beim Essen zuzusehen. Sie beugte sich über den Teller, als müsste sie ihn beschützen, während sie den Inhalt rasch und stetig mit der Gabel in sich hineinschaufelte. Beim Kauen warf sie ihnen beiden misstrauische Blicke zu. Schockiert begriff er, dass Nell sie beim Essen beobachtete und abschätzte, ob sie sich von den Speisen auf der Anrichte noch nachnehmen würden oder, besser gesagt, wie viel für sie übrig wäre, wenn sie ihren Teller geleert hatte.
    Die Tür öffnete sich und ein Hausdiener trat ein, um die gleiche Frage zu erörtern. Nell erschrak und war sichtlich erleichtert, als der Mann wieder ging, ohne etwas abzuräumen.
    Mitleid, dachte Simon, fühlte sich an wie eine Krankheit, ein wachsender Tumor, die Art von schmerzhaftem Krebs, die den Patienten dazu brachte, das Skalpell zu begrüßen, das ihn für immer entfernte.
    Er wandte den Blick von Nell ab und betrachtete die Gemälde an den Wänden. In der Ecke sah der alte Rushden finster auf sie hinab, so steif wie die Leiche, die er inzwischen war, aber irgendwie selbstgefällig. Der Mund war in dieser leichten Kurve gefroren, die weniger ein Lächeln als ein verächtliches Grinsen gewesen war. Es hatte fast immer auf seinen Lippen gelegen: In seinen Augen hatte fast die ganze Welt unter ihm gestanden.
    Vielleicht hatte Nell Glück, dass Rushden ihre Rückkehr nicht mehr erlebt hatte. Simon war sich sicher, dass er ihr nicht wohlwollend begegnet wäre.
    Der Gedanke verstärkte sein Unbehagen. Er selbst begegnete ihr auch nicht gerade wohlwollend. Obwohl er gerade beschlossen hatte, einen Dienstboten zu feuern, weil er sich über sie lustig gemacht hatte.
    Wieder öffnete sich die Tür: Es wurde Nachschub gebracht. Nell drehte sich auf ihrem Stuhl um, sichtlich gefesselt vom Anblick gebackener Pilze, Hammelkoteletts, gebratenem Barsch und gekochten Tomaten. Als der Diener die Speisen auf die Anrichte stellte, lehnte sie sich zurück, atmete tief durch und legte zum ersten Mal, seit sie begonnen hatte, die Gabel zur Seite.
    Simon räusperte sich. »Es gibt immer noch mehr. Und wenn Sie auf etwas Bestimmtes Appetit haben, müssen Sie nur fragen.«
    Sie warf ihm einen abwägenden Blick zu. »Das werde ich«, sagte sie, und in ihren Worten klang eine Art Herausforderung mit.
    »Fragen Sie«, sagte er. »Was hätten Sie gern?«
    Sie nahm die Gabel wieder auf und drehte sie zwischen den Fingern, während sie überlegte. »Ich werde noch darüber nachdenken«, sagte sie. Ein seltsames Lächeln kroch über ihren Mund, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Essen widmete.
    Nein, mehr noch: als sie begann, mit dem Essen zu kommunizieren.
    Zuerst wurden ihre Bissen langsamer. Das nächste Milchbrötchen brauchte eine ganze Minute, um zu verschwinden.
    Dann, als sie mit einer Schüssel Beeren und frischer Sahne weitermachte, erklangen diese leisen Laute in ihrer Kehle.
    Nachdem sie damit fertig war, hielt sie inne, um sich die Finger abzulecken.
    Und dann seufzte sie, ein voller Klang, bei dem ihre Brust sich hob und senkte. Ihre Zunge kam zum Vorschein und leckte einen Rest Sahne aus dem Mundwinkel.
    Mit einem weiteren Milchbrötchen ging dann alles wieder von vorne los.
    Er saß reglos da und kam sich wieder wie ein Idiot vor – wenn auch nur

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