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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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Rosen meiner Mutter frißt oder ihre Gemüsebeete niedertrampelt. In dem Punkt ist sie sehr empfindlich. Auch das frischangelegte Spargelbeet meines Vaters ist tabu für dich und deinen edlen Hengst. Aber die Wege und der Rasen stehen dir zur freien Verfügung. Da kann ich dir sogar ein kleines Hindernis aufstellen für Sprungübungen, die du im Gelände ja auch beherrschen mußt.“
Hans fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich weiß nicht, ob euer Garten der ideale Übungsplatz ist für jemanden, der noch nie auf einem Pferd gesessen hat“, wandte er vorsichtig ein. „Das sagt sich so leicht, keine Rosen fressen und schön auf den Wegen bleiben! Ich werde das ja gerne beherzigen, aber ob Südwind es auch tut?“
„Natürlich! Pferde sind sensibel, sie hören auf das Wort des Reiters. Sag ihm mit leiser, aber fester Stimme, was es tun soll, und es gehorcht auf der Stelle.“
Hans schüttelte zweifelnd den Kopf, aber Andreas redete schon weiter.
„Jetzt wollen wir mal die Route festlegen und am besten auch gleich die einzelnen Tagesetappen. Ich hab schon vorgearbeitet, paß auf! Die Strecke von hier bis nach Stockach ist nach meinen Berechnungen ziemlich genau 950 Kilometer lang. Wir haben sechs Wochen, sprich 42 Tage, Zeit. Wenn wir 950 durch 42 dividieren, erhalten wir 22 Komma 61 Kilometer. Das heißt, du mußt im Schnitt 23 Kilometer täglich reiten, kapiert?“
„Donnerwetter“, staunte Hans, „das hört sich gar nicht schlecht an. Ich hab mit viel mehr gerechnet. Soviel schaffe ich ja sogar, wenn ich zu Fuß gehe.“
„Eben! Und das ist deine Chance! Wenn der Gaul aus irgendeinem Grunde schlappmacht, steigst du ab, gehst auf deinen eigenen Hufen und läßt ihn hinterhertrotten. Für meine Ente ist das natürlich keine Sache, die reißt die Tagesetappe in zwanzig Minuten runter.“
„Sofern sie keine Panne hat!“
„Wenn schon, dann bleibt immer noch Zeit, sie zu reparieren. Paß auf, ich nehme jetzt meinen Reißzirkel, stelle einen Radius von … Warte mal, wie ist das noch? Ach ja, 5 Kilometer in der Natur entsprechen einem Zentimeter auf der Karte. Also, ich stelle einen Radius von 4 Komma 5 Zentimetern ein und wandere mit dem Zirkel über die Karte. Jeder Schritt bedeutet eine Tagesetappe. Am ersten Tag kommst du bis Itzehoe, am zweiten bis Glückstadt, und am dritten hast du schon die Elbe überquert und kampierst irgendwo in der Nähe von Stade. Dann geht’s immer schön nach Süden in Richtung Braunschweig.“
„Wenn du erlaubst, unterbreche ich mal deine Planungen“, sagte Hans an dieser Stelle. „Wie ich sehe, wanderst du mit deinem Zirkel auf den Straßen entlang. Ich werde aber die Straßen meiden und immer schön über Wiesen und Felder reiten, Luftlinie gewissermaßen. Das bedeutet erhebliche Abkürzungen. Darum werde ich wahrscheinlich mehr schaffen, als du ausgerechnet hast.“
„Um so besser!“ rief Andreas.
„Ja, schon, das Problem ist nur, wie wir uns treffen wollen, wenn du auf den Straßen fährst, ich aber über die Felder presche. Wie willst du mich zum Beispiel finden, wenn das brave Tier mich abwirft und ich mit einem gebrochenen Bein in einem Graben liege?“
Andreas winkte ab. „Alles schon bedacht. Da gibt es nämlich nur eines: Wir halten immer Sichtkontakt.“
„Sichtkontakt ist besonders leicht zu halten, wenn ich durch einen Wald reite“, spottete Hans.
„Ach, hör doch auf!“ rief Andreas. „Auch Wälder haben irgendwo ein Ende! Wir wollen doch nicht durch die Taiga.“
Da sprang Hans plötzlich auf und schlug Andreas auf die Schulter. „Mann, ich hab’s!“ rief er. „Daß ich darauf nicht gleich gekommen bin! Wir kaufen uns zwei Walkietalkies und halten Funkkontakt. Was sagst du dazu? Dann kann uns nichts passieren.“
„Grandios!“ lobte Andreas. „Der Einfall hätte von mir sein können. Jetzt fängt die Sache an, dem einzigen Sohn meines Vaters großen Spaß zu machen.“

Südwind führt sich ein
    Am Montag nachmittag holten sie das Pferd. Hans hatte das Kaufgeld abgezählt in der Tasche und keinen Pfennig mehr. Er wollte sichergehen, daß der Besitzer ihm nicht doch noch mehr abnahm. Ein Strick, die Wäscheleine aus dem Keller seiner Wirtin, und das Reithalfter lagen auf dem Rücksitz der Ente, als sie losfuhren.
    „Ich an deiner Stelle wäre ja gleich geritten“, sagte Andreas. „Jetzt mußt du die sechs Kilometer zu Fuß marschieren und den Gaul hinter dir herziehen.“
    „Laß nur, das ist mir sicherer“, antwortete Hans.

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