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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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rief sie Herrn Magnus Möller, den Schauspieler, an und bat ihn, er möchte unverzüglich kommen.
    „Bitte, nehmen Sie Platz!“ empfing sie ihn. „Der Spaß beginnt. Mein Neffe hat mir geschrieben, daß er die Reise am Fünfzehnten antritt. Dann müssen Sie schon vor Ort sein, verstehen Sie? Wenn Sie sich verspäten und ihn bei seinem Aufbruch gar nicht zu Gesicht bekommen, wissen Sie ja nicht, wie er aussieht und was für ein Pferd er reitet und können ihn also auch nicht verfolgen.“
    Magnus Möller nickte. „Natürlich“, sagte er, „das ist mir klar. Ich werde pünktlich zur Stelle sein, darauf können Sie sich verlassen.“ Er räusperte sich. „Da gibt es allerdings noch ein kleines Problem.“
    „So?“ fragte Frau Deters. „Und das wäre?“
    „Sie haben mir gesagt, daß Sie mir ein Auto stellen würden oder ich mein eigenes benutzen könnte.“
„Jawohl“, bestätigte Frau Deters.
„Nun, ich besitze keins. Das habe ich mir bisher nicht leisten können.“
„Na, dann gehen Sie schnellstens los und beschaffen sich eins. Es muß ja kein neues sein. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt bekommt man sehr gute Wagen für weniger als den halben Neupreis. Ich werde Ihnen einen Scheck über zehntausend Mark ausschreiben, dafür kaufen Sie sich das Auto, das Ihnen zusagt. Vielleicht, wenn Sie Ihre Sache gut machen, dürfen Sie es hinterher behalten. Einen Führerschein haben Sie doch hoffentlich?“
„O ja, selbstverständlich!“ versicherte Herr Möller. „Nur zu einem Auto hat es bisher nicht gereicht.“
„Verlieren Sie also keine Zeit. In vier Tagen müssen Sie in Schleswig-Holstein sein.“
„Das ist zu schaffen“, versicherte Herr Möller. „Wenn Sie mir bitte den Scheck geben wollen? Ich sause sofort los.“
Frau Deters schloß ein Fach ihres Schreibtischs auf und holte ein Scheckheft heraus. „Prägen Sie sich genau ein, was ich von Ihnen erwarte“, sagte sie dabei. „Sie sollen meinen Neffen beobachten, ihn möglichst nicht aus den Augen lassen und miterleben, wie er mit seinem Pferd umgeht. Jeden zweiten Tag schreiben Sie mir eine Ansichtskarte von dem Ort, an dem Sie sich gerade befinden. Und denken Sie daran, daß mein Neffe auf keinen Fall dahinterkommen darf, daß er beobachtet wird! Verstehen Sie? Damit er vor Ihren Augen keine Schau abzieht und sich ganz natürlich verhält.“
„Ich werde ihn beschatten, ohne daß er auch nur das geringste ahnt“, versicherte der Schauspieler.
„Hier haben Sie zwei Schecks, einen über zehntausend Mark für das Auto und einen über viertausend Mark für Benzin, Verpflegung, Hotelkosten und was sonst noch an Kosten anfällt während der Reise. Das muß reichen. Das Honorar bekommen Sie erst, wenn alles gelaufen ist.“
Magnus Möller nahm die Schecks, verneigte sich, sagte: „Sie werden mit mir zufrieden sein“, und verließ Frau Deters.
Zehntausend Mark für ein Auto, dachte er kopfschüttelnd, als er draußen auf der Straße stand. Wo ich doch gar keine Fahrpraxis habe! Nee, nee, das schaukle ich anders. Für dreitausend Mark bekomme ich bestimmt einen Schlitten, der den Ansprüchen eines Anfängers genügt und ein paar Beulen und Kratzer vertragen kann. Wenn ich die Tour hinter mir habe, bin ich bestimmt ein geschickter Fahrer geworden, dann kann ich mir ja etwas Besseres zulegen, sofern noch Geld übriggeblieben sein sollte. Mit diesen Gedanken suchte er den nächsten Gebrauchtwagenhändler auf und schaute sich auf dem Hof um. Dort standen Wagen aller Fabrikate in unterschiedlichstem Zustand.
Magnus Möller war ein Künstler. Alles Schöne zog ihn an. Von technischen Dingen verstand er jedoch nichts. Darum war es nur natürlich, daß er das Auto, mit dem er sechs Wochen unterwegs sein wollte, nach dem Äußeren aussuchte und kaum darauf achtete, was der Händler ihm über den Kilometerstand, das Reifenprofil oder gewisse kleine Mängel und Verschleißerscheinungen erzählte, mit denen man nach soundso vielen Kilometern zwangsläufig rechnen müsse. So entschied er sich bald für einen graugrünen großen Ford mit vier Türen und sechs Zylindern und wollte kaum glauben, daß er für das glänzend polierte Fahrzeug, dem man seine hundertfünfzigtausend gefahrenen Kilometer äußerlich nicht ansah, nur dreieinhalbtausend Mark bezahlen mußte.
„Wie gesagt“, verabschiedete ihn der Händler, „ich melde es an. Morgen können Sie es haben. Und denken Sie daran, daß die Kupplung in absehbarer Zeit fällig ist, der Auspuff sowieso, und daß Sie

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