Eine Parkuhr fuer mein Pferd
muß“, antwortete Hans. „Einen Moment, ich bin schon in Aktion.“
Der Bauer hatte es eilig. Darum klatschte er in die Hände, um das Pferd aus dem Weg zu scheuchen. Doch was er damit bewirkte, ließ ihn das Luftholen vergessen. Südwind drehte sich im Kreise, linksherum, rechtsherum, tänzelte zwei Schritte vor, zwei zurück, zwei zur Seite, warf dabei den Kopf, als wollte er in die Wolken beißen, und wieherte.
„Das Tier hat ja einen Koller!“ rief der Mann erschrocken. „Sieh zu, daß du es wieder beruhigst und schnellstens zum Tierarzt bringst. So was hab ich ja noch nie gesehen!“
Aha, dachte Hans, jetzt weiß ich, wie man meinen Südwind tanzen lassen kann. Man braucht nur in die Hände zu klatschen. Laut sagte er: „Nur keine Aufregung, mein Pferd hat keinen Koller. Es ist in einem Tanzklub und legt hin und wieder eine flotte Sohle aufs Parkett. Es hört gleich auf, dann können Sie vorbei.“ Er hatte recht. Nach kaum einer Minute blieb Südwind stehen und begann wieder zu fressen, als ob nichts Besonderes vorgefallen wäre.
Hans drängte ihn ein wenig zur Seite und winkte dem Bauern zu. „Bitte schön“, sagte er, „die Durchfahrt ist frei.“
Da gab der Bauer Gas und fuhr kopfschüttelnd an dem jungen Reiter und seinem verrückten Pferd vorbei. „Von wegen tanzen“, brummte er. „Das Tier ist verrückt!“
Hans tätschelte Südwind den Hals. „Du bist wirklich eine ulkige Nudel“, sagte er zärtlich. „Aber was soll’s, irgendeine Macke haben wir alle. Was meinst du, wollen wir weiter? Hm, da fällt mir ein, daß ich dir den Sattel hätte abnehmen können, so steht es doch in meinem schlauen Pferdebuch. Na ja, das nächste Mal werde ich dran denken. Man lernt ja immer noch dazu, nicht?“
Bevor er aufstieg, versuchte er wieder, mit Andreas zu sprechen. „Hier Hans“, rief er in das Walkie-talkie, „Andreas, bitte kommen!“ Dann schaltete er auf Empfang und wartete. Aber Andreas meldete sich nicht. Hans versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Na, dann eben nicht, dachte Hans. Er schwang sich in den Sattel und ritt los.
Ente im Graben und sachkundige Hilfe
Nachdem Hans etwa eine Viertelstunde geritten war, holte er die Karte aus der Gepäcktasche und versuchte herauszufinden, wo er sich befand. Genau ließ sich das nicht feststellen, aber er wußte ja, daß er nach Süden reiten mußte. Um ein wenig Abwechslung zu haben, ließ er Südwind eine Zeitlang galoppieren, wechselte wieder in den Schritt und versuchte es noch mal mit dem Traben. Und siehe da, es gelang ihm schon viel besser.
Vor einer kleinen Ortschaft begegnete ihm ein anderer Reiter. Der zügelte sein Pferd, eine große Schimmelstute, und grüßte. „Bist du auf Tour?“ fragte er.
„Ja“, antwortete Hans, „ich will bis an den Bodensee.“ „Donnerwetter, da hast du dir ja viel vorgenommen.
Hast wohl alles dabei, was? Schlafsack und so?“
„Natürlich.“
„Kampierst du im Freien?“
„Wie’s kommt. Mal im Freien, mal im Hotel.“
„Ist ja irre. Da hätte ich auch Spaß dran. Aber leider
nicht zu machen. Dies Pferd hier hab ich nur für eine Stunde geliehen. Wenn ich galoppiere, komme ich gerade bis an den Kanal und zurück. Übrigens, wenn du ein Eisen verlieren solltest, bei uns im Dorf gibt es einen Hufschmied. Also, gute Reise dann!“
„Gleichfalls“, antwortete Hans und ritt weiter.
Vor dem einzigen Geschäft im Ort, in dem man nicht nur Lebensmittel, sondern auch Textilien und Haushaltswaren kaufen konnte, erinnerte sich Hans daran, daß er einen Trinkeimer für Südwind brauchte. Darum stieg er ab, band das Tier mit dem Zügel am Zaun fest und ging in das
Geschäft. Gleich neben der Tür lagen bunte Strohhüte auf einem Regal. Klasse, dachte er, einen kriege ich und einen Südwind, die schützen uns vor einem Sonnenstich. Er kaufte zwei gelbe, ließ sich eine Schere geben und schnitt in den größeren zwei Löcher für Südwinds Ohren. Dann ging er hinaus und setzte dem Pferd den Hut auf.
„Steht dir großartig“, sagte er lachend. „Jetzt siehst du aus wie der leicht besäuselte Heimkehrer von einer Herrenpartie. Guck, ich hab auch so ein Ding auf dem Kopf, von nun an marschieren wir im Partnerlook.“
Er kaufte noch den Eimer und außerdem ein Bund frische Möhren. Südwind fraß inzwischen die unreifen Äpfel, die ihm ein Baum verlockend vors Maul hielt.
„Nicht doch!“ rief Hans. „Davon kriegst du Durchfall. Hier, ich habe was Besseres für dich.“ Und er fütterte Südwind mit
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