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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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und gehen – dabei werfen wir ihm aber noch ein paar Blicke zu.«
    »Zweifellos während ihr miteinander herumkichert«, sagte St. Maur betrübt. »Ja, ich habe fast Mitleid mit den Jungen in Bethnal Green.«
    »Oh, Sie sollten sich nicht allzu schlecht fühlen. Die haben ihren Spaß dabei.«
    »Dessen bin ich mir sicher.«
    »Bei der nächsten Stufe lässt man sie näher heran. Sagen wir, der Junge, den man angesehen hat, findet den Mut, sich einfach zu einem zu stellen, ganz nett und ungezwungen. Jetzt wirft man ihm keine aufreizenden Blicke mehr zu, nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber man läuft auch nicht weg.«
    St. Maur nickte. Aber im Lernen war er nicht schnell. Nell lockte ihn mit dem gekrümmten Zeigefinger zu sich. Sichtlich erschrocken stieß er sich von der Wand ab.
    »Wenn ich es demonstrieren soll«, sagte sie, »brauche ich jemanden, an dem ich es demonstrieren kann.«
    »Natürlich«, sagte er und ging auf sie zu.
    Es war nicht so einfach, die Sitten des East Ends hier in Mayfair anzuwenden. Ihr fiel kein Junge ein, der sich so bewegte wie St. Maur. Niemand in Green hatte die Ruhe, so zu gehen – mit langsamen, fließenden Bewegungen, die an eine satte Raubkatze erinnerten, die einfach nur zum Spaß herumspielte.
    Trotzdem, sie hatte sich etwas vorgenommen und würde es jetzt durchziehen. Mit gerundeten Augen wich sie zurück an die Wand. »Sehen Sie? Jetzt ziere ich mich.«
    Sein Mund zuckte. »Das tun Sie«, sagte er und ließ einen anerkennenden Blick über ihren Körper gleiten.
    »Sehr gut«, sagte sie warm. »Jetzt kommen Sie näher, und ich tue so, als würde ich Sie bis ganz zum Schluss nicht sehen …«
    Aber ihr Kopf war völlig leer, als er näher kam und über ihrem Kopf eine Hand gegen die Wand legte.
    »Machen Sie weiter«, sagte er so nah, dass ihr beinahe unwohl war. So nah, dass sie das Grün und Grau und Gold seiner Augen erkennen konnte.
    Niemand in Bethnal Green roch wie er. Auch hatte niemand solche Lippen. Sie waren ein Wunder, so voll und weich, so gegensätzlich zu den harten Konturen seines Kiefers. Nell fand es schade, dass er sich so regelmäßig rasierte. In jener ersten Nacht hatte er einen attraktiven Bartschatten getragen.
    »Was passiert jetzt«, murmelte er – und fügte nach einer viel zu langen Pause hinzu: »In Bethnal Green?«
    Sie räusperte sich. »Das macht man nicht so in Bethnal Green.«
    »Was macht man nicht?«
    Er war groß. Wirklich groß. Sein Bauch war flach, und sie wollte mit der Hand darüberstreichen, weil sie sich daran erinnerte, wie muskulös er ausgesehen hatte. Sie wollte wissen, ob sie die einzelnen Muskeln fühlen konnte, wollte spüren, wie sie sich unter der straffen, heißen Haut bewegten, als er sich weiter hinunterbeugte und sein Atem ihr über das Gesicht strich. Eine heiße Strömung pulsierte zwischen ihren Körpern und erinnerte sie daran, wozu die Natur Männer und Frauen geschaffen hatte, wenn sie sich aneinanderpressten.
    Sie schluckte schwer und zwang ihr Gehirn zu arbeiten. »Man … bedrängt ein Mädchen nicht in diesem Stadium. Sonst könnte es weglaufen.«
    Und dann schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch und tänzelte an der Wand entlang von ihm weg. Ein leichtfertiges Lachen kitzelte sie in der Kehle.
    So hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt, fröhlich und leicht und mit der Lust zu lachen, und wie sonderbar, dass sie das ausgerechnet hier fühlte, in diesem großen, leeren, prachtvollen Saal mit Gold an den Wänden und einem Mann, der ihr mit Meeresaugen nachsah. Er sah so reich und dekadent aus, dass sie schwören könnte, er würde nach Schokolade schmecken, wenn sie hineinbeißen würde, dunkel und vielschichtig und süchtig machend.
    »Das war sehr ungezogen von mir«, sagte er, seine Stimme die reine Sünde, so tief, dass ein Mädchen hineinfallen und nie wieder das Tageslicht erblicken könnte. »Im Allgemeinen habe ich sehr viel Freude daran, jeden Schritt zu befolgen, den eine Lady wünscht.«
    Offensichtlich war sie hier nicht die Einzige, die Flirtunterricht gab. »Nun, sie haben einen Schritt ausgelassen«, sagte sie, unfähig zu widerstehen.
    »Ich warte auf Ihre Anweisungen«, schnurrte er.
    Ein sündhafter Impuls durchfuhr sie so schnell, dass ihr gesunder Menschenverstand ihn nicht aufhalten konnte. »Man muss sich ein wenig berühren«, sagte sie und zuckte leichthin mit den Achseln. »Wie zufällig, obwohl es natürlich Absicht ist.«
    Seine Augen wurden schmal. Er machte einen bewussten Schritt

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