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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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gegeben, als ihr euch getrennt habt?«
    »Wir haben uns nicht getrennt, ich habe ihn verlassen. Und wie hätte ich das Geld denn annehmen können, selbst wenn er mir welches angeboten hätte?«
    Als sie mit dem Packen fertig war, zeigte sie mir etwas, das in Aluminiumfolie eingewickelt war – ein Stückchen Haschisch.
    »Wahrscheinlich ist’s besser, wenn ich’s gleich wegschmeiße. Ich werd’s ja doch bald aufgeben müssen, oder?«
    »Nein, nein, nimm’s ruhig mit. Ich möchte dich ganz, mit allen Lastern und Tugenden.«
    Sie gab mir dankbar einen Kuß, warf aber das kleine Stückchen Folie weg.
    Wir schleppten zwei billige Koffer und einen Rucksack die enge Treppe hinunter und über die Spielsachen hinaus. Draußen wartete natürlich schon George Holmes auf der anderen Seite der Straße, die Hände tief in seinem Burberry vergraben, den Filzhut auf dem Kopf zurückgeschoben.
    Als ich zum Haus gefahren war, hatte ich nirgends Leute von der Polizei gesehen. Er hatte immer effektiv gearbeitet. Sein alter Rover, den ich bei unserer Ankunft nirgends hatte entdecken können, war jetzt am anderen Ende der Straße geparkt, also hatte Holmes wahrscheinlich Anweisung gegeben, daß man ihn benachrichtigen solle, wenn wir auftauchten. Ich hätte ihn fragen können, was er dort mache, doch das wäre für uns beide erniedrigend gewesen. Ich ertrug seinen Blick, während ich Daisys Sachen in den Kofferraum lud und wegfuhr.
    »Das ist der Mann, der letzte Woche bei mir war«, sagte Daisy.
    »George Holmes. Ich hab’ dir mal vor Jahren von ihm erzählt.«
    »Und was sollte das Ganze?«
    »Das war eine Warnung. Er glaubt, daß einer von uns oder wir beide ihn zum Narren halten, und deshalb ist er wütend. Mit George Holmes ist nicht zu spaßen, wenn er wütend ist.«
    »Aber wieso ist er wütend?«
    »Weil er mich früher gut leiden konnte, mich bewundert hat, und weil er sich durch Olivers Tod betrogen fühlt, und weil er ein Mann mit einer Mission ist.«
    »Was für eine Mission?«
    »Er glaubt, daß Drogen die Gehirne unschuldiger Kinder zerstören.«
    Daisy wurde rot. »Ich hab’ dir gesagt, daß ich kein Geld von Oliver angenommen habe, nachdem ich ihn verlassen hatte.«
    »Ich glaube kaum, daß George das besonders beeindruckt.« Sogar ich hatte das Gefühl, wie der Moralapostel in einer Seifenoper zu klingen.
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist«, sagte sie, aber sie sagte mir nicht, daß ich mich umdrehen solle. »George Holmes, hat der dir nicht meine Telefonnummer gegeben?«
    »Ja.«
    »Warum ist er dann wütend darüber, wenn wir uns treffen?«
    »Ich glaube, er hat erwartet, daß ich alles übers Telefon erledige.«
    »Was alles?«
    »Das Reden.«
    Sie vergrub die Finger in den Haaren und schob sie zurück, bis ihre Hände über ihren Ohren lagen. »Also hat er mein Telefon angezapft, und ich bin eine Verdächtige?«
    »Ja.«
    »Und er wollte, daß du mich dazu bringst, was zu sagen?«
    »Er ist schlau. Wer weiß schon, was er wirklich will.«
    Wir waren um eine Kurve gefahren, doch sie drehte sich trotzdem um. »Er sieht so ehrlich aus.« Ihre Hände zitterten, ihre Wangen hatten hektische Flecken.
    Sobald sie ausgepackt hatte, wollte ich sie wegen des Fotos fragen, das George Holmes mir am Tag zuvor gegeben hatte: Daisy mit Plastikohrschützern und einer kleinen Pistole in der Hand auf dem Schießplatz. Doch bevor ich etwas sagen konnte, stellte sie mir eine andere Frage.
    »Jimmy, sei jetzt bitte nicht wütend, aber ich muß etwas wissen. Das ist sicher lächerlich, aber der Polizist hat, glaube ich, dich angeschaut und nicht mich. Ich kann nicht so tun, als wäre ein Teil von mir nicht froh darüber, daß Oliver tot ist, aber wenn du etwas damit zu tun hättest, könnte ich nicht mit dir zusammenleben, nicht deine Geliebte sein.«
    Ich starrte sie an. Angesichts des Fotos war das, was sie gerade gesagt hatte, ziemlich merkwürdig.
    »Lies die Artikel in den Zeitungen«, sagte ich. »Der Mord sieht sehr nach dem Werk eines Profis aus. Ein einziger Schuß aus einer kleinkalibrigen Handfeuerwaffe zwischen die Augen. Die Waffe war gegen Fingerabdrücke mit Klebeband umwickelt, und sie wurde am Tatort zurückgelassen. Wie du selbst gesagt hast: Ich kann kaum mit einem Hammer umgehen. Der Täter muß ziemlich viel Übung haben.«
    Daisy Smith wurde tiefrot und wandte sich einem anderen Thema zu.

[6]
    Daisy und ich erlebten eine Zeit des Glücks, bevor George Holmes wiederkam. Mir war klar,

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