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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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»Und sie kennen sich in den übleren Bezirken ein bisschen aus. Ich war immer sehr zufrieden mit ihrer Ermittlungsarbeit.«
    »Exzellent.« Simon war egal, wer es tat, solange es getan wurde. »Was noch?«
    »Ah … ja.« Daughtry räusperte sich und legte einen Finger an die Lippen – offenbar war das ein Zeichen, denn der Sekretär sprang von seinem Stuhl auf, machte eine tiefe Verbeugung und bat darum, den Raum verlassen zu dürfen.
    »Großartig«, sagte Simon, als sich die Tür hinter dem Mann schloss. »Sie haben ihn auf Handzeichen trainiert?«
    Daughtrys Lippen deuteten einen knappen und äußerst flüchtigen Hauch eines Lächelns an. »Diskretion ist meine Parole, besonders in Dingen der …« Er zog eine stahlgraue Braue hoch. »Liebe?«
    Simon lachte. »Mein Gott, Daughtry. Haben Sie Ihren Sinn für Humor all die Jahre versteckt gehalten?«
    »Niemals«, sagte Daughtry. »Jedoch in der Annahme, dass Sie beabsichtigen, der Dame Obdach zu geben …«
    »Das tue ich.« Auf keinen Fall würde er riskieren, ihre Spur in irgendeinem Rattenloch in den Slums zu verlieren. »Was ist damit?«
    »Ihnen muss klar sein, dass ihr wunderbares Wiederauftauchen das öffentliche Interesse erregen wird. Wenn Lady Katherine und Grimston hartnäckig sind, könnte ein richterliches Verhör notwendig werden.«
    »Damit habe ich gerechnet.« Vor sechzehn Jahren waren die Zeitungen voll von ihrem Verschwinden gewesen. Ihr Wiederauftauchen würde sich kaum als weniger auffällig erweisen.
    »Es wird Spekulationen zu ihrem Aufenthaltsort vor ihrer Rückkehr geben. Wenn es einen unauffälligen Ort gäbe, wo man sie unterbringen könnte … vielleicht bei Lady St. Maur?«
    Simon ließ ein Schnauben hören. »Bei meiner Mutter?« Sie würde Nell in Lauge tauchen wollen und zur Sicherheit noch einmal abkochen. Von allen Menschen würde sie als Letzte daran glauben, dass Cornelia in Gestalt eines verwahrlosten Mädchens aus den Slums wieder aufgetaucht war. Es war ihr schon immer schwergefallen, Anschein und Wahrheit als zwei unterschiedliche Kategorien zu betrachten. »Völlig unmöglich. Außerdem ist sie über den Sommer in Nizza.«
    »Gut. Aber wenn ihre Ladyschaft hier bei Ihnen untergebracht ist …« Daughtry verstummte für einen Moment. »Verzeihen Sie, aber Sie müssen begreifen, wie das für andere aussieht.«
    »Ziemlich skandalös, ohne Zweifel. Na und? Schließlich muss sie ja keinen Ehemann suchen. Den werde ich wohl in zufriedenstellender Weise abgeben.«
    »Sie haben also vor, sie sofort zu heiraten?«
    »Sobald klar ist, dass sie die Erbschaft bekommt. Ohne Aufschub.«
    Mit zusammengepressten Lippen nickte Daughtry und konzentrierte sich dann darauf, seine Manschette glatt zu streichen.
    Für einen Mann, der normalerweise etwa so steif war wie eine fünf Tage alte Leiche, war diese unaufmerksame Handbewegung ein außerordentlich deutliches Anzeichen von Zweifeln. »Sagen Sie einfach, was Sie denken, Daughtry«, sagte Simon.
    »Als Ihr Rechtsbeistand muss ich alle möglichen Folgen in Betracht ziehen.« Daughtry zuckte mit den Schultern. »Sobald sie als Lady Cornelia anerkannt ist, wird Sir Grimston ihr Vormund sein, und zweifellos wird er erpicht darauf sein, seine … ähm … Pflicht zu erfüllen, sozusagen.«
    Und genauer gesagt von ihr zu profitieren. Sie war erst zweiundzwanzig. Grimston würde noch drei Jahre in den Genuss kommen, ihren nicht zu verachtenden Nachlass zu kontrollieren, falls sie unverheiratet blieb. »Er wird alles tun, um sie von mir fernzuhalten.«
    Eine dunkle Vision stieg vor ihm auf: Trotz beträchtlicher Investitionen in Lady Cornelias Auferstehung würde er vielleicht mitansehen müssen, wie Nell ihm entrissen wurde. Grimston würde die Hochzeit so lange wie möglich aufschieben wollen. Und Nell vielleicht sogar ermuntern zu debütieren.
    »Und wenn ich sie sofort heirate?«, fragte er. »Sagen wir, bevor sie in die Gesellschaft eingeführt wird?«
    »Das wäre hilfreich für unsere Sache«, sagte Daughtry sofort. »Sollten wir wirklich vor Gericht gehen, können Sie sich sicher vorstellen, dass es einem Richter leichter fällt, die adlige Geburt einer Countess anzuerkennen als die einer Frau von ungewissem Leumund, die unter fragwürdigen Umständen unter dem Dach eines … Gentlemans lebt.«
    Zwar sagte er nicht
eines Mannes von ihrem Ruf
, aber Simon hörte es trotzdem deutlich heraus.
    »Aber falls irgendetwas schiefläuft«, gab Simon zurück, »bin ich ein bankrotter Lord, der sich

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