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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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vage, auf irgendwie unklare Weise. Nell bemerkte seinen Blick nicht. Warum sollte sie auch? Sie wurde gerade von Erdbeeren überwältigt. Von Brötchen hingerissen, von Devonshire Double Cream verführt. Jeder Zentimeter an ihr war rosig und vibrierte vor schwelgerischem Genuss. Für ihn hatte sie keine Energie übrig.
    Was eigentlich gut war, dachte er. Er hatte nämlich keine Ahnung, was sein Gesicht ihr verraten hätte, hätte sie sich die Mühe gemacht, ihn anzusehen. Sein Mitleid war verschwunden – hatte sich plötzlich aufgelöst –, um einem sehr viel weniger vergeistigten Gefühl Platz zu machen.
    Simon warf einen Seitenblick auf Daughtry. Der Mann sah entsetzt aus.
    Worüber Simon absurderweise lächeln musste. Ach ja, Daughtry war von der biederen Sorte. Ganz anders als er selbst.
    Es war aber nicht nur Lust, die ihn gepackt hatte. Das in ihm ansteigende Gefühl war fast eine Offenbarung. Niemals hatte er jemanden gesehen, der so viel Vergnügen verspürte. Und weswegen? Frühstück.
    Sie nahm eine Tasse, roch daran und lächelte. Sein rühriger Koch hatte sich daran erinnert, dass ihr zum Frühstück Schokolade serviert werden sollte. Jetzt zögerte Nell keine Sekunde: sie hob die Tasse, und der reine weiße Bogen ihres Halses schrie beinahe nach der Berührung seiner Hand.
    Als sie die Tasse wieder abstellte, war sie leer.
    Ihm kam es fast so vor, als ob es bei dieser Offenbarung auch um Neid ging. Schokolade mochte in Bethnal Green etwas Ungewöhnliches sein, aber Brot und Beeren musste sie kennen. Es war bizarr, aber er neidete ihr die Freude, die sie daraus zog. Es war eine große Gabe, so tief in weltliche Genüsse eintauchen zu können. Schon lange hatte er nicht mehr gefühlt, was er in ihrem Gesicht las.
    Was für eine sonderbare Idee, etwas von ihr lernen zu können. Es war sicher Jahre her, seit er etwas Neues entdeckt hatte, das ihn mit all seinen Sinnen gefangen nahm.
    Vielleicht war sie so etwas Neues.
    Ihre Blicke trafen sich. »Sie starren mich an«, sagte sie.
    »Wirklich?« Es bekümmerte ihn nicht allzu sehr.
    Sie wischte sich den Mund ab und sah dann nach unten, suchte mit dem Blick die Krümel, die ihr heruntergefallen waren. Röte erblühte auf ihren Wangen: Wahrscheinlich lag nicht nur ein Krümel auf ihrem Schoß, sondern so einige.
    Aber auch wenn ihr jetzt auffiel, wie übel sie der Etikette mitgespielt hatte, nahm sie sich nicht zurück. Wieder sah sie ihm in die Augen. Schob das Kinn hoch und starrte ihn über die Nase hinweg an. Über Kittys Nase.
    Das versetzte ihm einen kleinen Schock. Bei Gott, sie sah Katherine Aubyn einfach zu ähnlich.
    »Sie müssen die Ähnlichkeit doch bemerken«, sagte er zu Daughtry. Er selbst bekam Kopfschmerzen davon. Kaum hatte er es vergessen, traf es ihn im nächsten Augenblick wie ein Schlag ins Gesicht.
    Der Anwalt riskierte zögernd einen Blick, als fürchte er sich davor, was er zu sehen bekäme. »Da ist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit. Ich glaube durchaus, dass sie Zwillinge sind. Trotzdem würde ich sagen, dass man einem ahnungslosen Beobachter verzeihen kann, wenn er es …«
    »… übersieht. Natürlich.« Vor Gericht zu fordern, dass diese Frau als die legitime Tochter eines Earls anerkannt wurde, würde auch den höflichsten und sensibelsten Menschen auf die Probe stellen. Gerechtigkeit würde einen Hauch gutes Zureden benötigen, ein kleines bisschen Zauberei. Ein passendes Korsett, dachte Simon, und eine große Portion Wäschestärke. »Wir müssen sie natürlich zurechtmachen. Eine Modistin, eine richtige Kammerzofe, vielleicht jemand, der Benehmen mit ihr trainiert – ich habe schon einiges arrangiert.«
    »Sehr gut«, sagte Daughtry erleichtert.
    Nell hob die Hand an ihr Ohr und schnippte mit den Fingern. »Nein, nicht taub«, sagte sie. »Nur unsichtbar, nehme ich an.«
    »Natürlich nicht«, sagte Simon sofort. »Vergeben Sie uns. Mr Daughtry hier wird unsere Bemühungen, Ihnen zu Ihrem Geburtsrecht zu verhelfen, koordinieren. Und für heute …« Er verstummte, als er plötzlich die etwas säuerliche Note in ihrem Blick bemerkte. Sie sah nicht freundlich aus.
    Vielleicht hätte er sie nicht noch einmal küssen sollen. Wenn er sie verführte, könnte das ihr eigentlich klares Arrangement verkomplizieren.
    Aber sie war deswegen nicht beleidigt gewesen. Ihre Reaktion hatte nicht den Anstrich von jungfräulicher Sittsamkeit gehabt. Nachdem sie den Kuss abgebrochen hatte, hatte sie eher … verwundert ausgesehen.
    Er

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