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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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gelangten, fiel er von selbst in Trab. Das war Hans allerdings nicht sehr angenehm, denn mit dieser Gangart kam er noch nicht zurecht. Aber Südwind wollte nun mal traben und nahm darum das ungeschickte Verhalten seines Reiters geduldig in Kauf, jedenfalls eine Zeitlang. Als ihm dann die schweren Stöße aufs Kreuz unangenehm wurden, schaltete er um auf Galopp. Das gefiel Hans viel besser, denn nun konnte er mit dem Hintern im Sattel bleiben. Nach etwa dreihundert Metern wechselte Südwind wieder in den Schritt, ruhte sich aus und trabte dann noch einmal los. Und da kam Hans allmählich dahinter, wie er sich dem Bewegungsrhythmus des Pferdes anpassen mußte.
Ich schaffe es, dachte er glücklich. Ich schaffe es bestimmt! Mit diesem Pferd reite ich durch die ganze Welt. Nun, heute wollte er ja nur bis Itzehoe kommen, einen lächerlichen Katzensprung weit. Dumm, daß sie sich nicht gleich für Glückstadt entschieden hatten, das waren doch nur 20 Kilometer mehr. Kein Problem, so wie er in Form war! Für Südwind bestimmt auch nicht, denn daß er sich wohl fühlte und nach Bewegung verlangte, merkte man ihm an.
„Hallo, Andreas“, rief Hans durch das Walkie-talkie, „bist du okay? Bitte kommen!“
„Hier Andreas“, antwortete der. „Wie geht es dir?“ „Mir geht es prächtig. Ich könnte glatt noch weiter reiten als bis Itzehoe.“
„Das laß mal bleiben!“ rief Andreas. „Bei mir hat es nämlich einen kleinen Zwischenfall gegeben. Ein grauhaariger Typ mit einem großen Wagen, einem Ford, soviel ich sehen konnte, hat mich beim Überholen so geschnitten, daß ich voll in die Bremse gehen mußte. Dabei ist mein Bremsseil gerissen. Jetzt kann ich nur noch mit der Handbremse bremsen und krieche dahin wie eine Schnecke. Wenn ich eine Werkstatt finde, lasse ich das Seil erneuern.“
„Na, dann bis heute abend“, sagte Hans. „Machs gut! Ende.“
Er verließ die Heide und ritt nun auf einem schmalen Wirtschaftsweg dahin. Dort war er ganz allein, niemand war in seiner Nähe außer den Kühen auf der Weide zu seiner Linken. Ich habe nicht geahnt, daß Reiten so schön sein kann, dachte er. So unter freiem Himmel auf einem warmen liebenswerten Tier gemütlich zu sitzen und bedächtig und ohne Hast voranzukommen ist das größte Glück, das diese Welt uns bieten kann.
Südwind marschierte wieder im Schritt. Die Sonne stieg höher, es wurde warm. Hans zog die Jacke aus und legte sie vor sich auf den Proviantsack. Als er merkte, daß auch Südwind zu dampfen begann, beschloß er, eine kleine Pause einzulegen. Zwei Stunden sind wir schon unterwegs, dachte er, da ist eine Unterbrechung angebracht.
„Brr!“ rief er und zog die Zügel an. Sofort blieb Südwind stehen. Hans stieg ab, holte die Wasserflasche, die er mit kaltem Tee gefüllt hatte, aus dem Plastikbeutel und nahm einen langen Zug. Ob ein Pferd auch aus einer Flasche trinken kann? fragte er sich. Hm, Probieren geht über Studieren. Und er hielt Südwind die Flasche an die Lippen.
„Hier, nimm einen Schluck! Es ist Tee, der löscht den Durst am besten.“
Das Pferd wußte mit der Flasche jedoch nichts anzufangen. Es biß darauf herum, daß Hans fürchtete, es könnte sich die Zähne ausbrechen.
„Nicht fressen, du Dummerjan“, rief er, „trinken sollst du!“ Doch das verstand Südwind nicht. Er faßte die Flasche schließlich mit den Zähnen, riß sie Hans aus der Hand und schleuderte sie mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf die Kuhweide.
Hans gab es auf. Südwind auch. Er neigte den Kopf und begann das Gras zu fressen, das am Rand des Weges wuchs. Hans holte die Flasche zurück und setzte sich hin. Dabei hatte er den Eindruck, als ob seine Beine nicht mehr so beweglich waren wie sonst. Muskelkater, dachte er, kann das sein? Er rieb sich die Waden und drehte die Füße hin und her. Hm, vielleicht sitze ich zu verkrampft, das muß ich ändern. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute in den Himmel. Es ist ein Traum, dachte er, ein wunderschöner Traum. Solch ein Glück kann nicht Wirklichkeit sein. Er schloß die Augen, knöpfte das Hemd auf und ließ sich von der Sonne bescheinen. Darüber schlief er allmählich ein.
Aufgeschreckt wurde er durch das Gehupe eines Traktors, der in geringer Entfernung auf dem Wirtschaftsweg stand und an ihm und seinem Pferd vorbei wollte.
„He, junger Mann“, rief der Bauer, „zieh mal deine Beine an und dreh dein Pferd rum, ich will auf mein Feld!“
„Na, wenn’s denn sein

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