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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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ein mittelloses Mädchen aus der Gosse aufgehalst hat. Nicht wirklich ideal, oder?«
    »Aber nein.« Daughtry sah überrascht aus. »Dem wäre nicht so. Falls die Dame nicht Lady Cornelia ist, hätten Sie keine Wahl, als eine Annullierung der Ehe zu beantragen.«
    Simon, der gerade nach dem Kaffee griff, erstarrte in der Bewegung. »Würde die denn gewährt werden?«
    »Sobald ihr betrügerische Absicht nachgewiesen werden kann, wäre Ihre Einwilligung in die Ehe nichtig. Das ist einer der verlässlichsten Gründe für eine Annullierung. Unvorstellbar, dass das Gericht keine volle Sympathie mit Ihrer Situation hätte.«
    Simon lachte in sich hinein. »Aber das ist ein … durch und durch hinterlistiger Plan, Daughtry.«
    Der Anwalt verzog den Mund zu einem gerissenen Lächeln. Man brauchte keinen Sinn für Humor, um ein selbstgefälliger, hämischer Mistkerl zu sein. »Es wäre unerfreulich«, gab er zu. »Aber es läge vollkommen im Rahmen des Gesetzes.«
    »Das Gesetz ist ein Esel«, murmelte Simon. Wer hatte das gesagt? Shakespeare. Er nahm einen großen Schluck. Korrekter wäre: Das Gesetz ist ein Upperclass-Esel. Wer sonst hatte irgendeine Hoffnung, es zu seinem Vorteil zu verdrehen? »Sie hat keine Chance.«
    Daughtry lächelte wieder. »Nein, hat sie nicht.«
    Simon sah zum Fenster hinaus. Ein schöner Tag, die Morgensonne schien fröhlich durch die glänzenden Blätter.
    Eigentlich war es nicht sein Stil, mit armen Schluckern Spiele zu treiben. Man spielte nicht mit Leuten, die die Regeln nicht kannten oder nicht ausgerüstet waren, um sie einhalten zu können.
    Aber es gab selten die Aussicht auf einen so überwältigenden Gewinn – und nicht nur für ihn. Auch Nell würde davon profitieren. In vielerlei Hinsicht profitierte sie sogar sehr viel mehr als er. Ihm würde das Geld lediglich erlauben, weiter das Leben zu führen, das er gewohnt war, aber sie könnte sich ein sehr viel besseres Leben leisten. Sie könnte leben, wie sie wollte: Außer seinem Anteil an der Erbschaft würde Simon nichts von ihr verlangen.
    Und wenn sie scheiterten? Es würde Nell nicht schaden, ein paar Monate hier zu leben. Sie würde das Haus satt und gut gekleidet verlassen. Ein netter kleiner Urlaub von harter Arbeit, dachte er. Wenn sie wollte, konnte sie bei ihrem Auszug auch noch etwas Tafelsilber mitnehmen.
    »Die Detektive sollen sofort anfangen«, ordnete er an. »Wahrscheinlich ist es entscheidend zu beweisen, dass Jane Lovell die Frau war, die sie aufgezogen hat. Lady Cornelia nannte sich Nell Whitby, gab aber zu, dass sie den Namen von ihrem Stiefvater hatte. Wenn Janes Heirat legitim war, dann könnte man mit den Aufzeichnungen der Kirchengemeinden beginnen.«
    »Sehr gut. Und soll ich einen Besuch im Büro des Erzbischofs von Canterbury arrangieren?«
    Sie brauchten eine spezielle Heiratserlaubnis, wenn sie die übliche Frist und Bekanntmachung der geplanten Eheschließung nicht abwarten wollten.
    »Tun Sie das«, sagte Simon. »Offensichtlich haben wir nichts zu verlieren.« Und alles zu gewinnen.
    Die Tür ging auf. Seine zukünftige Frau betrat den Raum, und entsetzt stellte Simon fest, dass sie beinahe in Lumpen gekleidet war.
    »Guter Gott«, hörte er Daughtry murmeln.
    Tief verwurzelte Manieren überwanden seine Verblüffung. Zusammen mit Daughtry erhob er sich.
    »Morgen«, sagte sie fröhlich und warf beiden ein munteres Lächeln zu.
    »Auch Ihnen einen guten Morgen«, gab Simon zurück. Ihr Anblick setzte einen unsanften Schlusspunkt hinter die rauschhafte Begeisterung, die er beim Pläneschmieden empfunden hatte. Er hatte vollkommen vergessen, wie wenig sie doch nach einer verschwundenen Erbin aussah. Da war einmal die Tatsache, dass sie nur Haut und Knochen war. Und dann die Aufmachung, die sie unverständlicherweise irgendwo aufgetan hatte: ein trister grauer Rock mit ungleichmäßigem Saum, eine lange schwarze Jacke, deren Ärmel oberhalb der knorrigen Handgelenke endeten. Und eine Melone. Wo zum Teufel hatte sie eine Melone her?
    Im dezenten Luxus seines Salons sah sie wie die Pointe eines Witzes aus. Oder eher wie ein Ausrufezeichen. Jetzt hatte sie die Speisen auf der Anrichte bemerkt, und jede Zelle ihres Körpers strebte darauf zu.
    Simon atmete tief durch und unterdrückte seinen Ärger. »Bedienen Sie sich«, sagte er.
    Sie nickte und steuerte auf das Büfett zu.
    Langsam sank er in seinen Stuhl zurück. Die ungerührte Miene, die Daughtry ihm gegenüber zur Schau stellte, hatte einen Preis

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