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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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weiß also jetzt, dass ich hier bin.«
    »Das nehme ich an.«
    Rasch holte sie Luft und versuchte, die Beklommenheit in ihrem Herzen zu unterdrücken. »Glauben Sie, dass sie mich nicht sehen will?«
    Simon sah sie offen an. »Bisher hat sie Sie nicht gesehen. Sobald sie das tut, wird sie ihre Meinung über meine Neuigkeiten ändern.«
    »Vielleicht hat sie den Brief nicht bekommen.« Nell konnte sich nicht vorstellen, dass Katherine nicht wenigstens neugierig war. »Wem haben Sie ihn übergeben? Könnte jemand ihn eingesteckt haben? Um sie zu schützen vielleicht. Wenn ihr Vormund mich für eine Betrügerin hält, dann …«
    Sein Mund verzog sich zu einer Grimasse, die verriet, dass das durchaus eine Möglichkeit war. »Falls er den Brief abgefangen hat, dann wahrscheinlich nicht das erste Mal. Sie haben Ihrem Vater geschrieben, oder?«
    Nell fiel der Queue aus der Hand und prallte mit dem dicken Ende hart auf den Boden, bevor sie ihn wieder auffing. »Er hat auch die Briefe des alten Rushden bekommen? Der Vormund? Grimston?«
    Simon nickte kurz.
    »Nun.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Grimston.« Der Name fühlte sich ungesund auf der Zunge an, glitschig und sauer wie die Haut auf verdorbener Milch. »Jetzt weiß ich, für wen ich meine Kugeln hätte aufsparen sollen. Er ist ein schlechter Mensch, oder?«
    »Er liebt Geld«, sagte Simon. »Ihre Schwester hat welches. Ich glaube, er hat die Absicht, sie zu heiraten, am liebsten als Alleinerbin, Sie verstehen. Ob sie von seinen Plänen weiß oder nicht, kann ich nicht sagen.«
    »Vielleicht sollte jemand es ihr sagen.«
    »Kitty hat nie auf Ratschläge gehört.«
    »Ich könnte es ihr sagen.«
    Er schenkte ihr ein zynisches Lächeln. »Oh, natürlich. Aber vergessen Sie nicht, dass Familie … nicht immer so ist, wie man sie sich erhofft. Und Sie sind natürlich ganz anders aufgewachsen. Katherine Aubyn kommt sehr nach Ihrem Vater.«
    Nell spürte ein nervöses Flattern im Magen. »War der alte Rushden denn so böse?«
    »Zu ihr?« Er zuckte mit den Achseln. »Ich glaube nicht, dass sie das glaubt.«
    »Aber zu Ihnen schon.«
    »Ach, alte Geschichte, längst vorbei. Zu langweilig für eine solche Nacht.«
    »Es ist in Ordnung, wenn Sie nicht darüber sprechen möchten«, sagte Nell. »Aber ich gebe zu, dass ich neugierig bin.« Sie räusperte sich, fühlte sich irgendwie unbeholfen. Verlegen fuhr sie mit dem Finger am Rand des Tuchs entlang und fügte hinzu: »Wissen Sie, ich wuchs in dem Glauben auf, mein richtiger Vater wäre ein Farmer aus Leicestershire. Aber wahrscheinlich sollte ich nicht ausgerechnet Sie zum verstorbenen Earl befragen.«
    Simon legte seinen Queue quer über die Ecke des Tisches. »Mich zu bitten, halbwegs überlegt über ihn zu sprechen, wäre wirklich ziemlich viel verlangt.« Er ging zur Hausbar, füllte seinen Whisky nach und schenkte auch ihr noch einen ein. Mit einem gemurmelten danke nahm sie ihn in Empfang.
    Sie lehnten sich an den Tisch und tranken, die Blicke auf das schwach brennende Kaminfeuer gerichtet. Der Rauch des Holzfeuers und ein Geruch nach geöltem Leder vermischten sich mit den reichhaltigen Aromen des Drinks in ihrer Hand. Sie hatte ihre Neugierde schon fast vergessen, als Simon schließlich weitersprach.
    »Ein paar Dinge kann ich sagen: Er war gebildet. Er mochte das Drumherum seiner Position. Rituale und Traditionen bedeuteten ihm viel. Mannestum«, sagte er und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: »Ehre, Mut. Als Soldat wäre er aufgeblüht – als General natürlich, eher jemand, der Befehle gibt, als sie auszuführen. Aber trotzdem hätte er sicher an vorderster Front gestanden und die Kugeln verflucht, die so unverschämt wären, ihn zu treffen.« Er zögerte. »Wahrscheinlich haben Sie diese Eigenschaft von ihm. Sie lassen sich nicht so leicht einschüchtern.«
    Das Kompliment überraschte sie, da es ihn einiges gekostet haben musste. Er hatte es indirekt auch ihrem Vater machen müssen. »Danke«, murmelte sie – und focht einen aussichtslosen Kampf mit einem dämlichen Lächeln, dass sie zuerst an den Kaminsims aus Malachit, dann an die Messinghunde richtete, die den Kaminschirm bewachten.
    »Natürlich ist Ihr Mut ein ganz anderer.« Simon sprach langsam, mit tiefer Stimme. »Er war absolut eigenwillig, wissen Sie.« Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und entdeckte, dass er leicht seine Stirn gerunzelt hatte und konzentriert aussah. »Er brachte keine Geduld dafür auf, dass jemand anders war als

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