Eine Parkuhr fuer mein Pferd
mitschwingen, mein Junge“, belehrte ihn Andreas. „Hintern hoch, Hintern runter, so liebt es das Pferd. Wenn du ihm wie ein Mehlsack aufs Kreuz plumpst, wird es sauer und schmeißt dich ab.“
Er trat bei diesen Worten von vorne an Südwind heran und klopfte ihm den Hals. Da sah er, daß das Tier sehr staubig war. „Mein lieber Scholli!“ rief er. „Wo hat der Gute sich denn so eingesaut? Wir bringen morgen einen Eimer mit oder noch besser eine Gießkanne, und schrubben ihn mal so richtig ab. Mit Shampoon und einer edlen Seife.“
„Mit Shampoon?“ fragte Hans lachend. „Das hab ich ja noch nie gehört!“
„Na klar!“ rief Andreas. „Ein Fell besteht schließlich aus Haaren, und die wäscht man, wie dir bekannt sein dürfte, mit Shampoon.“
Hans klatschte Südwind mit der Hand auf die Hinterbacke und pustete gegen den Staub, den er dabei aufwirbelte. „Ich kann mir nicht helfen“, sagte er, „mir kommt das ziemlich verrückt vor.“
Am nächsten Tag führten sie Südwind über eine halbe Stunde am Kanal entlang, um eine Stelle zu finden, wo sie ihn gefahrlos waschen konnten. Aber so eine Stelle gab es nicht. Sie hatten keine andere Wahl, als ihn auf den Hof von Andreas’ Elternhaus zu bringen. Damit er dort nicht wieder irgendein Unheil anrichten konnte, banden Sie ihn mit dem Stallhalfter vor der Garage fest.
„Mein Vater ist noch im Büro, und meine Mutter macht einen Krankenbesuch“, sagte Andreas, „das paßt gut. Bevor einer von ihnen hier auftaucht, müssen wir Südwind geschrubbt haben. Paß auf, ich spritze ihn erst einmal mit dem Gartenschlauch ab, und dann seifen wir ihn ein.“
Da der Tag sehr heiß war, empfand das Pferd es wohl als angenehm, eine kalte Dusche zu bekommen. Jedenfalls stand es ganz still und fraß den Hafer aus dem Futtersack, den Hans ihm umgehängt hatte. Auch das Shampoonieren ließ es sich gefallen. Bald war es völlig mit weißem Schaum bedeckt, so daß es von weitem aussah wie ein Schimmel.
Länger als eine Stunde putzten und rieben sie an dem Tier herum, bis sie mit seinem Aussehen zufrieden waren. Hans kämmte ihm abschließend die Mähne, und Andreas versuchte, seine langen Schweifhaare zu einem Zopf zu flechten. „So“, sagte er, „nun kannst du dich unterwegs in der besten Gesellschaft sehen lassen.“
Am nächsten Tag ging es los.
Hans hatte Südwind gesattelt und ihm die Gepäcktaschen umgehängt. Ein wasserdichter Beutel mit Marschverpflegung für einen Tag lag vorne quer auf dem Widerrist des Pferdes. Die schweren Dinge, nämlich das Zelt, den gefütterten Schlafsack und eine dicke Wolldecke, hatte Andreas in seine Ente gestopft. Dazu zwei volle Hafersäcke und einen Korb mit Mohren. Südwind beobachtete die Vorbereitungen gelassen, schnaubte ein paarmal und stieß hin und wieder seinen rechten Vorderhuf auf das Straßenpflaster, daß die Funken stoben.
Andreas hatte seine Mutter eingeweiht, ihr aber das Versprechen abgenommen, auf keinen Fall Hans’ Mutter etwas von der Sache zu verraten, wenn sie ihr zufällig über den Weg laufen sollte. Nun stand sie vor der Haustür, winkte den beiden zu, ermahnte sie immer wieder zur Vorsicht und machte noch schnell ein paar Fotos: Südwind mit Reiter von vorn, Südwind mit Reiter von hinten und Südwind ohne Reiter, weil der noch mal auf die Toilette gelaufen war.
Noch jemand hielt den Aufbruch mit der Kamera fest, allerdings aus größerer Entfernung und durch die staubige Windschutzscheibe eines graugrünen Autos. Aber davon merkten Hans und Andreas nichts.
„Alles klar?“ fragte Hans seinen Freund über den Walkie-talkie.
„Alles klar!“ antwortete der.
„Also dann bis heute abend auf dem Marktplatz von Itzehoe.“
Hans preßte die Schenkel zusammen, drückte Südwind durch Rückwärtsneigen nach vorn, sagte hü! und erlebte beglückt, daß das Tier sich gehorsam in Marsch setzte.
„Brav“, lobte Hans, „sehr brav! Bist doch mein liebes, gutes Pferdchen!“ Er genoß es, daß manche Leute ihm nachblickten, die Kinder ihm zuwinkten und ihn ganz offensichtlich bewunderten. Eine unbändige Lebensfreude stieg in ihm auf.
Südwind hatte auch Spaß an dem Ritt. Er setzte munter einen Fuß vor den andern, schnaubte in die helle Morgenluft und blieb schön an der rechten Straßenseite, wie es sein Herr von ihm erwartete. Und als sie den Ort verlassen hatten, erst einen Feldweg benutzten, dann querfeldein am Rande eines Kartoffelfeldes dahintrotteten und schließlich über einen Wirtschaftsweg auf die Heide
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